Besserer Brandschutz für Textilfabriken
Druck von Gewerkschaften zeigte Wirkung

Nach der Katastrophe vor drei Wochen mit über 1000 Toten in einer Fabrik in Bangladesch haben sich große Textilmarken dem Druck gebeugt und ein Brandschutzabkommen unterzeichnet. Der Gewerkschaftsverband IndustriAll Global und Nichtregierungsorganisationen hatten dazu den Anstoß gegeben.

16. Mai 201316. 5. 2013


Der Auslöser für das rechtsverbindliche Abkommen war eine menschliche Tragödie. Am 24. April war eine Textilfabrik in der Nähe der Hauptstadt Dhaka eingestürzt und hatte tausende Menschen unter sich begraben. Näherinnen und Näher starben einen qualvollen Tod in den Trümmern. Bisher sind 2438 Verletzte und 1127 Leichen geborgen. Die Opfer und ihre Angehörigen warten bisher vergebens auf die versprochenen Entschädigungszahlungen. Die Missstände haben landesweite Proteste von Arbeitern ausgelöst. Andauernde Streiks legen mehrere Fabriken lahm.


Gewerkschaften setzten Ultimatum

Die großen Textilmarken reagieren nun auf den öffentlichen Druck, den Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen aufgebaut hatten. Mit einem Ultimatum hatten sie den Beitritt der Textilketten zu dem Abkommen gefordert. Als erster erklärte der Bekleidungsriese H&M, die Arbeitsbedingungen in dem asiatischen Land verbessern zu wollen. Das Abkommen, das am 15. Mai unterzeichnet wurde, haben die Internationale Arbeitsorganisation, die Kampagne Saubere Kleidung und Gewerkschaftsorganisationen wie IndustriAll Global ausgehandelt. Das Abkommen beinhaltet Verbesserungen beim Brand- und Gebäudeschutz. Angeschlossen haben sich außer H&M und Inditex unter anderem auch C&A, Tchibo, Marks& Spencer, Primark, Mango, KiK, Aldi, Lidl, Carrefour, Benetton, Esprit, Rewe, Hess Natur, Abercrombie&Fitch. Das erklärte Jyrki Raina, Generalsekretär von IndustriAll Global,dem internationalen Zusammenschluss der Metall-, Chemie- und Textilgewerkschaften.

Die neuen Regeln beinhalten eine Stärkung der Arbeitsrechte, eine höhere Gebäudesicherheit mit mehr Brandschutz, bessere Ausbildung sowie finanzielle Unterstützung. Das Abkommen soll einen Schlussstrich unter eine Serie von Unglücken in der Textilindustrie von Bangladesch ziehen, die die großen Bekleidungshersteller in Verruf brachte. Ihnen wird vorgeworfen, die Bewohner des südasiatischen Landes, das vorwiegend von Textilexporten lebt, als billige Arbeitskräfte zu missbrauchen.

Sterben darf nicht weitergehen

IndustriAll Global fordert, das Rennen nach immer billigerer Produktion internationaler Markenartikel zu stoppen, das schon viel zu vielen Arbeitern das Leben gekostet hat. Die unterzeichnete Vereinbarung hat Modellcharakter, ist aber nur ein erster Schritt zu mehr Sicherheit in den Fabriken. Die Vereinbarung ist zunächst auf fünf Jahre angelegt. Die Beschäftigten brauchen außerdem bessere Löhne, von denen sie und ihre Familien leben können und einklagbare Rechte.

Die Massenproteste im Land nach der Einsturzkatastrophe scheinen einiges in Bewegung gesetzt zu haben. Das Kabinett von Bangladesch hat entschieden, den gesetzlichen Mindestlohn von Textilarbeitern anzuheben, der derzeit bei 30 Euro im Monat liegt. Eine neue Summe wurde aber noch nicht festgelegt. Außerdem wurde die Regelung gekippt, wonach die Arbeiter für die Gründung einer Gewerkschaft die Zustimmung des Fabrikbesitzers brauchen. Abzuwarten bleibt freilich, wie zügig und konsequent die neuen Regelungen auch in der Praxis umgesetzt werden und die Lage der Textilarbeiter spürbar verbessern.
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