Nicht nur in 0 und 1 unterwegs

Eva Kohn ist Softwareentwicklerin. Noch immer arbeiten in diesem Bereich hauptsächlich Männer. Dabei ist die Arbeit auch für Frauen sehr interessant: Der Beruf ist vielseitig, er bietet beste Einstiegsmöglichkeiten und Aufstiegschancen.

1. März 20191. 3. 2019
Jan Chaberny


Mit zwei Vorurteilen muss Eva Kohn jetzt sofort aufräumen, anders, sagt sie, kann das Gespräch nicht starten. „Erstens, Softwareprogrammierung ist kein nerdiger Job, den Menschen in verdunkelten Buden schweigend erledigen. Und, zweitens, Programmieren und Informatik, das sind spannende Bereiche.“ Man solle sich nicht täuschen: Als Softwareentwicklerin zu arbeiten, das sei kreative Arbeit, eine Tätigkeit, die selbstbestimmtes Arbeiten ermöglicht und in die man eigene Ideen einbringen kann. „Ganz unbedingt ist das was für Frauen. Ganz unbedingt müssen noch viel mehr Frauen viel früher für Computer begeistert werden.“

 

Eva Kohn, Softwareentwicklerin

Eva Kohn, Softwareentwicklerin (Foto: Cordula Kropke)

 

Eva Kohn, 47 Jahre alt, arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Softwareentwicklerin, seit jetzt 6 Jahren bei Jungheinrich in Hamburg, einem führenden Intralogistiker, der auch Gabelstapler herstellt, aber die Begeisterung für Computer, für Informatik, fürs Programmieren, die hat sie schon sehr viel länger. „In der 10. Klasse, da mussten wir ein Referat halten und sagen, was wir einmal werden wollen“, sagt Eva Kohn. „Damals war klar für mich: Ich will etwas mit Computern machen.“

Den Weg zur Informatikerin geht sie konsequent: Computer-AG, Mathe Leistungsfach in der Oberstufe, schließlich Informatikstudium in Hildesheim. „Ich war damals meist das einzige Mädchen, später eine von wenigen Frauen in diesem Bereich. Ich bin überzeugt, dass Frauen bereits in den ersten Schuljahren gefördert werden müssen“, sagt die 47-Jährige. „Mädels können Mathe und Informatik genauso gut wie Jungs. Punkt! Und ich bin überzeugt: Viele Mädels würden merken, wie spannend Softwareprogrammierung ist.“


Teamarbeit gefragt

Das liegt daran, dass Softwareentwicklerinnen und Softwareentwickler nicht still Vorgaben abarbeiten ― sondern im Team Lösungen entwickeln und Software programmieren. „Wir sind nicht nur in 0 und 1 unterwegs, wir brauchen auch kommunikative Fähigkeiten.“

Eva Kohn arbeitet zusammen mit vier Kolleginnen und Kollegen, und wenn es, wie gerade, darum geht, für die Kundendienstkollegen eine mobile Applikation zu programmieren, dann kann das nur gelingen, wenn im Team agil und offen gearbeitet wird. „Wir stehen im Dialog mit den Kunden, wir profitieren von den Erfahrungen der Anwender und oft kommen wir nur gemeinsam im Team zu Lösungen.“

Genau das, sagt Eva Kohn, reizt sie so an ihrer Arbeit: Auf der einen Seite immer wieder konzentrierte Programmierarbeit, auf der anderen Seite Phasen, in denen offen im Team kommuniziert wird. „Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich.“

Und sie bietet gute Einstiegsmöglichkeiten und Aufstiegschancen. Softwareentwicklerinnen werden händeringend gesucht. Das wirkt sich positiv auf die Verdienstmöglichkeiten aus: Nach aktuellster statistischer Auswertung der IG Metall, die sie in ihrer ITK-Analyse 2018 veröffentlich hat, kommen Softwareentwickler, die in den Beruf starten, bereits in den ersten Jahren auf ein Durchschnittsgehalt von 48 668 Euro. Auf der fünften Karrierestufe der Leitungsebene liegt das Jahresentgelt bei durchschnittlich 103 731 Euro. Wichtig hierbei: Wie hoch das Entgelt tatsächlich ist, hängt von vielen Faktoren ab, von persönlichen ebenso wie von regionalen Unterschieden. Im Ganzen gibt es auf jeder Karrierestufe ein breites Spektrum.

Ebenso wichtig: Der Weg in die Softwareentwicklung führt nicht einzig und allein über ein Studium. Die IG Metall ist dabei, eine Neuordnung der IT-Berufe voranzutreiben. In diesem Rahmen wird die Ausbildung zum Fachinformatiker in Richtung Anwendungsentwicklung neu aufgesetzt und im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung neu justiert.

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