Die IG Metall reagiert auf die Corona-Pandemie. „In dieser Krise sind solidarische Lösungen gefragt. Jetzt kommt es darauf an, dass die Beschäftigten Sicherheiten bekommen“, sagt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. Den ersten Schritt machten die Tarifpartner der Metall- und Elektroindustrie in Nordrhein-Westfalen. Dort vereinbarten sie am 20. März ein Krisenpaket, das jetzt von allen Tarifgebieten übernommen wurde.
In Nordrhein-Westfalen haben „wir einen Tarifvertrag geschlossen, mit dem Beschäftigung und Einkommen geschützt werden und Eltern sich um ihre Kinder kümmern können, wenn Kitas und Schulen geschlossen sind. Dieser Abschluss ist ein Beitrag zur Abfederung der Coronakrise und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, betont Jörg Hofmann.
Mit ihrem schnellen Handeln stellen die Tarifvertragsparteien unter Beweis, wieviel eine durch starke Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände getragene Tarifpartnerschaft für die Menschen bewegen kann. Die IG Metall strebt solche Branchenregelungen kurzfristig auch in anderen Branchen an.
Schnelle und pragmatische Lösungen
Das erzielte Tarifergebnis in Nordrhein-Westfalen beinhaltet folgende Punkte:
- Regelungen zur Kurzarbeit, die die Nettoentgelte der Beschäftigten auf dem Niveau von etwa 80 Prozent absichern können. Dies geschieht durch eine Abschmelzung der Sonderzahlungen und einen Arbeitgeberzuschuss von 350 Euro je Vollzeitbeschäftigten
- Bei Schließungen von Kitas und Schulen können Eltern mit Kindern bis zu zwölf Jahren acht freie Tage für die Kinderbetreuung nehmen anstatt des tariflichen Zusatzgeldes.
- Zusätzlich erhalten Beschäftigte im Jahr 2020 für die Betreuung von Kindern – soweit zwingend erforderlich - mindestens fünf freie Tagen ohne Anrechnung auf den Urlaub, das Entgelt wird weitergezahlt.
Die Tarifverträge treten unverzüglich in Kraft und können zum 31. Dezemer 2020 gekündigt werden. Der Vorstand der IG Metall hat zwischenzeitlich das Verhandlungsergebnis gebilligt und unter Berücksichtigung der regionalen Bedingungen die bundesweite Übernahme empfohlen.
Knut Giesler, IG Metall-Bezirksleiter in Nordrhein-Westfalen und Verhandlungsführer betont: „Uns war es wichtig, den Menschen auch in schwierigsten Zeiten Sicherheiten durch gute und passgenaue Lösungen zu geben.“ So seien Regelungen gefunden worden, die Arbeitsplätze sichern, finanzielle Einbußen bei Kurzarbeit minimieren und Möglichkeiten bieten, sich besser um Kinderbetreuung kümmern zu können.
Mittlerweile haben IG Metall und Arbeitgeber in allen Tarifgebieten das Krisenpaket übernommen und damit in: Baden-Württemberg, Bayern, an der Küste, in Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen, Rheinland-Pfalz, im Saarland, in Berlin, Brandenburg und Sachsen sowie in Niedersachsen und in Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. (Stand: 27. März 2020)
In Baden-Württemberg gelten bereits seit Jahren weitergehende Zuzahlungen bei der Kurzarbeit. In weiteren Tarifgebieten laufen noch Verhandlungen.
Grafik: IG Metall
Laufende Metall-Tarifrunde wird unterbrochen
Jörg Hofmann betont, dass mit dieser Krisenregelung die offenen Fragen der Tarifrunde 2020 in der Metall- und Elektroindustrie auf der Agenda bleiben. „Ich habe immer gesagt: Wir machen keinen Corona-Abschluss. Die großen Herausforderungen der Transformation bleiben weiter auf der Tagesordnung.“ Der Erste Vorsitzende der IG Metall fügt an: „Nach der Bewältigung der akuten Probleme werden wir uns wieder den Zukunftsthemen zuwenden.“
Nach dem Angebot der IG Metall für ein Moratorium gab es Gespräche und Verhandlungen über Beschäftigungssicherung, Qualifizierung und Zukunftstarifverträge zur Bewältigung der Digitalisierung und Transformation in der Metall- und Elektroindustrie. Weitere Themen, neben der Entgelterhöhung sind die Angleichung der Arbeitszeit in den östlichen Bundesländern und tarifliche Regelungen für dual Studierende und Auszubildende.
FAQ zum Krisenpaket
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