Tarifrunde Metall und Elektro 2022
Das sagen Betriebsrät*innen zum Verhandlungsergebnis

Nach und nach wird das Verhandlungsergebnis für die Metall- und Elektroindustrie aus Baden-Württemberg in anderen Tarifgebieten übernommen. Wir wollten wissen, was die Betriebsrätinnen und Betriebsräte zu dem Ergebnis sagen - und haben uns umgehört.

23. November 202223. 11. 2022


Nektaria Christidou, Betriebsratsvorsitzende, Mahle, Mühlacker, Baden-Württemberg

„Unsere Metallerinnen und Metall haben bewiesen, dass wir kämpfen können. Auch wir waren in Mühlacker im Warnstreik und haben uns auf die Urabstimmung vorbereitet. Aber ich finde, für die Umstände – wir bei Mahle etwa machen gerade Verlust ohne Ende – ist das ein gutes Tarifergebnis. Ich weiß, dass einige Leute da auch anders diskutieren. Aber ich hätte nicht mit einem so guten Ergebnis gerechnet und bin erleichtert: Ich hatte noch nie zuvor so viele Leute auf der Matte, Beschäftigte in den unteren Entgeltgruppen, die nach Nacht- oder Spätschicht fragen, weil ihnen das Geld nicht mehr reicht. Die sind echt verängstigt. Noch nie war es so wichtig wie jetzt, mehr Entgelt herauszuholen.“

Demonstration vor der Mahle-Konzernzentrale in Stuttgart-Bad Cannstatt

 

Alexander Farrenkopf, Betriebsrat, BMW, München, Bayern

„Die Erwartungen der Beschäftigten an diese Tarifrunde waren besonders hoch, genauso wie die Bereitschaft sich zu beteiligen. Das hat zu einem Abschluss geführt, der für die Beschäftigten deutlich mehr Geld bedeutet. Die Arbeitgeber haben gerade noch die Kurve gekriegt, denn die Tageswarnstreiks waren bis ins Detail vorbereitet. Wir sind stolz auf alle Kolleginnen und Kollegen, die sich so stark an allen Aktionen beteiligt haben.“

Alexander Farrenkopf von BMW begrüßt das Tarifergebnis der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg.

 

Manuel Bunge, Betriebsratsvorsitzender, Kostal, Lüdenscheid, NRW

„Das Tarifergebnis ist überraschend gut. Wir haben 8 Prozent auf 12 Monate gefordert - und 8,5 Prozent auf 24 Monate bekommen, und dazu noch die 3000 Euro. Das hätte ich nicht erwartet. Ein Wehrmutstropfen ist die geringere Inflationsausgleichsprämie in Teilzeit und für die Azubis. Wir ärgern uns, dass die Gegenseite da so unbeweglich war. Die 3000 Euro sind ja steuer- und abgabenfrei. Das hätten sie ja auch auf vier Zahlungen aufteilen können, wenn Betriebe ansonsten wegen den Azubis pleitegehen. So wird man den Fachkräftemangel nicht bekämpfen können. Das Verschieben vom T-Geld zum T-ZUG B betrifft bei uns einige Geschäftsbereiche, die auf jeden Fall differenzieren werden. Unsere Beschäftigten dort ärgern sich schon, dass die Masse zum Differenzieren im T-ZUG B vergrößert worden ist und sie da jetzt noch mehr Geld verlieren.
Aber im Gesamtkonzert dessen, was wir herausgeholt haben, ist das alles verkraftbar.“

Michael Bunge Bilderprofi Foto Vitt e.K. Inh. Angelika Mildenberger, Friedrichstraße 1a in 58507 Lüdenscheid

 

Hermann Jansse, Betriebsrat und Vertrauenskörperleiter, Continental Automotive, Darmstadt, Mitte

„Sehr wichtig war uns eine dauerhafte Entgelterhöhung durchzusetzen. Das haben wir erreicht! Plus eine steuerfreie Inflationsprämie von insgesamt 3.000 Euro. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, auch wenn die Laufzeit kürzer hätte ausfallen können.“

Hermann Janßen von Continental Automotive bewertet das verhandlungsergebnis der Metall- und Elektroindustrie positiv.


Christoph Wiederhold, Betriebsratsvorsitzender Musashi, Leinefelde, Thüringen

„Das ist ein gutes Tarifergebnis! Ein Ergebnis, das wir auf Augenhöhe erzielt haben und positiv aufgenommen wird. Für die Auszubildenden hätte ich mir aber mehr gewünscht, schon wegen des Fachkräftemangels.“

Christoph Wiederholt, Betriebsratsvorsitzender MusashiLeinefelde, IG Metall-Vertrauensmann, Mitglied der zentralenTarifkommission bei Musashi

 

Diane Brandenburg, Betriebsratsvorsitzende, Pieron, Bocholt, NRW

„Der Abschluss ist gut. Die Entgelterhöhung passt, die Kolleginnen und Kollegen sind zufrieden. Sie murren jedoch etwas, weil die Erhöhung so spät kommt, erst im Juni, so dass sich die plus 5,2 Prozent auch nicht mehr auf unser Urlaubsgeld im Mai auswirken. Und wir werden garantiert einer der Betriebe sein, die unter die Differenzierung des T-ZUG B fallen, als Automobilzulieferer von Automobilzulieferern. Bei vielen anderen ist es genauso. Das ist unsere Kröte, die wir schlucken mussten. Aber ansonsten muss man sagen: Für die Zeit ist der Abschluss nicht schlecht.“

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