Mangelhaft vorbereitet

Bericht aus Bezirk Nordrhein-Westfalen„Kann Euer Betrieb Zukunft?“ Das wollte die IG Metall von den Betriebsräten aus 494 nordrhein-westfälischen Betrieben wissen. Die Antworten sind ein Weckruf! IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler sagt: „Die Unternehmen müssen dringend handeln!“

1. Juli 20191. 7. 2019


Nur in 17 Prozent der befragten Betriebe gibt es eine Strategie, wie die Herausforderungen der Transformation bewältigt werden können. In 62 Prozent der Betriebe gibt es nach Einschätzung der Betriebsräte gar keinen Plan oder nur ansatzweise einen. Die Geschäftsleitungen sind ohne Kompass und Navi ― im Blindflug ― unterwegs, wurschteln sich durch, leben von der Hand in den Mund.

Kein Wunder, dass in jedem zweiten Betrieb keine systematische Personalplanung stattfindet und der künftige Personalbedarf nicht ermittelt wird. In 55 Prozent der Betriebe trifft das auch auf die Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs zu ― es gibt keine. Gut aufgestellt zu sein bedeutet etwas anderes. Den Personalbedarf ermitteln nur 21 Prozent der Betriebe, den Qualifizierungsbedarf sogar nur 13. Das seien „angesichts der Wucht der Veränderungen“ viel zu wenige Betriebe, sagte Knut Giesler.

Veränderungen verunsichern, Umbrüche machen Angst. Das spiegelt sich auch in der Betriebsrätebefragung wider. Jeder dritte erwartet in den nächsten zwei bis vier Jahren einen Beschäftigungsrückgang, nur jeder vierte einen Beschäftigungsaufbau. Das klingt nicht sonderlich dramatisch, scheinen sich doch beide Entwicklungen zu einem Großteil gegenseitig aufzuheben. Weit gefehlt. Denn in den Betrieben mit negativem Beschäftigungstrend arbeiten 120 000 Menschen, in denen mit einem positiven Beschäftigungstrend nur 47 000.

Vor allem in Fertigung und Montage ― dort ist die Digitalisierung am weitesten fortgeschritten ― wird mit einem Personalabbau gerechnet, gefolgt von den Bereichen Verwaltung, interne Logistik und technische Kundenbetreuung.
Zuwächse erwarten die Betriebsräte in Forschung und Entwicklung wie in der IT und Softwareentwicklung. Ob die Digitalisierung die Arbeitsbelastung verringert oder nicht, ist noch nicht ausgemacht. 45 Prozent der befragten Betriebsräte in NRW sehen die Möglichkeit, dass die Belastungen sinken; andererseits gehen 78 Prozent der Betriebsräte davon aus, dass neue Arbeitsbelastungen entstehen.

Würden die Betriebsräte überall in die Gestaltung der Transformation eingebunden, könnten sie diesem Trend entgegenwirken. Doch in 51 Prozent aller Betriebe werden sie nicht einmal frühzeitig über Veränderungsprojekte informiert, und nur in 38 Prozent der Betriebe in die Projektentwicklung einbezogen. Noch schlimmer sieht’s mit der Information und Beteiligung der Belegschaften aus. 72 Prozent der Beschäftigten ― also fast drei Viertel ― sind nicht ausreichend darüber informiert, was auf sie zukommt, welche Veränderungen anstehen.

Das Recht des Betriebsrats, eine verbindliche Personal- und Qualifizierungsplanung einzufordern, müsse gestärkt werden, fordert die IG Metall.

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