„Alte Zöpfe loslassen, neue Wege ausprobieren“

Bericht aus Bezirk Baden-WürttembergImmer mehr Geschäftsstellen verändern ihre Arbeit.

1. März 20201. 3. 2020


Immer mehr Geschäftsstellen verändern ihre Arbeit. Harald Gans erklärt, warum das nötig ist.

Warum macht ihr einen Geschäftsstellenprozess?

Harald Gans: Die Geschäftsstelle steht vor großen Herausforderungen. Demographischer Wandel, wirtschaftlicher Abschwung und ein rauer werdender Ton seitens der Arbeitgeber – das sind nur einige Beispiele dafür. Letzten Sommer haben wir von den Geschäftsstellen-Prozessen in Mannheim, Pforzheim, Offenburg und den dort entstandenen Dynamiken gehört. Also haben auch wir uns gefragt, wie wir uns weiterentwickeln können, um gestärkt aus der sich verändernden Welt zu kommen. Nach vielen Gesprächen mit Kollegen des Gemeinsamen Erschließungsprojekts (GEP) entstand gemeinsam mit dem Ortsvorstand ein konkreter Plan. Mit dem Ziel, etwas zu verändern, neue Wege auszuprobieren und die Arbeitsweisen des GEPs in den Betrieben zu verankern.

Was genau wollt ihr bis 2023 erreichen?

Gans: Das Kernziel ist, unsere Handlungsfähigkeit auszubauen. Gleichzeitig hat der Ortsvorstand den Anspruch, die personellen Ressourcen so einzusetzen, dass die teilnehmenden Gremien alle nötige Unterstützung erhalten. Handlungsfähiger zu sein, heißt für uns, präsenter in den Betrieben zu sein, mehr zu agieren statt zu reagieren und unsere Betriebsräte und Aktiven weiterzuqualifizieren. Außerdem wollen wir unsere Mitgliederzahl von heute 8000 auf 10 000 steigern, 8 zusätzliche Betriebe in Tarifbindung bringen, 10 Vertrauenskörper etablieren und unsere Rückholquote verbessern.

Wie passen euer Geschäftsstellenprozess und das Projekt „IG Metall vom Betrieb aus denken“ zusammen?

Gans: Im Prinzip ergänzt sich beides sehr gut. Wir gehen mit „TBB 2023“ noch etwas mehr in die Tiefe. Die Begleitung durch die Hauptamtlichen ist intensiver. Aber die Idee, den besonders Aktiven ein zusätzliches Angebot zu unterbreiten, hat sicherlich Charme.

Welches sind die größten Herausforderungen und was macht ihr künftig anders?

Gans: Wir verändern unsere Arbeitsweise und werden dabei auch alte Zöpfe loslassen müssen. Bisher waren wir mehr Dienstleister, jetzt formulieren wir klare Ansprüche an die Kolleginnen und Kollegen in den Gremien. Wir wollen auch noch in vier Jahren durchsetzungsfähig und handlungsmächtig sein, danach richten wir jetzt unsere Arbeit im Betrieb aus. Dabei werden wir nicht mehr Ziele im Betrieb vorgeben, sondern wir wollen gemeinsam mit den Betriebsräten und Beschäftigten beteiligungsorientiert Lösungen erarbeiten und dann gemeinsam durchsetzen.

Wie motiviert ihr Ehrenamtliche im Betrieb zum Mitmachen; was haben sie davon?

Gans: Die Motivation unserer Ehrenamtlichen ist sehr hoch. Zu unserer Auftaktveranstaltung in Lohr kamen 70 Teilnehmer aus 17 Betrieben (siehe Foto), das hat uns völlig umgehauen. Zuvor haben wir den Prozess in der Delegiertenversammlung vorgestellt und in verschiedenen Gremien-Sitzungen dafür geworben. In einer WhatsApp-Gruppe posten alle ihre Aktionen und Erfolge und treiben sich so gegenseitig an, das ist Motivation pur. Die Teilnehmer merken, sie sind Teil einer größeren Veränderung; was sie im Betrieb leisten, hat Auswirkung auf die gesamte Geschäftsstelle. Durch diese neue Herangehensweise macht die betriebliche Arbeit wieder viel mehr Spaß!

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Fotos: IG Metall


Harald Gans

Der 56-Jährige ist Kassierer in Tauberbischofsheim und verantwortlich für den Geschäftsstellenprozess

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