Bei Hiro Lift geht es aufwärts

Bericht aus Bezirk Nordrhein-WestfalenNach der Übernahme des Bielefelder Liftherstellers wird es für die Belegschaft wohl endlich einen Haustarifvertrag geben.

1. Oktober 20191. 10. 2019


Florian Unruh lässt sich nicht aus der Reserve locken. „Deutlich“ sei die Lohnsteigerung, die der Betriebsratsvorsitzende gemeinsam mit der IG Metall mit dem neuen Management von Hiro Lift ausgehandelt hat. Genauer will Unruh nicht werden. Denn noch ist der frische Haustarifvertrag nicht ganz in trockenen Tüchern. Der Verkauf des Liftherstellers aus den Händen des Familienunternehmers Constantin Hein an die STF Industriebeteiligung ist zwar beschlossen, und mit Thomas Kaiser leitet auch bereits ein neuer Geschäftsführer die Firmengeschicke. Aber die Firmenübergabe ist noch nicht formal vollzogen. „Es kann kaum mehr etwas schiefgehen, aber so lange es noch nicht ganz sicher ist, halten wir uns bedeckt“, sagt Unruh.

Mit der Besiegelung des Verkaufs würde bei Hiro Lift in Bielefeld ein unrühmliches Kapitel der Firmengeschichte zu Ende gehen. Denn schon seit zweieinhalb Jahren kämpfen die Beschäftigten dort um einen Tarifvertrag.

Gute Gründe dafür haben sie im Frühjahr 2017: Die Kollegen verdienen nicht nur 25 Prozent weniger als in vergleichbaren Betrieben, sie arbeiten auch länger und erhalten kein Weihnachtsgeld. Das Problem: „Wir konnten der alten Geschäftsleitung nicht einmal Forderungen überbringen. Denn sie hat Gespräche mit uns grundsätzlich abgelehnt“, erzählt Unruh.

Selbst zwei Warnstreiks im Dezember vergangenen Jahres und im Januar 2019 ändern nichts an der Blockade. Zwar signalisiert Geschäftsführer Hein anschließend Gesprächsbereitschaft, doch einen Termin für Verhandlungen nennt er nicht. Stattdessen verkündet er im Februar stolz das neue Sponsoring beim Fußball-Zweitligisten Arminia Bielefeld: Hiro habe nun eine eigene Loge im Stadion.

Teure Loge statt Tariflohn – das bringt die Beschäftigten endgültig auf die Palme. Die IG Metall legt nun härtere Bandagen an. Anfang Mai treten rund 100 der 175 Bielefelder Hiro-Beschäftigten in einen unbefristeten Streik. Der endet nach fast vier Wochen jäh. Denn Hein gibt völlig überraschend den Verkauf von Hiro an die STF Industriebeteiligung bekannt. „Unser Streik war bestimmt nicht der Auslöser für den Verkauf, aber vermutlich haben wir die Entwicklung damit beschleunigt“, vermutet Unruh.

Jedenfalls bricht der neue Geschäftsführer das Schweigen seines Vorgängers. Thomas Kaiser verspricht, Hiro Lift eine langfristige Perspektive geben zu wollen und er kündigt „faire Löhne“ an. Wie fair sie sind, dürfte nun frühestens Ende September bekannt werden. Denn dann steht laut IG Metall-Betriebsbetreuer Oguz Önal die Urabstimmung über das Verhandlungsergebnis an.

alt
Foto: Thomas Range
Arbeitskampf bei Hiro in Bielefeld: Der Einsatz hat sich gelohnt.
| Das könnte Dich auch interessieren
Kontakt zur IG Metall

Newsletter bestellen