Gewerkschaftsarbeit weltweit unter Druck

Wer sich gewerkschaftlich engagiert, sich für faire Löhne und gerechte Arbeitsbedingungen einsetzt, lebt in vielen Ländern gefährlich. Während die Coronapandemie Menschen- und Gewerkschaftsrechte weltweit noch mehr unter Druck setzt, gehen autoritäre Regime entfesselt gegen Gewerkschafter vor.

1. Mai 20211. 5. 2021


Kolumbien

Das Coronavirus verschärft die wirtschaftliche und politische Krise in Kolumbien. Viele Menschen arbeiten im informellen Sektor mit geringer oder gar keiner sozialen Absicherung. Hinzu kommt ein fragiler und schlecht umgesetzter Friedensprozess. Jeden Tag werden weiterhin soziale und gewerkschaftliche Aktivisten bedroht oder sogar ermordet. Bewaffnete Paramilitärs bedrängen Gewerkschafter im Auftrag von Großgrundbesitzern und Konzernen.


Brasilien

Angesichts der Zerschlagung von Gewerkschaften streiken Beschäftigte in Brasilien für Arbeitnehmerrechte und fordern sichere und menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Mobbing von Gewerkschaftsführern und Verletzung der Vereinigungsfreiheit haben weiter zugenommen. Zudem wird das autoritär regierte Land von der Coronapandemie erschüttert. Das Land trauert um viele Todesopfer. Auf dem vor Kurzem von Korruptionsvorwürfen freigesprochenen früheren Präsidenten und Gewerkschaftsführer Luiz Inácio Lula da Silva ruhen die Hoffnungen breiter Bevölkerungsschichten.


Belarus

Die unabhängige Gewerkschaftsbewegung in Belarus ist für ihren furchtlosen Kampf gegen das autoritäre Regime von Präsident Lukaschenko ausgezeichnet worden. Viele Gewerkschaftsvertreter und Aktivisten wurden  bereits entlassen, inhaftiert oder gezwungen, das Land zu verlassen. Trotz schwierigster Umstände gelingt es den unabhängigen Gewerkschaften, neue Mitglieder zu gewinnen und den Kampf in der Hoffnung fortzusetzen, dass die letzte bestehende Diktatur Europas fällt.


Myanmar

Über 600 friedliche Demonstranten, unter ihnen auch Kinder, wurden bei den Auseinandersetzungen getötet, die das Land seit dem Militärputsch Anfang Februar erschüttern. Gewerkschafter, die sich an den Protesten für die Rückkehr zur Demokratie beteiligen, werden mit Haftbefehl gesucht. Die internationalen Gewerkschaften und ihr Dachverband IndustriALL Global Union treten für wirtschaftliche Sanktionen gegen die Führung ein. Der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann fordert ein Ende der Gewalt in Myanmar und die Freilassung aller politischen Gefangenen. Die Bau- und Holzarbeiter Internationale ruft zu Spenden auf.


Ägypten

Pro forma gibt es das Recht, unabhängige Gewerkschaften zu bilden. Die Realität in Ägypten sieht anders aus. Bürokratische Schikanen, Repression, Einschüchterung von Gewerkschaftsmitgliedern oder die Festnahme von Streikenden sind an der Tagesordnung. Die gesetzlichen Anforderungen an die Registrierung unabhängiger Gewerkschaftsorganisationen sind praktisch unerfüllbar. Gewerkschaftliche Arbeit steht unter dem Damoklesschwert hoher Geld- oder Haftstrafen. So soll die Vorherrschaft der Staatsgewerkschaft zementiert werden. Unabhängige Gewerkschaften gibt es aktuell nur auf Betriebsebene als sogenannte Local Committees.


Rechte von Beschäftigten weltweit schützen

Wenn Gewerkschaften weltweit für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen kämpfen, sichert das auch soziale Standards und Arbeitsplätze in Deutschland. Arbeitsschwerpunkte der transnationalen Arbeit der IG Metall sind deshalb der Austausch von Beschäftigten und Gewerkschaften in der Transnationalen Netzwerk­initiative sowie die Entwicklung von Handlungsstrategien mit Partnergewerkschaften weltweit bei der Gestaltung der Transformation in einer globalisierten Arbeitswelt.

Die IG Metall ist Mitglied des Dachverbands IndustriALL Global Union und setzt sich zusammen mit Amnesty International für verfolgte Gewerkschafter ein.

industriall-union.org

amnesty.de/gewerkschaft

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