Für Euch aktiv: Binali Ateser
„Ich habe selbst oft Diskriminierung erlebt“

Über 100.000 Metallerinnen und Metaller arbeiten für ihre Kolleginnen und Kollegen im Betrieb, als Vertrauensleute der IG Metall. Binali Ateser, Betriebsratsvorsitzender beim Autozulieferer Thyssenkrupp Bilstein, engagiert sich gegen Diskriminierung – und für die Übernahme von Leihbeschäftigten.

22. März 202422. 3. 2024


Binali Ateser war sprachlos, als er einen anonymen Brief von einer Kollegin erhielt, in dem sie sexuelle Übergriffe gegen sie beschrieb. Der Betriebsratsvorsitzende von Thyssenkrupp Bilstein in Ennepetal/NRW (Stoßdämpfer und andere Fahrwerkskomponenten) ging zur Geschäftsführung. Sie handelten eine Betriebsvereinbarung gegen Diskriminierung aus und richteten eine Beratungs- und Beschwerdestelle im Betrieb ein.

Der gelernte Industriemechaniker hat selbst oft Diskriminierung erlebt – etwa Sprüche im Betrieb, wie „Teppichverkäufer“ und „langhaariger Bombenleger“. Oder bei der Wohnungssuche: „Zuerst rief meine deutsche Frau an – und bekam die Zusage“, erzählt Binali. „Doch als sie meinen Namen erfuhren, kam die Absage: Wir wollen keine Ausländer im Haus.“
 

Bilstein bildet Geflüchtete aus

Auch als sie dann 2016 drei Geflüchtete als Auszubildende bei Bilstein einstellten, gab es komische Sprüche. Doch alle drei schafften die Ausbildung und arbeiten jetzt als Facharbeiter bei Bilstein.

„Der Betriebsrat hat sich schon während meines Praktikums für mich eingesetzt. Ich sprach damals noch kein Wort Deutsch“, erzählt Temesshen „Timo“ Russom Seyum, der aus Eritrea nach Deutschland geflohen ist. Nach einem Jahr Einstiegsqualifizierung, während der er parallel einen Deutschkurs abends an der Volkshochschule absolvierte, bekam der gelernte Tischler einen Ausbildungsplatz bei Bilstein. „Auch mein Ausbilder hat mir sehr geholfen. Ich durfte ihn jederzeit anrufen“, berichtet Timo.

Die Ausbildung schloss Timo dann mit der Note 2+ ab und arbeitet heute als Maschinenbediener in der Produktion.
 

Über 90 Prozent der Leihbeschäftigten werden übernommen

Binali Ateser fing 1991 als Leiharbeiter bei Bilstein an, trat in die IG Metall ein, wurde Vertrauensmann und ist seit 2004 im Betriebsrat.

Der Betriebsrat setzt sich für die Leihbeschäftigten ein. Über 90 Prozent werden nach 18 Monaten Einsatz bei Bilstein in der Produktion übernommen – jedes Jahr fünf oder sechs.

Auch Helena Hering arbeitet jetzt direkt bei Bilstein, derzeit noch befristet. Davor war sie 16 Monate als Leihbeschäftigte hier. „Der Betriebsrat ist mehrmals in der Woche bei uns. Sie fragen uns, ob was ist – und was wir brauchen. Und wir können uns jederzeit an den Betriebsrat wenden“, berichtet sie. „Das war auch schon so, als ich noch Leihbeschäftigte war. Alle sind gleich bei uns in der Firma.“
 

„In der IG Metall kann ich mitgestalten“

Auch außerhalb des Betriebs ist Binali in der IG Metall aktiv. Er ist Mitglied des Ortsvorstands der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper und in der Metall-Tarifkommission für NRW – und war auch Delegierter beim Gewerkschaftstag im Oktober 2023.

„Ich kann im Ortsvorstand mitentscheiden und mitgestalten. Und in der Tarifkommission kann ich die Stimme aus unserem Betrieb direkt einbringen“, erklärt Binali. „Die IG Metall bedeutet für mich Demokratie und Solidarität. Die IG Metall war für mich von Anfang an Familie, und sie wird auch immer eine Familie bleiben.“

Auch Du kannst in der IG Metall als Vertrauensfrau oder Vertrauensmann mitgestalten. Frag Deine Vertrauensleute im Betrieb, Deinen IG Metall-Betriebsrat oder Deine IG Metall vor Ort. Weitere Informationen zur Arbeit von Vertrauensleuten findest Du hier

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