Auf nach Berlin

Bericht aus Bezirk Nordrhein-WestfalenDie Erde bebt: Kohleausstieg und Energiewende, Elektromobilität, Industrie 4.0 und Digitalisierung – selten stand die Arbeitswelt unter so hohem Druck. Auch der Handlungsdruck steigt. Denn heute werden die Weichen für die Reise in die Arbeitswelt von morgen gestellt.

1. April 20191. 4. 2019
Norbert Hüsson


Deshalb ruft die IG Metall zur Kundgebung in Berlin auf. Sie findet am 29. Juni statt. Ihr Motto: „Ohne Plan? Ohne uns!“

„‚Transformation‘ klingt nicht sexy“, weiß IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler. Und das, was gemeint ist, die Umwandlung der Arbeitswelt, sei „für viele weit weg“. Doch sie werde alle Beschäftigten betreffen, eher früher als später. Die entscheidende Frage laute: „Lassen wir uns gestalten oder wollen wir gestalten?“

Gefühlt sei „alles gut“, sagt Knut Giesler; wer genauer hinschaue, erahne das Ausmaß der kommenden Umwälzungen. Damit diese Prozesse nicht in eine Krise führen, die wiederum Sozialpläne und Personalabbau nach sich zieht, müsse die IG Metall rechtzeitig eingreifen; und rechtzeitig heiße jetzt. „Die Uhr tickt.“


Veränderungen verunsichern 

Beschäftigte treibt die Frage um, ob sie morgen noch Arbeit haben oder die Zukunft ohne sie stattfindet. Deshalb demonstriere die IG Metall in Berlin „gegen die Spaltung der Gesellschaft in Gewinner und Verlierer der Transformation“, erklärt Giesler. Um die Chancen zu erhöhen, die in der Transformation stecken, demonstriere man für mehr Mitbestimmung und mehr Qualifizierung der Beschäftigten. Letztes überfordere viele Betriebe, der Staat solle sie deshalb unterstützen, beispielsweise mit einem neuen Transformations- Kurzarbeitergeld. In Berlin wolle die IG Metall „die Politik bewegen und die Unternehmen in die Pflicht nehmen“, sagt Giesler.

 

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(Foto: Panther-Media/Sigi Schritt)

 

Die Gefahr ist groß. Dafür drei Belege:

  • Die Energiewende: Kein Bundesland benötigt mehr Energie als NRW. 30 Prozent aller energieintensiven Arbeitsplätze in Deutschland befinden sich an Rhein und Ruhr, in den Aluminium- Hütten, Stahlwerken und Gießereien. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung ist zwar beschlossene Sache, der Einstieg in die Energiewende aber noch nicht gelungen; das Energieland Nr. 1 liegt beim Ausbau der erneuerbaren Energien auf Platz 10.
  • Die Mobilitätswende: In der Automobil- und Zulieferindustrie von NRW arbeiten 200 000 Menschen, allein mit dem Antriebsstrang, der beim Elektro- Auto entfällt, sind 22 000 beschäftigt.
  • Die Digitalwende: Im verarbeitenden Gewerbe von NRW sind 500 000 Menschen tätig. 40 Prozent der Fach- und Anlernarbeit gilt als ersetzbar – durch Roboter beispielsweise. Auf einen Nenner gebracht: „Entweder betreiben wir eine aktive Arbeits- und Industriepolitik „, sagt IG Metall-Experte Wolfgang Nettelstroth, „oder von den 830 000 Arbeitsplätzen in unserem Organisationsbereich entfallen 200 000 in den nächsten fünf bis zehn Jahren.“ Ein Horror- Szenario.

Es wird nicht Wirklichkeit: „Wir müssen nicht nur handeln“, sagt Nettelstroth, „wir können es auch.“ Damit spielt er an auf das Projekt 2020, das Betriebsräte, Beschäftigte und Geschäftsführer in Sachen Transformation unterstützt. 38 Metallbetriebe beteiligen oder beteiligten sich bislang daran.

Beim Sondermaschinenbauer Achenbach Buschhütten in Kreuztal ist man begeistert von diesem Projekt. Sich daran beteiligt zu haben, sei „die beste Investition „gewesen, „die ich mir vorstellen konnte“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Daniel Wollny. Seitdem agiere man mit der Geschäftsführung „auf Augenhöhe“. Geschäftsführer André E. Barten bestätigt das. Das Projekt ermögliche es, den „Weg in ein neues Industriezeitalter gemeinsam zu gestalten“.
 

Auf vier regionalen Informationsveranstaltungen mobilisiert die IG Metall für Berlin:

  • am 8. April in Gladbeck
  • am 9. April in Bielefeld
  • am 10. April in Köln
  • am 11. April in Hagen
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