Betriebsräte begleiten den Wandel ins digitale Zeitalter

Dietmar Müller ist seit einem Jahr Betriebsratsvorsitzender bei Sartorius Stedim Biotech in Göttingen.

1. Juli 20191. 7. 2019


„Den ersten Schritt ins Zeitalter der Digitalisierung haben wir 2001 gemacht“, berichtet Betriebsratsvorsitzender Dietmar Müller, 42. Damals wurde die Produktion der Filterkerzen auf das neue Firmengelände in den lichtdurchfluteten „Glaspalast“ verlagert. Geplant war eine papierlose Fertigung mit vernetzten Maschinen.

Müller: „Wir haben zwar noch Papier, aber die Installation von neuen Systemen, um die Vernetzung auch zum Kunden aufzubauen, läuft seitdem im Hintergrund.“ Künftig sollen Großkunden etwa ihre Aufträge direkt ins SAP eingeben. In der digitalen Welt werden einfache Tätigkeiten durch Algorithmen ersetzt. Müller: „Die Arbeit wird sich wandeln. Die Beschäftigten werden zu Lotsen und müssen höherwertige Aufgaben erfüllen, den Datenfluss überwachen und Probleme im System beheben.“ Lebenslanges Lernen ist dafür eine Voraussetzung. Qualifizierung wird noch weiter in den Fokus von Personalabteilungen rücken. „Auch bei uns fehlt noch eine systematische Qualifizierung. Wir müssen als Betriebsräte diesen Wandel begleiten und mit Konzepten vorausschauend handeln“, meint Müller, der seit März 2018 Betriebsratsvorsitzender ist. Er hat das Ruder von Michael Dohrmann übernommen, der seitdem als Betriebsratsmitglied den Generationenwechsel weiter unterstützt. Dohrmann ist Vorsitzender der IT-Arbeitsgruppe aller Betriebsratsgremien auf dem Sartorius-Gelände. Damit sind die Betriebsräte bei IT-Projekten von Anfang an im Boot.

„Es gibt Entwicklungen, die darf man nicht verschlafen“, weiß Müller, der nach seinem Wirtschaftsabitur Bankkaufmann lernen wollte. „Doch bereits Anfang der neunziger Jahre war abzusehen, dass die Jobs an den Bankschaltern wegfallen werden.“ Durch ein Praktikum während seiner Fachoberschulzeit im Max-Plank-Institut entdeckte er den Beruf des Industriekaufmanns. Er absolvierte eine zweijährige Ausbildung bei der Sartorius AG, um dann ab 1999 seinen beruflichen Weg im Vertrieb zu gehen. Berufsbegleitend studierte er Betriebswirtschaft. 2012 wurde er Teamleiter für die kaufmännische Auftragsabwicklung in Zentraleuropa. Zuletzt war Dietmar Müller im Vertrieb als „Inhouse Sales“.


 

Dietmar Müller: „Vorausschauende Konzepte entwickeln“ (Foto: Frank Stefan Kimmel)



Seine Mitbestimmungslaufbahn begann er 1999 als Jugend- und Auszubildendenvertreter (JAV). 2001 wurde er Mitglied der IG Metall und übernahm den Vorsitz der JAV. Seit 2002 ist er im Betriebsrat.

Familie, Beruf, Betriebsrat und Resthof halten ihn nicht davon ab, auch in seinem Geburtsort Etzenborn aktiv zu sein. Er ist seit 20 Jahren im Ortsrat und seit 2001 Ortsbürgermeister ― wie zuvor sein Großvater. Seit 2006 führt Müller als Vorsitzender die CDU-Ratsfraktion im Gemeinderat. Ob das zusammenpasst mit seiner IG Metall-Mitgliedschaft? „Klar“, meint Müller. „Daran haben sich alle gewöhnt, schließlich ist die IG Metall als Einheitsgewerkschaft für alle demokratischen Parteien offen.“ Seit Herbst 2018 ist er Gastmitglied im Ortsvorstand der IG Metall.

Dietmar Müller ist bodenständig. Er verlässt seine Scholle einmal im Jahr für einen Familienurlaub. Ansonsten hilft er im Urlaub seinem Bruder auf dem Hof mit 33 Milchkühen. „Ich kann mich Zuhause gut erholen, das ist auch ökologischer.“ Schließlich ist Dietmar Müller für eine artgerechte Tierhaltung, für Umweltschutz und für gute Arbeitsbedingungen. „Ich bin seit 2009 der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat von SSB, um mich für eine beschäftigungssichernde Unternehmenspolitik einzusetzen.“

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