Transformationsatlas
Die Transformation im Betrieb sichtbar machen

Der Transformationsatlas der IG Metall zeigt das Ausmaß des Wandels.

1. April 20191. 4. 2019
Jan Chaberny


Doch, doch, natürlich, sagt Bernd Feuerpeil, dass etwas passiert, an vielen verschiedenen Stellen im Betrieb, das sehen sie tagtäglich, sie sind ja in alle Entscheidungen eingebunden. „Zum Beispiel gibt es jetzt Tablets für die Staplerfahrer, die anzeigen, wo Material steht, wo es hinmuss“, sagt der Betriebsratsvorsitzende von Aleris, einem großen Hersteller von Walzprodukten aus Aluminium in Koblenz. Oder in der Abteilung für Rechnungsprüfung: Da ist ein Scanner in Betrieb genommen worden, der alle Rechnungen digitalisiert. Ohne Weiteres sei vorstellbar, dass dort bald digitale Technik zum Einsatz kommt, die Rechnungen auch eigenständig prüft und freigibt.

„Und das ist der Punkt“, sagt Feuerpeil. „Wir wissen, dass die Digitalisierung bei uns Einzug hält, wir wissen, dass sich viel verändert. Aber wir haben keinen detaillierten Überblick, in welchen Bereichen in welcher Geschwindigkeit Veränderungen eintreten ― und vor allem, was das für unsere 1 400 Kolleginnen und Kollegen bedeutet, die am Standort arbeiten.“

Das sichtbar zu machen, ist Aufgabe und Ziel des Transformationsatlas, den die IG Metall auf den Weg gebracht hat. Bis Ende April soll er in rund 3 000 Betrieben überall in Deutschland erstellt werden ― und so einen tiefen Einblick ermöglichen. Einerseits soll der Atlas konkrete betriebliche Veränderungen und den entstehenden Handlungsbedarf aufzeigen. Andererseits soll er einen Überblick geben über Ausmaß, Struktur und Auswirkungen der Transformation. „Der Atlas zeigt die Hotspots der Veränderung“, sagt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. „Mit ihm wird es möglich, eine abgestimmte betriebs- und gewerkschaftspolitische Strategie zu entwickeln.“

In Koblenz, bei Aleris, haben sie sich einen Vormittag Zeit genommen ― und sich gemeinsam als Team an die Erstellung des Atlas gemacht. Im Workshop diskutierten sie dazu Leitfragen, etwa: Welche Veränderungen treten absehbar in den nächsten Jahren im Betrieb auf? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die Arbeitsbelastungen? Oder: Welche Faktoren beeinflussen absehbar die Beschäftigung?

„Wir haben die Fragen nicht stoisch beantwortet“, erzählt Bernd Feuerpeil, „wir sind durch sie in eine Diskussion gekommen, bei der es immer wieder auch Kontroversen gab, etwa bei der Frage, inwieweit das Unternehmen die Beschäftigten bereits ausreichend für neue Anforderungen qualifiziert. Am Ende haben wir Ergebnisse bekommen, eine farblich und grafisch aufbereitete Übersicht, auf deren Basis wir nun eine eigene Strategie entwickeln können.“


Gemeinsame Strategie

Diese Strategie, das ist Bernd Feuerpeil und seinem Team beim Erstellen des Atlas deutlich geworden, muss vor allem steigenden Qualifizierungsbedarf, wachsende Arbeitsbelastungen und Beschäftigungsschutz in den Blick nehmen. „Es hat sich gezeigt, dass Digitalisierung im Produktionsbereich oftmals zur belastenden Arbeitsverdichtung führt, weil die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen vollkommen durchgetaktet wird. Gleichzeitig ist offenkundig, dass die Beschäftigten noch nicht ausreichend für die neuen Techniken qualifiziert werden, dass vor allem die Ausbilder gut vorbereitet werden müssen. Wir müssen etwas tun.“ Das werden sie. „Der Transformationsatlas hat uns gezeigt, an welchen Stellen Handlungsbedarf besteht“, sagt Bernd Feuerpeil. „Nun liegt es an uns, den Wandel zu gestalten. Als Nächstes wollen wir über eine Betriebsvereinbarung die Themen Belastung, Qualifizierung und Beschäftigtenschutz regeln.“

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