Eigentlich könnte das Arbeiten im Homeoffice ganz entspannt sein. Man steht ohne Hektik auf. Erst mal gemütlich frühstücken. Mit der Kaffeetasse setzt man sich entspannt an den Schreibtisch und checkt die ersten E-Mails. Doch am Ende des Tages raucht der Kopf von stundenlangen Videokonferenz und Dauertelefonaten.
Beschäftigte im Homeoffice wundern sich, wie wenig sie geschafft haben, obwohl sie bis spät abends dienstliche Sachen erledigen und das Laptop erst vor Mitternacht zugeklappen. Auf Dauer kann Homeoffice extrem erschöpfend sein. Detlef Gerst vom Ressort Zukunft der Arbeit bei der IG Metall hat dazu ein paar Tipps aus der Arbeitswissenschaft.
Arbeitstag strukturieren
Ein organisierter und disziplinierter Tagesablauf ist extrem wichtig. Feste Arbeitszeiten und feste Pausen sind das A und O. Diese Struktur sollten auch die Mitbewohner der WG, der Partner oder die Familie kennen. Kinder müssen wissen, dass sie Mama oder Papa zu bestimmten Zeiten nicht stören dürfen. Auch die Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzten, die im Büro oder auch im Homeoffice arbeiten, sollten über die persönlichen Arbeitszeiten orientiert sein.
Listen zum Abhaken
Hilfreich sind To-do-Listen mit wichtigen Dingen, die man nach Priorität abarbeitet. Manche Forscher in der Arbeitswissenschaft raten ergänzend zu Not-do-to-Listen. Darauf kommen die Dinge, die aktuell keine Priorität haben und hinten angestellt werden. Die Arbeit sollte man in kleinere Pakete aufteilen, an denen man konzentriert arbeitet und sich dann dem nächsten überschaubaren Arbeitspaket zuwendet. Das vermittelt das Gefühl dafür, was man geschafft hat und schon mal abhaken kann.
Vernünftiges Arbeitspensum
Jeder im Homeoffice sollte sich kritisch fragen, was realistische Ziele sind, die in überschaubarer Zeit zu schaffen sind. Problematisch sind zu hohe eigene Ansprüche, die dann nicht eingelöst werden können. Stress und Frust sind da vorprogrammiert. Hier hilft es, mit dem Arbeitgeber und dem Betriebsrat das auch zu kommunizieren. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen und die Aufgabe für Homeoffice geeignet ist, gibt es keinen Unterschied in der Produktivität.
Pausen-Einmaleins
Regelmäßige Pausen über den Arbeitstag hinweg verteilt sind enorm wichtig. Denn Augen, Nacken, Rücken und Sehnen brauchen Entlastung. Das gilt vor allem bei Bildschirmarbeit. Hard- und Software im Homeoffice sind oft miserabel. Beschäftigte arbeiten am Esstisch, ohne einen höhenverstellbaren Bürostuhl und ohne ergonomische Maus. Viele arbeiten am Laptop mit kleinem Bildschirm statt mit dem gewohnten 24-Zoll-Bildschirm. Logisch, dass der Körper anders beansprucht ist und schnell zum Beispiel mit Rückenschmerzen reagiert. Man sollte deshalb Arbeitspausen einmal in der Stunde eine Kurzpause einlegen. Zusätzlich sollte es am Vormittag eine etwa 15-minütige Pause, mittags eine 30-minütige Pause und nachmittags eine ebenfalls 15-minütige Pause geben.
Pausen sinnvoll gestalten
In der Arbeitspause Zeitung lesen oder im Internet surfen bringt keine Erholung. Eine solche Pause entlastet nicht den Geist, sondern ähnelt zu sehr der eigentlichen Arbeit. Eine gute Pause im Sinne der Arbeitswissenschaft ist eine „lohnende Pause“. Sie verringert nicht die Produktivität des Arbeitstages als Ganzes, sondern erhöht sie. „Mehrere kürzere Pausen führen zu einer insgesamt besseren Erholung und auch zur besseren Arbeitsleistung als eine längere“, sagt Detlef Gerst aus dem Ressort Zukunft der Arbeit bei der IG Metall, mit Verweis auf wissenschaftliche Studien. In der längeren Mittagspause einfach die Joggingsachen anziehen, eine halbe Stunde durch den Park laufen oder in der Wohnung Gymnastikübungen machen.
Enger Kontakt zum Team
Es ist wichtig, mit Vorgesetzten und Kolleginnen und Kollegen während des Arbeitstages eng zu kommunizieren. Per Telefon oder E-Mail. Denn diese Kontakte sind neben dem Arbeitsergebnis die einzige Gelegenheit, wahrgenommen zu werden. Wer häufig mit Kolleginnen und Kollegen spricht, entwickelt quasi nebenbei aus zufälligen Gesprächen innovative Ideen. Was zählt, sind Sichtbarkeit und Kommunikation nach außen. Dafür in der vereinbarten Arbeitszeit erreichbar sein, das Handy eingeschaltet lassen und die Benachrichtigungsfunktion bei E-Mails einschalten.
Abends ein Ende finden
Anfang und Ende des Arbeitstages gut im Griff haben: Die größte Gefahr bei der Arbeit im Homeoffice ist die Entgrenzung durch ständige Erreichbarkeit. Abends sollte man bewußt und nicht zu spät den Zeitpunkt wählen, an dem man Computer und Smartphone endgültig weglegt und sich geistig anderen Dingen zuwendet. Wer abends kein Ende findet, beeinträchtigt auf Dauer seine Erholungsfähigkeit und schläft schlechter. Das hat auf Dauer negative Folgen für das Wohlbefinden und die Gesundheit.
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