YouTuber organisieren sich

Bericht aus Bezirk Baden-WürttembergMit ihrem Video „Achtung YouTube. Die Frist läuft“ forderten der YouTuber Jörg Sprave und Christiane Benner, 2. Vorsitzende der IG Metall, faire und transparente Arbeitsbedingungen auf der Internetplattform. Der Druck hat gewirkt: In Deutschland zeigt sich die YouTube-Mutter Google gesprächsbereit.

1. Oktober 20191. 10. 2019


„Das ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt der Radolfzeller YouTuber mit dem Künstlernamen Nico DaVinci. „Mit der IG Metall als mitgliederstarkem, erfahrenem Partner kommt mächtig Bewegung in die Sache!“ DaVinci betreibt einen kleinen Kanal auf der Internetplattform YouTube. Der SlowCarb-Experte und Futter-Rebell, wie er sich selbst nennt, nahm etliche Kilos ab und gibt nun seine Tipps im Netz weiter. Wieviel Gift, allen voran Glyphosat, im Essen steckt, zeigen seine kritischen Videos auf YouTube. Doch die schmecken offensichtlich nicht jedem, der dort Werbung schaltet. Der Einfluss der Werber ist nicht zu unterschätzen: Kanäle werden plötzlich geschlossen, Videos gelöscht oder von Werbeeinnahmen ausgeschlossen (demonetarisiert) – statt schlüssiger Begründungen verschickt YouTube Standardmails.

Auch Nico DaVinci bekam das zu spüren. Zwei seiner Videos wurden von YouTube beanstandet, eines gänzlich von Werbeeinnahmen ausgeschlossen. „Ich habe vergeblich versucht, dafür eine Erklärung und die Möglichkeit zur Nachbesserung zu bekommen. Die Kommunikation mit der Plattform lief denkbar schlecht, die Entscheidungen sind völlig intransparent. Das hat mit Fairness sehr wenig zu tun.“

Mit der „Adpokalypse“ („Ad“ von Advertising) blies vielen YouTubern 2017 plötzlich ein eisiger Wind ins Gesicht. YouTube änderte sein Regelwerk für die Verteilung der Werbeeinnahmen, mit denen nicht wenige YouTuber ein Neben- oder sogar ihr Haupteinkommen erzielten. Für viele der sogenannten Creators hatte dies teils existenzbedrohende Folgen.


Starker Partner

Einer von ihnen ist Jörg Sprave. Auch ihn traf die Adpokalypse hart. Doch Sprave wollte sich das nicht gefallen lassen. Im März 2018 gründete er die YouTubers Union, eine Art Gewerkschaft für YouTuber, der auch Nico DaVinci angehört. Der Erfolg war mäßig – der Gegner schien übermächtig. Dann hat sich die IG Metall eingeschaltet. Zum ersten Mal in der Geschichte gibt es bei YouTube einen organisierten Widerstand der Creators gegen ihre Plattform: Die IG Metall und die YouTubers Union haben die Kampagne „FairTube“ gestartet und verschiedene Forderungen aufgestellt. Bereits in den ersten vier Wochen der Kampagne verzeichnete die YouTubers Union 8000 neue Mitglieder und zählt nunmehr 23 000 Mitglieder.

Fazit Christiane Benner: „Der Druck, den wir gemeinsam mit der YouTubers Union gemacht haben, hat sich gelohnt.“ Im Gespräch mit Google werde sich zeigen, zu welchen Änderungen YouTube bereit sei.


Das fordern YouTubers Union und IG Metall:
  • Transparenz bei den Regeln zur Verteilung der Werbegelder
  • nachvollziehbare Entscheidungen bei Löschungen oder Sperrungen
  • Kommunikation der Regelverstöße und Möglichkeit zur Nachbesserung
  • menschliche Ansprechpartner statt maschineller Standardantworten
  • Mitspracherecht
  • unabhängige Schlichtungsstelle fairtube.info
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Twinsterphoto / Shutterstock.com
Wie oft ein Video auf YouTube aufgerufen wird, wirkt sich auf die Einnahmen seines Creators aus: Seit die Plattform ihr Regelwerk für Werbeeinnahmen geändert hat, brechen die Einkünfte teils drastisch ein.
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