Horror bei Harman

Bericht aus Bezirk BayernEs ist der Schock für Beschäftigte schlechthin: Hinter ihrem Rücken hat der Hifi- und Infotainment-Hersteller Harman ein Ersatzwerk in Ungarn gebaut. Aus Profitsucht

1. März 20201. 3. 2020


Wohlklingende Namen gehören zu ihrem Hifi-Konzern: Harman-Kardon, Infinity, JBL, Revel. Doch was das Unternehmen Harmann Mitte Januar plötzlich verlautbarte, ließ den Beschäftigten die Ohren klingeln: Das Werk in Straubing soll zum Jahresende dichtgemacht und 625 Kolleginnen und Kollegen auf die Straße gesetzt werden – obwohl es Harman nicht schlecht geht.

Seit 59 Jahren gehört das einstige SEL-Lautsprecherwerk zu Straubing, schrieb Stadt- und Familiengeschichten. 1600 Verbesserungsvorschläge hatten die Beschäftigten entwickelt, damit das so bleibt: für eine höhere Produktivität, für neue Ideen.


Billigstandort Ungarn

Gemacht und umgesetzt werden die jetzt jedoch woanders: In Ungarn hat der zu Samsung gehörende Autozulieferer eine neue Fabrik aufgebaut und heimlich dort das Straubinger Werk gespiegelt – und dafür zwei Millionen Euro EU-Förderung erhalten.

Den Preis dafür sollen jetzt vor allem die Straubinger Kolleginnen und Kollegen bezahlen. Bis Ende Juni soll die Produktion eingestellt werden. Harman kann es nicht billig genug sein: Die Profite in Deutschland seien zu gering. Kollegen für Ungarn durften die Straubinger in der Vergangenheit noch anlernen.


Widerstand

Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Johann Horn kündigte massiven Widerstand an: „Die IG Metall, der Betriebsrat und die Beschäftigten werden den Schließungsplan nicht kampflos hinnehmen!“ Die IG Metall will einen Sozialtarifvertrag durchsetzen, um die Härten für die Beschäftigten abzumildern. Heinz Hausner, Geschäftsführer der IG Metall Passau, sagte: „Und wir haben ein Fünkchen Hoffnung, dass ein neues Unternehmen den Wert des Standorts Straubing und der Beschäftigten erkennt.“

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Foto: IG Metall Passau
Protest gegen den Wahnsinn: Mit breiter Unterstützung durch die Stadtgesellschaft demonstrierten Harman-Beschäftigte gegen die angekündigte Verlagerung.
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