Tarifrunde Textil und Bekleidung West 2025
Angebot abgelehnt: Zweite Warnstreikwelle startet

Die dritte Verhandlungsrunde in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie endet in Ostbevern (NRW) ohne Ergebnis. Etwa 500 Beschäftigte demonstrierten vor dem Verhandlungslokal für ihre Forderungen.

25. Februar 202525. 2. 2025 |
Aktualisiert am 13. März 202513. 3. 2025


Zur dritten Verhandlung in der Tarifrunde der Textil- und Bekleidungsindustrie West präsentierten die Arbeitgeber ein minimal verbessertes Angebot. Die IG Metall-Verhandlungskommission wies das Angebot empört zurück. Die Arbeitgeber müssen nun mit einer zweiten Warnstreikwelle rechnen.

„Wir sind mit viel Schwung in die Verhandlung gestartet“, sagt Miriam Bürger, Verhandlungsführerin der IG Metall. „Aber trotz minimaler Anpassungen des ersten Angebots haben die Arbeitgeber die Chance vertan, ein einigungsfähiges Angebot vorzulegen. Die Beschäftigten werden nun ihre Antwort darauf geben: mit einer weiteren Warnstreikwelle.“

 

Neues Angebot bedeutet weiterhin Reallohn-Minus

Die Arbeitgeber lieferten in der dritten Verhandlungsrunde kein erkennbar besseres Angebot. Statt auf die Forderungen der IG Metall einzugehen, boten sie lediglich minimale Verbesserungen der Prozente an. Danach sollen die Beschäftigten zum 1. November 2025 1,5 Prozent und ein Jahr später 2 Prozent mehr Geld erhalten. Selbst mit der in dem Angebot enthaltenen Einmalzahlung von 200 Euro führt das Angebot der Arbeitgeberseite wahrscheinlich zu einem Reallohn-Minus bei den Beschäftigten. Auch bei der Fortführung und Verbesserung der Altersteilzeit blieb das Angebot hinter den Vorstellungen der IG Metall zurück. Die Gespräche zu einem Mitgliederbonus wurden weiterhin verweigert.

„Wir sind gesprächs- und verhandlungsbereit. Für ein Reallohn-Minus der Beschäftigten stehen wir aber nicht zur Verfügung. Die Beschäftigten brauchen dringend ein Entlastungspaket als Antwort auf Preissteigerungen und Arbeitsstress“, so Bürger nach dem Ende der Verhandlung.

Angebot und Forderung weiterhin weit auseinander

Die IG Metall ist mit einer Forderung von 6,5 Prozent, mindestens aber 200 Euro, in die Tarifrunde gestartet. Insbesondere für die unteren Entgeltgruppen, die besonders von den gestiegenen Preisen des alltäglichen Bedarfs belastet sind, ist eine Entlastung durch einen Mindestbetrag wichtig. Überhaupt steht das Wort „Entlastung“ im Mittelpunkt der Tarifauseinandersetzung. Die Altersteilzeit soll mit dem neuen Tarifvertrag nicht nur erhalten, sondern die verfügbaren Plätze pro Unternehmen auch ausgeweitet werden. Auf diese Weise sollen mehr Beschäftigte früher und somit mit weniger belastet in Rente gehen können.

Durch Gespräche zu einem Mitgliederbonus sollen außerdem die IG Metall-Mitglieder entlastet werden. Sie leisten durch ihre Mitgliedschaft nicht nur einen besonderen finanziellen Beitrag, sondern setzen sich auch aktiv für bessere Tarifverträge ein. Das soll belohnt werden.

 

Zweite Warnstreikwelle startet

Bereits in der ersten Warnstreikwelle haben sich 12.000 Beschäftigte an Aktionen und Warnstreiks beteiligt. Auch vor dem Verhandlungslokal in Ostbevern kamen 500 Textilerinnen und Textiler zusammen, um deutlich zu machen, dass sie hinter den Forderungen der IG Metall stehen. Viele Beschäftigte aus der Region kamen in Bussen auf den Vorplatz des Verhandlungslokals. Einige legten auch weitere Strecken zurück. 350 Kilometer waren es bei Linda Kuchel aus Kiel von der Pelz GmbH. Ihr Wecker ging mitten in der Nacht, damit sie pünktlich zur Kundgebung kommen konnte. „Mir geht es darum zu zeigen, dass meine Kollegen und ich hinter der Forderung stehen. Ohne uns würde im Betrieb nichts laufen. Da haben wir mehr verdient“, fordert Kuchel.

Auch Heike Lange von der Firma Bremskerl-Reibbelagwerke und Mitglied der Verhandlungskommission findet in ihrer Rede bei der Kundgebung klare Worte: „Wir machen einen guten Job. Und der muss auch entsprechend gut bezahlt werden“, so Lange. Wie wichtig die Entlastung der unteren Lohngruppen sei, erlebt Heike im Gespräch mit ihren Kolleginnen und Kollegen immer wieder: „Bei uns gibt es viele, die nach einer 5-Tage-Woche im Betrieb, am Wochenende noch einen Zweitjob machen müssen. Nur um die gestiegenen Kosten auszugleichen oder ab und zu mal was mit der Familie unternehmen zu können.“

Weiteren Rückenwind bekam die Verhandlungskommission der IG Metall aus vielen Betrieben: So legten am 3. Verhandlungstag unter anderem die Beschäftigten bei Ideal in Ingolstadt ihre Arbeit zeitweise nieder.

In der zweiten Warnstreikwelle werden die Textilerinnen und Textiler den Druck auf die Arbeitgeber weiter erhöhen. „Die Arbeitgeber provozieren mit einer Hängepartie. Wer sich am Verhandlungstisch nicht bewegt, bewegt Menschen vor die Werkstore“, macht Miriam Bürger klar.

 

Vierte Verhandlung im April 

Die vierte Tarifverhandlung findet voraussichtlich am 10. April statt. Der Verhandlungsort steht noch nicht fest.

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