Keine Kraft mehr für den Job

Eine Studie zeigt: Immer mehr Menschen sind wegen psychischer Leiden berufsunfähig.

1. Juli 20191. 7. 2019


Burn-Out, Depression, Angststörungen und andere psychische Erkrankungen sind nach einer Studie der Versicherungsgesellschaft Swiss Life die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit in Deutschland. Laut Versicherung ist eine psychische Erkrankung bei 37 Prozent der Fälle Ursache des vorzeitigen Ausscheidens aus dem Arbeitsleben. „Allein in den letzten zehn Jahren registrieren wir in diesem Segment eine Zunahme um 40 Prozent“, sagte Amar Banerjee, der bei Swiss Life Deutschland für die Entwicklung neuer Versicherungsangebote zuständig ist. Verantwortlich dafür sei die Zunahme von Stress, Leistungsdruck im Arbeitsleben.

Für die Studie haben die Wissenschaftler Daten ihrer Kunden ausgewertet. Frauen sind demnach häufiger betroffen als Männer: 44 Prozent sind wegen einer psychischen Erkrankung berufsunfähig. Bei Männern sind es 28 Prozent. Eine psychische Erkrankung wird bei Frauen häufiger in jungen Jahren festgestellt als bei Männern. Männern wird die Diagnose eher später gestellt.


Klare Regeln gefordert

Die Analyse deckt sich mit Zahlen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). In ihrem Bericht „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ von 2017 untersuchte sie die Hauptursachen für Frühverrentungen. Demnach sind 43 Prozent aller Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit auf psychische Störungen zurückzuführen. Weil psychische Belastungen in den Betrieben ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen haben, macht sich die IG Metall stark für eine Anti-Stress-Verordnung. „Anders als bei Gefahrstoffen, Lärm oder mangelnder Beleuchtung fehlen bei psychischer Belastung klare Anforderungen an die Arbeitgeber“, sagt Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall.

Klar ist: Alleine reichen individuelle Verhaltensänderungen meist nicht aus. Notwendig ist immer auch eine Veränderung der Arbeitsbedingungen, ein Wandel der Arbeitsorganisation, das Gestalten der Arbeitsplätze der Beschäftigten. „Wir brauchen verbindliche und vor allem handhabbare Vorschriften, die bei psychischen Belastungen ebenso wie bei anderen Gefährdungsquellen in der Arbeitswelt wirksame Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit vorsehen“, so Hans-Jürgen Urban.

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