100 Jahre Stinnes-Legien-Abkommen

Bericht aus Geschäftsstelle PforzheimTagung der IG Met all Pforzheim widmete sich historischem Rückblick und Tarifbindung der Gegenwart.

1. April 20191. 4. 2019


Als Referenten hatte die IG Metall Pforzheim den Professor für Arbeits- und Verfassungsrecht der Goethe Universität und der Europäischen Akademie der Arbeit in Frankfurt, Otto Ernst Kempen, eingeladen. Kempen schaffte es auch an diesem Abend, die Betriebsräte und IG Metall-Vertrauensleute in Pforzheim in seinen Bann zu ziehen.

 

Otto_bearb

Professor Otto Ernst Kempen und Erste Bevollmächtigte Liane Papaioannou

 

Er schlug den Bogen von der vorindustriellen Zeit, als es noch nicht üblich war, die „Ware Arbeitskraft“ gegen Geld zu verkaufen, bis in die Gegenwart, in der es um die Stabilisierung und den Ausbau der Flächentarife geht. Das von dem Großindustriellen Hugo Stinnes und dem Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds Carl Legien am 15. November 1918 geschlossene Abkommen, das ein Ausdruck der revolutionären Stimmung im Land war, regelte erstmals, dass nur die freien Gewerkschaften als legitime Vertretungen der Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer anerkannt wurden und die Arbeitgeber sich bereit erklärten, künftig nur mit ihnen Tarifverträge abzuschließen. Darüber hinaus wurde mit dem Abkommen der Acht-Stunden-Tag eingeführt. Eine Errungenschaft, die derzeit von Arbeitgeberverbänden und wirtschaftsliberalen Kräften in der Politik wieder in Frage gestellt wird. Als Möglichkeiten die Tarifbindung wieder zu stärken, stellte Prof. Otto Ernst Kempen die Differenzierungsklauseln heraus, die Inhalte ausschließlich für Gewerkschaftsmitglieder regeln und es den Arbeitgebern untersagen, diese Leistungen auch an Nichtmitglieder weiterzugeben. Auch dem im Raum stehenden Vorschlag, tarifgebundene Unternehmen steuerlich zu entlasten, ist Prof. Kempen durchaus zugetan.

| Das könnte Dich auch interessieren
Kontakt zur IG Metall

Newsletter bestellen