Ausgeplaudert

von Manfred Ende.

1. Juli 20191. 7. 2019


„Die SPD ist zurückgetreten!“, rief mir der Nachbar zu. Mit hochrotem Kopf, als hätte sich das restliche „Rot“ der Partei auf der Gesichtshaut manifestiert. „Die Nahles!“, korrigierte ich seinen Übereifer. Nach einiger Überlegung beim Bier fanden wir es beide nicht mehr abwegig, das mit dem Rücktritt der Partei.

Ein Lapsus, ich weiß. Im Nachhinein werden nach einem Politiker-Stolper von Freund und Feind Sätze bemüht, wie sie einem Verstorbenen zustehen: Viel zu verdanken, Vorbild, feiner Charakter, Hochachtung vor mutigem Schritt, Achtung vor der Entscheidung, ein Schritt, der uns Respekt abverlangt und so weiter. Ja gut, die letzteren Behauptungen natürlich nur für Lebende.

Im Vorab haben sich Genossen hervorgetan, sie auf mobbistische Art aus dem „Vorsitz“ rauszuekeln. Man muss ihr vorwerfen, die Abkehr der SPD von einer sozialdemokratischen Politik, die die Interessen der „kleinen Leute“ vertritt, mitgetragen zu haben. Man kann ihr vorwerfen, bei öffentlichen Auftritten als Pippi Langstrumpf (wide wide, wie sie mir gefällt) nicht den Ton getroffen zu haben. Aber nun ist die Kacke am Dampfen, um es mit gelegentlicher Wortwahl der Nahles zu sagen. Jetzt ist die Kroko, sind Mandate, sind dicke Posten gefährdet.

Kevin Kühnerts Zitat dazu: „Wer mit dem Versprechen nach Gerechtigkeit und Solidarität nun einen neuen Aufbruch wagen will, der darf nie, nie, nie wieder so miteinander umgehen, wie wir das in den letzten Wochen getan haben. Ich schäme mich dafür“. Der junge Kühnert, darüber waren wir uns auch nach dem zehnten Bier noch einig, soll es richten.

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