Branchen in der Krise
Wann geht es wieder aufwärts?

Viele Beschäftigte fragen sich, wann ihr Betrieb und ihre Branche sich von den Corona-Folgen berappelt. Eine sehr rasche Erholung ist wohl in nur wenigen Bereichen wahrscheinlich. Ein Überblick über die Branchen der IG Metall.

27. Mai 202027. 5. 2020


Für ihre Prognosen benutzen die Wirtschaftsinstitute ein „Krisen-Alphabet“. Ein U-förmiger Verlauf steht für eine breitere Talsohle und allmähliche Erholung, ein „V“ für eine sehr schnelle und steile Erholung.

Für die deutsche Wirtschaft gehen die Ökonomen mehrheitlich von einem „U“ aus. Manche rechnen sogar mit einem L-förmigen Verlauf. Das heißt: Nach dem Einbruch kommt erst einmal eine längere Seitwärtsbewegung, bis der Aufholprozess einsetzt.

Wie schnell es geht, hängt auch davon ab, wie die anderen europäischen Länder den Einbruch durch die Corona-Krise bewältigen und wann sich die Exportmärkte und Lieferketten wieder stabilisieren.


Die IG Metall-Branchen im Überblick:

 

Automobilindustrie

Stark gesunkene Exporterwartungen und Rückgang bei den Bestellungen. Nach dem Shutdown läuft die Produktion jetzt in einer flachen Kurve wieder an. Es ist mit mehreren Wochen oder Monaten bis zur „Normalität“ zu rechnen.

Bahnindustrie

Die Produktion läuft mit geringerem Ausstoß weiter, teilweise mit Kurzarbeit. Die Arbeiten im Homeoffice haben zugenommen.

Handwerk

Nach wie vor gefragt sind die baunahen Gewerke Elektrohandwerk, Sanitär- und Heizung sowie das Metallhandwerk. Im Kfz-Handwerk fahren die Betriebe den Service und Vertrieb wieder schrittweise hoch. Das große Problem ist derzeit die geringe Nachfrage nach Neuwagen.

 Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie

Hersteller von Türen, Fenstern und Fertighäusern haben Probleme, ihre Aufträge abzuarbeiten. Die Konsumzurückhaltung belastet die Möbelindustrie.

Luft- und Raumfahrtindustrie

Derzeit geht es kaum um Wertschöpfung, sondern um Schadensbegrenzung und Aufrechterhaltung der Produktion. Die drohenden Liquiditätsengpässe bei kleinen und mittleren Zulieferern bereiten große Sorgen.

Leiharbeit

Viele Beschäftigte sind in Kurzarbeit und werden kaum von Automobilherstellern und Zulieferern abgerufen.

Maschinenbau

Die Corona-Krise trifft weite Teile des Maschinenbaus. Viele Firmen leiden unter fehlenden Neuaufträgen und Stornierungen. Am stärksten trifft es den Teil, der an der Automobilindustrie hängt.

Medizintechnik

So gefragt wie nie: Sonderkonjunktur wegen vieler Aufträge für Beatmungsgeräte, Masken, Schutzkleidung, Kernspintomografen und Virentestverfahren.

Schiffbau

Corona hat den jüngsten Wachstumstrend jäh unterbrochen. Teilweise gibt es Kurzarbeit. Mehrere Betriebe haben erhebliche Liquiditätsengpässe. Besonders betroffen ist der Bau von Kreuzfahrtschiffen.

Schmiedeindustrie

Zahlreiche Unternehmen sind in Kurzarbeit. Edelstahlteile-Zulieferer profitieren durch den Ausfall Italiens und Spaniens. Die Lager sind für einen raschen Hochlauf gut gefüllt.

Eisen- und Stahlindustrie

Die Hochöfen laufen in den meisten Betrieben gedrosselt weiter. Ein Problem ist die schwache Nachfrage vor allem durch die Automobilindustrie. China und Russland, wo trotz Corona unverändert weiterproduziert wird, könnten den Markt mit billigem Stahl fluten.

Textil- und Bekleidungsindustrie, textile Dienste

Die Textilindustrie als Zulieferer für die Automobilindustrie ist von den Werksschließungen der Automobilhersteller besonders betroffen. Das gilt auch für die textilen Dienste, die die Arbeitskleidung für die Automobilhersteller reinigen. Die Bekleidungsbetriebe sind von Ladenschließungen und Kaufzurückhaltung betroffen.

Wehrindustrie

Die meisten Unternehmen produzieren weiter. Die Betriebsräte erwarten zügigen Hochlauf. Die Wertschöpfungsketten funktionieren.

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