Nix Corona, Miller

Während Deutschland gegen die zweite Welle der Coronapandemie kämpft, sind Metaller und Metallerinnen aus Deutschland weltweit im Einsatz. Maximilian Wild ist einer von ihnen. Dass der Monteur des Abfüllanlagenherstellers Krones sicherer arbeiten kann, dafür sorgen Betriebsräte wie Robert Jarosch.

1. Dezember 20201. 12. 2020
Christoph Böckmann


Es lässt sich über den Geschmack amerikanischen Bieres trefflich streiten. Der eine mag den American Way of Gerstensaft, der andere winkt ab und nennt es „Plörre“. Doch klar ist: Abgefüllt wird amerikanisches Bier ganz hervorragend – jedenfalls bei Miller in Milwaukee, Wisconsin. Dafür sorgt Maximilian Wild. Er ist Monteur bei Krones, dem bayrischen Hersteller von Getränkeabfüllanlagen, und baut bei der US-Brauerei Miller gerade die Abfüllanlage für eine neue Dosenlinie auf.
 

Maximilian Wild ist Monteur bei Krones (Foto: privat)


Auslandsmontage ist in Zeiten von Corona eine besondere Herausforderung. Auch in Wisconsin grassiert das Virus. „Milwaukee ist ein Coronahotspot. Es gelten die gleichen Regeln wie in Deutschland: Maske tragen, Abstand halten“, berichtet Metaller Maximilian Wild. Dass der eine bestmöglich geschützt ist, dafür sorgt ein anderer Metaller: Robert Jarosch. Er ist freigestellter Betriebsrat bei Krones und kümmert sich unter anderem um 700 Monteurinnen und Monteure, von denen 600 wieder weltweit im Einsatz sind. Die Fürsorge beginnt schon vor der Reise. Zuerst ging es für Maximilian Wild zum Betriebsarzt: Der checkte ihn durch, testete ihn auf Covid-19 – das negative Testergebnis brauchte Maximilian Wild für die Einreise in die USA – und klärte den Monteur auf, wie er das Infektionsrisiko reduzieren kann. Dann gab es ein Travelkit mit ins Gepäck. Inhalt: Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel für die Reise. 


Schreckensgeschichten à la Tönnies? Nicht mit uns!

In den USA bekam Maximilian Wild erneut Masken, Desinfektionsmittel und Schutzkleidung für seine Arbeit beim Kunden. Aber wie ist es mit der Unterkunft? Schreckensgeschichten à la Tönnies gibt es bei Krones nicht. Nur zertifizierte Hotels oder Unterkünfte, die die Sicherheitsstandards erfüllen. „Die sind teuer, aber das ist der Preis für die Sicherheit unserer Monteurinnen und Monteure“, betont Robert Jarosch. Maximilian Wild mietete eine Wohnung über Airbnb: „Nur fünf Minuten vom Werk entfernt, mit Küche und allem Schnickschnack“, freut er sich. Auch das übernimmt das Unternehmen.
 

Robert Jarosch ist freigestellter Betriebsrat bei Krones (Foto: privat)


Der Schutz vor Corona ist bei Krones aber nicht nur dem Betriebsrat wichtig. „Viele der Führungskräfte im Krones-Service waren selbst Monteure und wissen, was da wichtig ist“, so Robert Jarosch. Doch der Metaller schaut in seiner Funktion als Betriebsrat überall genau hin und holt sich das Feedback der Monteurinnen und Monteure ein: „Wir schicken keinen Monteur, keine Monteurin raus, wenn er oder sie das aktuell nicht will. Und schicken sie auch nirgendwo hin, wo wir selbst nicht hinfahren würden. Das wird auch von der Serviceleitung mitgetragen“, betont Robert Jarosch. Der Betriebsrat unterstreicht: „Lieber setzen wir die Monteurinnen und Monteure dann bei uns in Neutraubling im Werk ein.“ Darin haben die Metaller Maximilian Wild und Robert Jarosch bereits Übung. Als es im Frühjahr zum weltweiten Lockdown kam, holte Krones alle Monteure, die nicht darauf bestanden, vor Ort zu bleiben, nach Hause und setzte sie zum Großteil in der Fertigung ein. „So konnten wir sie lange aus der Kurzarbeit raushalten. Auch nutzten und nutzen wir immer noch die Zeit für Qualifizierungsmaßnahmen“, sagt Robert Jarosch mit Stolz in der Stimme.

Zum Schutz der Beschäftigten führte Krones im Innendienst ein Schichtsystem mit Schichtzulage ein. „Die Schichtzulage honorierte den Einsatz der Beschäftigten“, erklärt der Betriebsrat. Als es schließlich zur Kurzarbeit kam, konnten Robert Jarosch und seine Kolleginnen und Kollegen aus dem Betriebsrat eine Aufstockung auf 80 Prozent durchsetzen. Einkommen gesichert, Schutzvorkehrungen getroffen, aber was ist, wenn doch einer der Beschäftigten im Ausland krank wird? Maximilian Wild hat es selber durchgemacht, nach ein paar Wochen in den USA plötzlich Grippesymptome. Maximilian Wild blieb in seiner Wohnung in Quarantäne, machte zwei Coronatests, dann die Erlösung: beide negativ, kein Covid-19.

Aber was, wenn die Tests positiv ausgefallen wären? Für diesen Fall hat der Krisenstab, in dem auch der Betriebsrat sitzt, vorgesorgt. Er hat mit Krones Dienstleistern abgeklärt, dass diese auch bei einer Covid-19-Erkankung für medizinische Hilfe sorgen, Beschäftigte sogar mit Spezialmaschinen ausfliegen. Dank der guten Vorsorge und des disziplinierten Verhaltens der Monteure und Monteurinnen war das bisher nicht nötig. Maximilian Wild wird am 16. Dezember in den Linienflieger nach Hause steigen. Er hofft bei der Einreise auf einen negativen Coronatest, damit er über die Feiertage nicht in Quarantäne muss. Zwölf Wochen war Maximilian Wild dann in den USA. Normalerweise steht nach sechs Wochen ein Heimatbesuch an. Um das Ansteckungsrisiko für die Beschäftigten im Außendienst gering zu halten, hat Krones aber den Reisezyklus minimiert. Für die so entstehenden längeren Montagezeiten bekommen Maximilian Wild und seine Kolleginnen und Kollegen einen Vergütungsausgleich für Erschwernisse, den der Betriebsrat mit der Serviceleitung ausgehandelt hat. „Kein Weihnachtsgeschenk, sondern eine Anerkennung für die Beschäftigten, die täglich ihren Mann und ihre Frau stehen“, sagt Robert Jarosch.

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