Stürmische Zeiten für die Solarbranche – nach Milliardenverlusten im vorigen Jahr hat die Konzernspitze von Bosch angekündigt, aus der Solarsparte auszusteigen. Alle Solarstandorte sollen geschlossen werden. Mehrere tausend Menschen könnten ihre Jobs verlieren. Allein in Arnstadt bei Erfurt bangen neben den 1800 Beschäftigten, noch viele weitere um ihren Arbeitsplatz, denn ihre Jobs hängen indirekt am Solarwerk.
„Gerade ein Konzern wie Bosch sollte nicht vorschnell aufgeben“, fordert Wolfgang Lemb von der IG Metall Erfurt. Er appelliert an die soziale Verantwortung des Unternehmens und fordert die Konzernleitung auf, ihre Entscheidung noch einmal zu überprüfen. Die Beschäftigten jedenfalls werden das Ende des Solarbetriebes nicht kampflos hinnehmen. Im Rahmen einer Betriebsversammlung am 4. April werden die Mitarbeiter in Arnstadt ihre Diskussion um die Standortschließung fortsetzen und mit einem Protestmarsch dagegen protestieren. Der Marsch beginnt um 14 Uhr auf dem Werksgelände am Erfurter Kreuz in der Innenstadt und geht weiter zum Rathaus, wo eine Kundgebung stattfinden wird.
Wichtiger Wirtschafts- und Technologiefaktor
Die Entscheidung das Arnstädter Solarwerk zu schließen, ist in vielerlei Hinsicht hart. Damit stehen bis zu 3500 Jobs in der Region auf der Kippe. In Thüringen stellt die Solarproduktion einen wichtigen Wirtschafts- und Technologiefaktor dar. Sollte sich Bosch tatsächlich aus der Solarsparte zurückziehen, wird damit auch ein starker Player aussteigen, der für qualitativ hochwertige Produkte, faire Arbeitsbedingungen, Mitbestimmung und Tarifverträge stand. Dann gibt es in Thüringen nur noch ein paar kleinere Hersteller.
Aber es gibt noch einen weiteren Aspekt. Die Energiewende ist eines der wichtigsten Zukunftsprojekte hierzulande und nach dem Ausstiegsbeschluss aus der Atomenergie unabdingbar. Der Markt für Photovoltaik wird weiter wachsen, da die Sonne ein wichtiger Energielieferant bleibt. Solar hat Zukunft. Benötigt werden jedoch nicht Billigmodule, sondern qualitativ hochwertige Photovoltaikanlagen. Neue Absatz- und Beschäftigungsmöglichen könnten dabei entstehen. Daher ist es wichtig, dass die Hersteller mehr in Forschung und Entwicklung investieren und dazu sind finanziell in erster Linie die größeren Hersteller in der Lage.
Nationaler Solargipfel
Sollte Bosch seine Entscheidung für das Aus des Arnstädter Werkes nicht korrigieren, fordert Lemb den Konzern auf, zu prüfen, ob ein Verkauf innerhalb der Branche möglich ist. Erste Interessenten gibt es. Die IG Metall will, dass der Produktionsstandort erhalten bleibt. Dieses Ziel könnte auch erreicht werden, wenn der Robert Bosch Konzern andere Produktionsfelder nach Arnstadt holt. Als ersten Schritt erwarten Betriebsrat und IG Metall eine verbindliche Zusage des Konzernleitung, dass im Solarwerk Arnstadt in jedem Fall bis mindestens Ende 2013 weiterproduziert wird und alle Mitarbeiter bis dahin weiterbeschäftigt werden.
Dass die Branche zur Zeit in einer Krise ist, liegt an den weltweiten Überkapazitäten und der chinesischen Billigkonkurrenz. Um diese Probleme anzugehen, fordert Lemb einen nationalen Solargipfel. Daran sollten sich die zuständigen Vertreter von Bund, den betroffenen Bundesländern und der in der Branche aktiven Unternehmen beteiligen. Damit die hierzulande produzierte Menge an Solarmodulen nicht weiter zurückgeht, sollten Produktionsklauseln zum Schutz der Branche vor Dumpinganbietern eingeführt werden. Dann müsste ein bestimmter Anteil der neu installierten Anlagen in Europa hergestellt werden. Eine vergleichbare Regel gibt es beispielsweise in Kanada.
Unterstützung für die Anti-Dumping-Klage
Der Gewerkschafter setzte sich zudem für faire Wettbewerbsbedingungen ein. Lemb forderte die Bundesregierung auf, die Anti-Dumping-Klage der europäischen Solarindustrie in Brüssel zu unterstützen.