FairWandel mit Qualifizierung und Tarifvertrag

Bericht aus Geschäftsstelle Außenstelle Hildesheim Metallerinnen und Metaller wollen die erfolgreiche Tarifpolitik in den Regionen fortsetzen

1. Januar 20201. 1. 2020


Von Februar bis April wählen die Mitglieder der IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim die Delegiertenversammlung. Zeit für eine Bilanz über die Wahlperiode von 2016 bis 2019. „Wir haben zusammen mit unseren Mitgliedern viel erreicht, auf das wir aufbauen können“, bedankt sich der Erste Bevollmächtigte Uwe Mebs für das große Engagement.

In der letzten Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie 2018 hat die IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim in zwei Betrieben einen ganztägigen Warnstreik organisiert. Bei KSM Castings in Hildesheim und bei Wabco in Gronau stand die Produktion für 24 Stunden still. „Rund 6500 Beschäftigte haben an den drei Warnstreikwellen in unserer Geschäftsstelle teilgenommen“, berichtet der Zweite Bevollmächtigte Mathias Neumann. „Das zeigt die große Solidarität.“

Das Tarifergebnis 2018 gibt den Beschäftigten erstmals seit Jahrzehnten neben Entgelterhöhungen wieder Zeit zurück. Die Wahloption von acht freien Tagen für belastete Personengruppen hat auch gesellschaftspolitisch neue Wege bereitet. Seit 2018 ist im Teilzeitgesetz ein Anspruch auf Teilzeit und ein Rückkehrrecht in Vollzeit verankert. Neumann: „Diese Gestaltungsmacht der IG Metall war auch bei unseren Neueintritten spürbar.“

Im Handwerk, in der Holz- und Kunststoff verarbeitendenen Industrie sowie in der Textilbranche wurden gute Tarifabschlüsse erzielt. In einigen Branchen wurden die betriebliche Altersvorsorge tariflich geregelt und die Ausbildungsvergütungen deutlich angehoben.

„Wir gehen deshalb 2020 selbstbewusst in die Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie und lassen uns von dem Gejammer der Arbeitgeber nicht schrecken“, so Mebs. „Die Arbeitgeber haben acht Jahre satte Gewinne eingefahren und wollen bei der ersten Konjunkturdelle in die Tasche der Beschäftigten langen.“ Neumann: „Na- türlich haben wir auch Betriebe mit Problemen oder Insolvenzen. Aber das sind in der Regel keine konjunkturellen, sondern strukturelle Probleme.“

Der Großteil der Betriebe, vor allem die Klein- und Mittelbetriebe, ist nicht auf die Transformation in die digitale Arbeitswelt vorbereitet. Deshalb hat die IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim die bundesweite Befragung der Beschäftigten (Transformationsatlas) genutzt, um Betriebsräte und Vertrauensleute zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Die Ergebnisse der betrieblichen Befragungen wurden bei einem Seminar im Digitalisierungszentrum der Heimvolkshochschule Springe ausge- wertet. Mebs: „Unser Ziel ist es, individuelle Strategiekonzepte in den Betriebsratsgremien zu erstellen, um die Transformation aktiv mitzugestalten.“

Dafür wurden die Bildungsarbeit erweitert und der Arbeitskreis Datenschutz eingerichtet. Die Mitbestimmung soll in der Transformation weiter ausgebaut werden. Grundlage hierfür sind gut organisierte Belegschaften, die Betriebsratsgremien wählen und die Tarifbindung durchsetzen können.

2018 wurden 103 Betriebsratsgremien gewählt, davon fünf zum ersten Mal. Die Tarifbindung konnte ausgeweitet werden. Die Unternehmen Lenze Vertrieb und Stiebel Eltron sind im Tarif. Ein Standortsicherungstarifvertrag bei Bosch in Hildesheim, der bis 2020 läuft, beinhaltet ein Rückkehrrecht zu Bosch für Beschäftigte aus den ausgelagerten Bereichen. Mebs: „Das Unternehmen ist in der Pflicht, Perspektiven für alle Beschäftigten in der Transformation zu schaffen.“ Diese erfolgreiche Arbeit soll durch verschiedene Projekte fortgesetzt werden.

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Fotos: Annette Vogelsang, Heiko Stumpe
24-Stunden-Warnstreik bei Wabco in Gronau im Januar 2018: Gemeinsam für acht freie Tage und mehr Geld.
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Erster Bevollmächtigter Uwe Mebs
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Zweiter Bevollmächtigter Mathias Neumann
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