Messen, spannen und kaschieren

Autos, Lkws, Traktoren, Flugzeuge und Züge haben heutzutage ein beeindruckendes Innenleben mit viel Technik und jeder Menge Extras. Für den Beruf des Fahrzeuginterieur-Mechanikers braucht man Genauigkeit und Gespür für einen guten Materialmix.

1. Dezember 20201. 12. 2020


Seine Ausbildung bei der Firma Grammer hat Georgios Tsiarnilitiotis erst vor Kurzem angefangen. Er lernt hier, Sitze für Lkws, Traktoren, Busse und Bahnen zu polstern, zuzuschneiden und einzubauen. Georgios hat sich für den Beruf des Fahrzeuginnenausstatters entschieden. Nach seiner Überarbeitung heißt der Ausbildungsberuf ab 2021 Fahrzeuginterieur-Mechaniker.

Die IG Metall hat bei der Neuordnung des Berufs entscheidend mitgewirkt und die Lehrinhalte angepasst. Beteiligt war die Ausbilderin von Georgios, Birgitt Raith. Seit zehn Jahren ist die Autosattlermeisterin bei Grammer zuständig für die Ausbildung.  Ihrem neuen Auszubildenden schaut sie wohlwollend zu. „Er bringt das nötige Feingefühl und eine ruhige Hand mit“, sagt sie anerkennend. Georgios lernt, wie man Bezugsmaterialien wie Stoffe und Leder misst, anzeichnet, zuschneidet, spannt und zusammennäht. Typisch für den Beruf sind sogenannte Kaschiertechniken, bei denen es um die feste Verbindung von Armatur und Innenraumverkleidung geht. In der Ausbildung lernt er, mit Druckluft und den verschiedensten Hilfsmitteln zu arbeiten. Gute Kenntnisse in Mathematik und Physik sowie Spaß an Technik und räumliches Denken sind hilfreich, denn der Fahrzeuginterieur-Mechaniker arbeitet viel mit Schablonen, Mustern und 3-D-Druck.


Hightech bis in die Armlehne

Die Innenwelt von Fahrzeugen ist heute hoch technisiert. Durch die Digitalisierung spielen Themen wie die Ausstattung von IT-Geräten mit Schnittstellen (Connectivity) eine zunehmend größere Rolle. Sitze sind heute ein Hightechprodukt. Das sieht man etwa an den Traktorsitzen, die Grammer herstellt: Die Federung der Sitze kann auf das Gewicht des Fahrers eingestellt werden. In die Armlehne ist unter anderem ein Mauspad integriert, weil der Traktorfahrer zur Feldbestellung den Computer einsetzt. „Die Produktion ist anspruchsvoller geworden“, sagt die Metallerin Raith.

Mit den Arbeitsprozessen wandelt sich auch das Berufsbild. Montagetechniken für das Interieur rücken neben klassischen Ausstattungsthemen bei diesem Beruf immer mehr in den Vordergrund. Fahrzeuginterieur-Mechaniker und -Mechanikerinnen sind in vielen Betrieben einsetzbar. Ob Auto, Eisenbahn-, Flugzeug- und Schiffbauindustrie oder in der Zulieferindustrie: Überall werden sie gebraucht. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Auszubildende können die Zusatzqualifikation „Additive Fertigungsverfahren“ mit entsprechender Prüfung erwerben. Die Fortbildung zum Meister oder ein Studium sind möglich.

An der neuen Bezeichnung des Berufs haben übrigens die Auszubildenden der im Verfahren beteiligten Ausbilder mitgewirkt. In einer Befragung fanden sie, die neue Bezeichnung beschreibe am besten, was den Beruf des Fahrzeuginterieur-Mechanikers ausmache. „Ich finde es toll, was ich hier schon alles machen kann“, sagt Georgios.

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