Mit Handicap seinen Job behalten

Bericht aus Bezirk Niedersachen und Sachsen-Anhalt Plötzlich nicht mehr arbeitsfähig. Die Schwerbehindertenvertretungen in den Betrieben beraten und helfen bei der Wiedereingliederung. In vielen Betrieben wie bei Sartorius Lab Instruments initiieren sie Projekte für alters- und alternsgerechte sowie behindertengerechte Arbeitsplätze.

1. Dezember 20191. 12. 2019


Ulrich Dartsch, 60, arbeitet bei Sartorius Lab Instruments (SLI) in Göttingen als CNC-Fräser – zuvor war er jahrelang in einer Gießerei. Das Heben und Bücken im Laufe seines Berufslebens hat zu starken Rücken- und Knieschmerzen geführt. Ohne das Engagement der Schwerbehindertenvertretung (SBV) bei SLI hätte er seine Arbeit nicht mehr machen können.

Dartsch ist kein Einzelschicksal. Immer mehr Beschäftigte halten kaum bis zur Rente durch. Der Leistungsdruck in allen Bereichen verschärft die Probleme zusätzlich. Hinzu kommen alternde Belegschaften.

Sicherlich auch ein Grund, warum die Zahl der Schwerbehindertenvertreter und -vertreterinnen seit der Wahl 2018 im Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt weiter auf 560 gestiegen ist. „Oft gehen die Arbeitgeber die Ursachen der Probleme nicht an“, berichtet Karoline Kleinschmidt vom Bezirk der IG Metall. „Meist geben die Schwerbehindertenvertretungen die Themen vor und rufen Projekte ins Leben.“

Bei SLI leitet Andreas Block, 48, stellvertretender Schwerbehindertenvertreter eine Arbeitsgruppe „Alters- und alternsgerechte Arbeitsplätze“. Das wurde möglich, weil die Betriebsräte 2014 eine betriebliche Rahmenvereinbarung „Gemeinsam Zukunft gestalten“ ausgehandelt hatten. Auf dieser Basis konnte Block 2016 mit dem ersten Pilotprojekt im neuen Produktionsgebäude auf dem Sartorius Campus starten. Er holte sich einen externen Berater mit viel Erfahrung. Zunächst wurden zwölf Arbeitsplätze analysiert und zwei als Pilot ausgewählt. „Gut vorbereitet konnten wir erstmals das Integra- tionsamt für das gesamte Projekt mit ins Boot holen“, berichtet Block. Die Kosten wurden zu 80 Prozent übernommen.

„Ohne die Förderung vom Integrationsamt und gute Netzwerke ist es kaum möglich, Arbeitsplätze entsprechend den Bedürftigkeiten auszustatten“, erläutert Klein- schmidt. „Deshalb empfehle ich, an den Arbeitskreisen der Geschäftsstellen und den IG Metall-Veranstaltungen teilzunehmen.“ Im Februar hatte der Bezirk zu einer Fachtagung für Schwerbehindertenvertretungen eingeladen. Gäste waren Expertinnen und Experten vom Integrationsamt, IG Metall-Vorstand, Bildungsreferenten und Bildungsreferentinnen und die Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung.

Ulrich Dartsch freut sich, dass er mit einem höhenverstellbaren Arbeitstisch und einer mobilen Ablage „schmerzfrei“ weiterarbeiten kann. Inzwischen haben die Göttinger weitere Arbeitsplätze verbessert. Zurzeit läuft ein besonderes Projekt: Sie haben einen elektrisch höhenverstellbaren Wägetisch konstruieren lassen. Damit soll ein Teamleiter weiter die Waagen kalibrieren können. Block: „Unser Ziel sind ergonomische Arbeitsplätze und weitere präventive Maßnahmen für alle Beschäftigten, damit sie gesund im Beruf bleiben.“

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Foto: IG Metall, Annette Vogelsang
Andreas Block: „Ziel sind gute Arbeitsbedingungen für alle.“
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Ulrich Dartsch: „Ohne SBV hätte ich aufhören müssen.“
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Fachtagung der Schwerbehindertenvertretungen in Hannover: 560 Kolleginnen und Kollegen im Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt setzen sich vielfältig für behinderten-, alters- und alternsgerechte Arbeitsplätze ein.
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