Mit allen durch die Krise? Das gilt nicht bei allen!

Bericht aus Geschäftsstelle Reutlingen-TübingenTop: Tarifbindung neu vereinbart. Auch gut: Kündigungen erfolgreich im Dialog mit der IG Metall verhindert. Hardliner: Personalabbau oder Kündigung der Tarifbindung ohne vorherige Gespräche.

1. September 20201. 9. 2020


Top:

Fast mitten in der Lockdown-Phase verhandelten IG Metall und die Firma Weinmann aus Lonsingen einen Anerkennungstarifvertrag für die knapp 200 Beschäftigten.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Zukünftig kommen alle Entgelterhöhungen, das Urlaubs- und Weihnachtsgeld der Metall- und Elektroindustrie sowie mehrere andere Regelungen sicher bei den Kollegen an. Die Parteien bleiben im Gespräch, um weitere Tarifregelungen in der Zukunft zu treffen.

Auch gut:

Hier könnte fast der grüne Smiley vergeben werden, wären da nicht Verzichte der Beschäftigten zu schlucken. Jedoch: Beschäftigung sichern statt unüberlegtem Personalabbau ist das Ergebnis von Verhandlungen sowohl bei Burkhardt und Weber und Wafios in Reutlingen, als auch bei Klett Metalltechnik in Dußlingen.

Dort haben sich Arbeitgeber, Arbeitgeberverband, Betriebsrat und IG Metall an einen Tisch gesetzt und nach Lösungen für die Sicherung der Betriebe und der Arbeitsplätze gesucht und schlussendlich gefunden. Auf der einen Seite verzichteten die Betriebe auf betriebsbedingte Kündigungen, auf der anderen waren die Mitglieder der IG Metall bereit, auf Teile ihrer tariflichen Ansprüche zu verzichten. Auch die Banken hatten ihren Teil beizutragen. IG Metall und Betriebsrat werden regelmäßig und transparent über die aktuelle Lage informiert und alle Maßnahmen auf Augenhöhe abgestimmt. Damit beweisen Gewerkschaft und Arbeitgeber, dass die Tarifbindung einen Mehrwert zur Zukunftssicherung bedeuten kann, wenn die tariflichen Instrumente mit Respekt für unterschiedliche Positionen angewendet werden.

Schlecht:

Einseitige „Herr im Haus“-Politik dagegen bei Walter Maschinenbau aus Tübingen und beim Institut Dr. Foerster in Reutlingen. Der Tübinger Maschinenbauer kündigte ohne Einbeziehung des Betriebsrats oder gar der IG Metall einen massiven Personalabbau an und hält unbeirrt daran fest, obwohl er in den letzten Jahren ungewöhnlich hohe Gewinne eingefahren hatte.

Beim Institut Dr. Förster kündigte der Arbeitgeber die vernünftige Zusammenarbeit mit der IG Metall und erklärte seinen Austritt aus dem Arbeitgeberverband. Sein klares Ziel: Er will die tariflichen Regelungen, die seit vielen Jahrzehnten im Betrieb gelten, nach seinem Gusto gewähren oder aber auch nicht. Damit stoßen die beiden schlechten Betriebsbeispiele ihre Beschäftigten vor den Kopf. Von Wertschätzung für geleistete Arbeit keine Spur.

Das Dauerschlusslicht bildet die Sauter Feinmechanik in Metzingen. Nahezu ein Jahr lang wurde verhandelt. Um keine längerfristige Tarifregelung machen zu müssen, verzichtete die Firma auf Beiträge ihrer Beschäftigten. Dafür kündigte Sauter Ende 2019 und Mitte 2020 fast 70 Menschen betriebsbedingt. Offenbar sollen die Beschäftigten für mehrere Managementfehler aufkommen. Ein Ende der turbulenten Zeiten ist noch nicht absehbar.

| Das könnte Dich auch interessieren
Kontakt zur IG Metall