Arbeiten, rund um die Uhr, auch am Wochenende und vor allem „flexibel“ – so wie es der Markt gerade braucht: Das wünschen sich die Arbeitgeber. Und tatsächlich: Den starren Acht-Stunden-Tag gibt es für viele Beschäftigte schon lange nicht mehr. Kurzfristig angekündigte Sonderschichten, Vertrauensarbeitszeit, Arbeitszeitkonten, „Arbeit auf Abruf“ oder von unterwegs, werden mehr und mehr zur Regel.
Arbeitszeit und ihre Organisation im Betrieb ist ein Thema, das alle Beschäftigten unmittelbar betrifft – und damit auch die Gemüter vieler bewegt.
Die Vertrauensleute als ehrenamtlich engagierte Mitglieder der IG Metall im Betrieb sind dabei nah dran an den Wünschen wie auch den Ängsten der Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Unter dem Motto „Wir machen Gewerkschaft“ haben rund 600 Vertrauensleute der IG Metall vom 3. bis 5. November bei ihrer Konferenz in Willingen diskutiert, was das für ihre Arbeit in den Betrieben bedeutet und wie die IG Metall mit den Herausforderungen umgehen kann.
Flexibilität bei Arbeitszeit: Ja – aber auch für die Beschäftigten
Klar wurde: Flexibilität darf keine Einbahnstraße sein. Arbeitszeiten müssen sich stärker an den Bedürfnissen der Beschäftigten orientieren, statt nur einseitig den Wünschen aus der Chefetage gerecht zu werden.
Dafür wollen sich die mehr als 70 000 Vertrauensleute der IG Metall in den nächsten Jahren einsetzen. Die inhaltlichen Leitplanken dazu haben ihre gewählten Delegierten auf der Vertrauensleutekonferenz nun beschlossen:
Die Beschäftigten sollen vor Entgrenzung der Arbeitszeit geschützt werden, Arbeitszeit darf nicht verfallen, Schichtarbeit muss humaner werden. Zudem wollen sich die Vertrauensleute für Regelungen einsetzen, die Beschäftigten mehr Selbstbestimmung über ihre Arbeitszeit ermöglichen.
Beteiligung ist das A und O
Damit das gelingt, ist es unerlässlich, die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben zu beteiligen. Denn der Betrieb ist der Ort, wo sich entscheidet, wie Arbeitszeit gestaltet wird, Bedürfnisse diskutiert und gebündelt werden und wo tarifliche Durchsetzungsmacht entsteht.
Vor diesem Hintergrund kommt den Vertrauensleuten als ehrenamtlich Aktiven der IG Metall im Betrieb eine Schlüsselrolle zu. Die betrieblichen Rahmenbedingungen für Vertrauensleutearbeit müssen deshalb verbessert werden. Vertrauensleute brauchen Freistellungsmöglichkeiten für ihre Tätigkeit während der Arbeitszeit, Schutzbestimmungen zur Verhinderung von Maßregelungen aufgrund ihres gewerkschaftlichen Engagements und passgenaue Qualifizierungsangebote, so die Delegierten. Hier muss die IG Metall Durchsetzungsstrategien entwickeln.
Mit einer breit angelegten Beschäftigtenbefragung Anfang nächsten Jahres will die IG Metall Mitglieder aus all ihren Branchen an der Weiterentwicklung wichtiger Projekte beteiligen. Arbeitszeit ist dabei neben Themen, wie Rente, paritätischer Finanzierung des Gesundheitssystems oder gerechter Steuerpolitik, einer der Schwerpunkte.
Gerecht geht nur mit Tarif
Neben den Themen Arbeitszeit und Beteiligung wollen sich die Vertrauensleute außerdem für mehr Tarifbindung der Unternehmen stark machen. Denn: „Nur Tarifverträge garantieren faire Arbeitsbedingungen und gute Einkommen (...) und tragen zur Verteilungsgerechtigkeit bei“, heißt es in der „Willinger Erklärung“, die die Vertrauensleute am Samstag verabschiedeten.
Darüber hinaus haben sich die Vertrauensleute aktives Engagement für die Integration von Flüchtlingen in den Betrieben und gegen Fremdenhass auf ihre Agenda gesetzt.
Hier geht’s zu den Bildern der Vertrauensleutekonferenz 2016 in Willingen.
Vertrauensleute: Das Gesicht der IG Metall im Betrieb