IG Metall fordert 5,5 Prozent für Textilbeschäftigte

Die erste Tarifverhandlung für die westdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie brachte kein Ergebnis. Arbeitgeber lehnen die Forderungen ab.

1. Januar 20191. 1. 2019


Die erste Verhandlung in der Tarifrunde für die westdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie Anfang Dezember wurde nach zwei Stunden ohne Ergebnis vertagt. Die IG Metall fordert 5,5 Prozent mehr Geld für die rund 100 000 Beschäftigten. Die Arbeitgeber lehnten die Forderungen der IG Metall ab.

 

Die Beschäftigten des Autositzherstellers Lear demonstrieren bei der Tarifverhandlung in Darmstadt für die Forderung der IG Metall

Die Beschäftigten des Autositzherstellers Lear demonstrieren bei der Tarifverhandlung in Darmstadt für die Forderung der IG Metall (Foto: IG Metall)


Bessere Altersteilzeit

Neben mehr Geld will die IG Metall den Tarifvertrag zur Altersteilzeit verlängern und verbessern. Die Arbeitgeber sollen die Altersteilzeit für mehr Beschäftigte möglich machen. Derzeit können lediglich zwei Prozent der Belegschaft jährlich in Altersteilzeit gehen. Zudem sollen die Arbeitgeber die Aufzahlung für die Altersteilzeit erhöhen, damit Beschäftigte es sich auch leisten können, früher in den Altersausstieg überzugehen.


Gespräche über Option auf freie Tage

Die IG Metall will außerdem Gespräche über eine Wahloption bei der Arbeitszeit erreichen: Die Beschäftigten sollen zusätzliche freie Tage nehmen können im Austausch mit Teilen ihrer Einkommenserhöhungen. Eine ähnliche Wahloption hat die IG Metall bereits in der Metall- und Elektroindustrie im letzten Jahr durchgesetzt. Die Begründung der IG Metall: Arbeitgeber fordern ihren Beschäftigten viel Flexibilität ab. Beschäftigte müssen Arbeit und Leben vereinbaren können. Sie brauchen daher mehr Freiräume und Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit.


Arbeitgeber beklagen Kosten

In der Tarifverhandlung klagten die Arbeitgeber über trübe Wirtschaftsaussichten, steigende Kosten für Energie und Rohstoffe sowie über die Herausforderungen durch die Digitalisierung.

Die Verhandlungskommission der IG Metall entgegnete, dass die Beschäftigten nicht für die Energie- und Rohstoffpreise verantwortlich gemacht werden können. Die Verhandler der IG Metall, darunter viele Vertreter aus Betrieben, zeigten an Beispielen aus der Praxis auf, wie die Belastungen und die Anforderungen an die Beschäftigten gestiegen sind.

„Die Forderung ist fair, bezahlbar und zukunftsorientiert. Nur Marken zu finanzieren, reicht nicht, man muss auch in die Menschen investieren“, sagt Manfred Menningen, Verhandlungsführer der IG Metall. „Eine Erhöhung der Altersteilzeitquote zu verbesserten Bedingungen ist für viele Beschäftigte unverzichtbar. Der Altersdurchschnitt in der Branche ist hoch. Die Aufzahlung durch die Arbeitgeber muss erhöht werden, damit sich die Kolleginnen und Kollegen die Altersteilzeit auch leisten können.“


Aktionen der Beschäftigten

Die Tarifverhandlung wurde von Beschäftigten des Autozulieferers Lear in Ginsheim-Gustavsburg begleitet, die vor dem Verhandlungslokal in Darmstadt für die Forderungen der IG Metall demonstrierten (Foto). Bundesweit unterstützten Textil-Beschäftigte die Verhandlungen mit Solidaritätsaktionen in ihren Betrieben. Die zweite Tarifverhandlung ist für den 16. Januar in Neu-Ulm angesetzt. Die Friedenspflicht endet am 31. Januar. Ab dann sind Warnstreiks erlaubt.

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