Sozialtarifvertrag für Lear-Beschäftigte erreicht

Bericht aus Geschäftsstelle Mainz-WormsDer Automobilsitzhersteller Lear schließt ab dem 1. August 2020 sein Werktor am Standort in Gustavsburg endgültig.

1. Juni 20201. 6. 2020


Der Automobilsitzhersteller Lear schließt ab dem 1. August 2020 sein Werktor am Standort in Gustavsburg endgültig. Gemeinsam mit der IG Metall konnte die gut organisierte Belegschaft den Abschluss eines Sozialtarifvertrags durchsetzen.

Der Zulieferbetrieb Lear, der Anfang der 1990er-Jahre auf der damals noch grünen Wiese des heutigen Industriegebiets in Ginsheim-Gustavsburg hochgezogen wurde, belieferte Opel mit den Sitzen für die in Rüsselsheim produzierten Modelle. Noch im Sommer 2018 waren rund 400 Kolleginnen und Kollegen bei Lear beschäftigt. Durch die Transformation in der Automobilindustrie und insbesondere durch die PSA-Übernahme 2017 ist die Welt auch für die Opel-Zulieferer nicht einfacher geworden, der Kostendruck stieg enorm. Die Aufträge aus Rüsselsheim nahmen stetig ab und die Sitze für den ab 2021 vom Band laufenden Astra werden zukünftig im polnischen Gliwice produziert.

„Wir haben versucht, gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen um den Standort zu kämpfen. Nach den Vorstellungen des Managements sollten die Personalkosten über 20 Prozent gesenkt werden, um überhaupt als Zulieferer im Rennen um die Opel-Aufträge zu bleiben. Das war für uns keine Verhandlungsgrundlage“, so Alexander Hasselbächer, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Mainz-Worms.

Auch wenn die Werkschließung nicht zu verhindern war, konnten die Metallerinnen und Metaller bei Lear im Februar 2020 einen Sozialtarifvertrag durchsetzen, der unter anderem gute Abfindungsregelungen, weitere Zuschläge und Prämien, die Einrichtung einer Transfergesellschaft sowie hohe Bonuszahlungen für Gewerkschaftsmitglieder vorsieht.

„Für uns ist das natürlich bitter. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen waren von Anfang an mit dabei und haben nahezu ihr gesamtes Arbeitsleben bei Lear verbracht. Der Abschluss des Sozialtarifvertrags war ein toller gemeinsamer Erfolg und eine gute finanzielle Absicherung unserer Beschäftigten. Wir hoffen, durch die Transfergesellschaft viele Betroffene möglichst schnell wieder in Arbeit zu bringen – auch in den momentan schwierigen Zeiten“, so Artur Braun, der Betriebsratsvorsitzende von Lear.

Errungenschaften des Sozialvertrags:

  • Grundabfindung nach der folgenden Formel: Betriebszugehörigkeit mal Bruttomonatsentgelt mal Faktor 1,3
  • Bonuszahlungen – nach Dauer der Betriebszugehörigkeit gestaffelt,
  • Sozialzuschläge zur Grundabfindung
  • Anwesenheitsprämie pro Produktionstag
  • Bonuszahlungen an IG Metall-Mitglieder – nach Dauer der Mitgliedschaft gestaffelt (bis zu 25 000 Euro pro Mitglied)
  • Einrichtung einer Transfergesellschaft und vieles mehr.
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Fotos: IG Metall Mainz-Worms
Betriebsratsvorsitzender Artur Braun wertet den Abschluss als Erfolg.
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