„Arbeitsreich und erfolgreich“

Bericht aus Geschäftsstelle NürnbergBilanz und Ausblick: metallzeitung sprach mit Andreas Weidemann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Nürnberg, über das zurückliegende Jahr 2018 und die Herausforderungen im neuen Jahr.


Andreas, das Jahr 2018 liegt hinter uns. Was waren für die IG Metall Nürnberg die prägenden Eindrücke und welche Bilanz ziehst Du?

Andreas Weidemann

AndreasWeidemann, Erster Bevollmächtigter
IG Metall Nürnberg

Andreas Weidemann:

Zusammenfassend kann ich sagen: 2018 war arbeitsreich und erfolgreich. Bereits im Januar standen wir sehr schnell in der heißen Phase der Tarifrunde. Die Arbeitgeber waren nicht bereit mit uns über ein „mehr an Zeitautonomie“ für die Kolleginnen und Kollegen zu verhandeln. Die Option für zusätzliche freie Tage für besonders belastete Arbeitnehmer lehnten sie rundweg ab. Aber auch bei der Frage der Entgelterhöhung lagen wir weit auseinander. Erst nach einer bundesweiten massiven Streikwelle mit ganztätigen Warnstreiks kam Bewegung in die Tarifrunde. Ich freue mich, dass wir auch in Nürnberg mit unseren Betrieben MAN, ZF und Federal Mogul daran beteiligt waren. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an alle, die hier mitgemacht haben. Letztlich konnten wir große Teile unserer Forderung durchsetzen: 4,3 Prozent mehr Geld, die Möglichkeit von Teilzeit mit vollem Rückkehrrecht in Vollzeit und ein neuer Tarifvertrag (T-ZUG), der die Option mehr Freizeit anstatt Geld beinhaltet.

Wie gut werden die Möglichkeiten des T-ZUGs, also Geld gegen Freizeit einzutauschen, von den Beschäftigten genutzt?

In den allermeisten Betrieben wollen die Beschäftigten, die anspruchsberechtigt sind, lieber acht Tage mehr Freizeit anstatt 27,5 Prozent Einmalzahlung. Ich gebe zu, auch wir waren überrascht, dass der Wunsch nach mehr Freizeit so groß sein würde. Diese Entwicklung auch in unseren Nürnberger Betrieben verweist aber auf einen eindeutigen gesellschaftlichen Trend: der grundsätzliche Wunsch nach mehr Autonomie über die eigene Zeit. Dies heißt auch, die eigene Arbeitszeit und die private Zeit besser in Einklang zu bringen. Die Menschen haben den Anspruch, mehr Zeit für ihre Familie, Freunde aber auch für sich selbst zu haben. Diese Entwicklung müssen wir auch in den kommenden Tarifrunden berücksichtigen und das Modell T-ZUG ausbauen.

2018 standen auch wieder Betriebsratswahlen an. Wie sind diese aus Sicht der IG Metall ausgefallen?

Wir konnten mit 128 gewählten Betriebsratsgremien wieder die gleiche Anzahl von Gremien wie bei der letzten Wahl 2014 erreichen. Das ist positiv. Persönlich habe ich mich darüber gefreut, dass sich auch viele Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl gestellt haben, die eher aus den Verwaltungsbereichen und aus der Forschung und Entwicklung kommen. Denn gute Interessenvertretung in den Betrieben braucht einen Dreiklang: Starke Gewerkschaften, engagierte Betriebsräte und eine hohe Repräsentation der Belegschaft. Die enge und gute Zusammenarbeit zwischen Betriebsräten und IG Metall werden wir wie in der Vergangenheit weiter fortsetzen.

Starke Gewerkschaften brauchen auch Mitglieder. Wie war denn die Mitgliederentwicklung in der Geschäftsstelle im vergangenen Jahr?

Wir hatten 2018 eine positive Mitgliederentwicklung. Rund 1500 Menschen konnten wir im vergangenen Jahr in unserer Geschäftsstelle für uns gewinnen und damit von unserer Arbeit als IG Metall überzeugen. Wir stellen auch fest, dass nicht zuletzt die erfolgreiche Tarifrunde den Beschäftigten klargemacht hat: Gute Arbeitsbedingungen fallen nicht vom Himmel und wir bekommen diese schon gar nicht von den Arbeitgebern geschenkt. Sondern wir müssen uns diese gemeinsam erstreiten und in Tarifverträgen verankern. Auffallend ist auch, dass sich dieses Bewusstsein auch unter Ingenieuren immer mehr durchsetzt. Wir konnten 2018 in einigen Entwicklungsbetrieben Betriebsratsgründungen durchsetzen und sind aktuell dort noch in Tarifauseinandersetzungen.

Kommen wir zum Jahr 2019. Welche Themen kommen in diesem Jahr auf uns zu?

Digitalisierung und Transformation der Arbeitswelt sind die großen Themen. Wir werden uns noch stärker als bisher mit den Fragen auseinandersetzen: Wie verändert die Technik die Arbeitsplätze? Was sind mögliche neue Produkte und Geschäftsmodelle? Welche Anforderungen kommen auf unsere Kolleginnen und Kollegen dadurch im Betrieb zu? Müssen dazu Arbeitsplätze und Berufe neugestaltet werden? An welcher Stelle und wie bringen wir uns konkret in die Gestaltung von Arbeitsplätzen ein? Auf all diese Fragen brauchen wir als IG Metall konkrete Antworten. Unser Anspruch ist, dass wir hochwertige Arbeitsplätze auch zukünftig erhalten. Unser Ziel ist, die Menschen und die Beschäftigten müssen von der Technik profitieren, denn die Digitalisierung ist von Menschen gemacht und kann auch in ihrem Sinne gestaltet werden. Diesen Anspruch haben wir und das können wir. Dies wird ein Schwerpunkt unserer Arbeit für die nächsten Jahre sein.

2019 wird nach mehr als 70 Jahren der Gewerkschaftstag wieder in Nürnberg stattfinden. Was bedeutet das für die Geschäftsstelle?

Für uns Nürnberger ist das eine große Freude und Wertschätzung und wir wollen für den Gewerkschaftstag ein guter Gastgeber sein. Wir wünschen uns, dass von diesem politischen Kongress innovative und nachhaltige Impulse für die Arbeit der IG Metall ausgehen. Wir als Geschäftsstelle wollen hier unseren Beitrag dazu leisten.

 

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