Menschen vor Profiten

Bericht aus GeschäftsstellenIG Metall fordert Corona-Schutzschirm auch für Beschäftigte

1. Mai 20201. 5. 2020


Die Politik hat unter anderem direkte Zuschüsse für kleine Firmen und sogenannte Solo-Selbstständige sowie Schutzschirme für Unternehmen beschlossen. Die IG Metall Oranienburg und Potsdam setzt sich auf allen Ebenen für die Interessen der Beschäftigten ein.

Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte, formulierte in einem Brandbrief an den Brandenburger Ministerpräsidenten Dietmar Woidke: „So richtig und notwendig kurzfristige Unterstützungsleistungen für Groß-, Kleinbetriebe und Solo-Selbstständige sind, so sehr fehlt es an finanziellen, existenzsichernden Unterstützungsleistungen für Kurzarbeiter. Ich fordere Sie hiermit auf, sich umgehend dafür einzusetzen, dass der Schutzschirm auch auf Beschäftigte ausgeweitet wird.

In Anbetracht der Betriebs- und Einkommensstruktur Brandenburgs und insbesondere Ostdeutschlands ist Handeln erforderlich. Es ist für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht leistbar, von einem Tag auf den anderen auf 30 bis 40 Prozent ihres Entgelts zu verzichten. Hier muss dringend und sofort im Hilfspaket nachgebessert werden.

Während die Unternehmen zu 100 Prozent von den Sozialbeiträgen befreit werden, gucken Beschäftigte in die Röhre und teilweise schon deutlich vor dem Monatsende auf ein leeres Konto! Mit Niedriglöhnen im Handwerk, im Dienstleistungsbereich sowie in Kleinstunternehmen, verbunden mit der hohen Anzahl von Betrieben ohne Tarifbindung in Ostdeutschland, ist gerade den Beschäftigten in diesen Bereichen so ein Einkommensbruch nicht zumutbar.

Insbesondere Menschen, die auch im normalen Alltag aufgrund ihres geringen Einkommens finanziell herausgefordert sind, treffen solche Einschnitte besonders hart und stellen sie vor existenzielle Fragen. Kündigungsausschluss von Mietwohnungen ist der zweite vor dem ersten Schritt. Da die fehlenden Gelder dauerhaft Löcher reißen, eventuell Kredite getilgt werden müssen und alle Lebenshaltungskosten laufen, ist von vornherein gegenzusteuern und eine Aufstockung dringend erforderlich. Andernfalls bleibt ein Loch im Portemonnaie, das auch im Nachhinein nicht gefüllt werden kann.

Corona und das aktuelle Kurzarbeitergeld in Höhe von 60 beziehungsweise 67 Prozent vom Nettolohn dürfen nicht dazu führen, dass Millionen von Arbeitnehmern in Deutschland finanziell am Rande des Abgrunds stehen.

Deshalb fordere ich Sie als politisch Verantwortliche auf:

Treten Sie ein für eine Erhöhung des Kurzarbeitergeldes um mindestens 20 Prozent!

Der Grundgedanke: ›Menschen vor Profiten‹ muss unser Leitbild sein!“

Thomas Erdmann, Arbeitnehmervizepräsident der Handwerkskammer Potsdam (HwK), unterstützt die Forderung und brachte die Diskussion in den Vorstand der HwK ein. Ziel müsse es sein, „dass sich die Kammer für diejenigen stark macht, die sie vertritt“. Das seien zum einen natürlich die Betriebe, aber einen ganz wesentlichen Beitrag leisteten die Beschäftigten. Diese bräuchten in der Krise Kurzarbeiterregelungen, die ein Auskommen ermöglichen. Das sei nur mit einer Erhöhung des staatlichen Kurzarbeitergelds auf 80 Prozent möglich. Aufgrund des Einsatzes von Thomas Erdmann fordert die Handwerkskammer auch öffentlich eine Anhebung des Kurzarbeitergeldes auf 80 Prozent.

igmetall-oranienburg-potsdam.de

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Fotos: IG Metall
Stefanie Jahn, 1. Bevollmächtigte
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Thomas Erdmann, HwK Potsdam
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