Rund 20 Millionen Deutsche haben regelmäßig Beschwerden mit und rund um die Wirbelsäule. Damit sind Rückenschmerzen die Volkskrankheit Nummer eins und der zweithäufigste Grund, warum Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wegen Krankheit ausfallen. Natürlich sind die Ursachen vielfältig, auch psychische Gründe können vorliegen. Die physischen Ursachen lassen sich mit ein paar Tipps minimieren. Denn vor allem Sitzen ist eben bei Weitem nicht so belastungsarm, wie viele denken.
Kosten für Arbeitsausfälle gehen in die Milliarden
Eine wesentliche Ursache für Rückenschmerzen ist die monotone Beanspruchung des Stütz- und Bewegungsapparates durch langes Sitzen. Genauer: 80 Prozent seiner Arbeitszeit verbringt eine Arbeitnehmerin bzw. ein Arbeitnehmer durchschnittlich auf dem Bürostuhl. Und das fast regungslos. Empfehlenswert ist folgende Aufteilung:
- 60 Prozent dynamisches Sitzen (Positionswechsel)
- 30 Prozent Stehen
- 10 Prozent Umhergehen
Mit auf Knopfdruck höhenverstellbaren Schreibtischen lassen sich viele Arbeiten im Stehen erledigen. Diese Schreibtische sind zwar teurer als herkömmliche Modelle. Doch Arbeitsschutz ist kein Luxus, sondern die Voraussetzung für gesunde, motivierte und leistungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie sinnvoll eine solche Investition ist, sollte also auch dem Arbeitgeber einleuchten. 2018 kosteten Produktionsausfälle aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen laut einer Erhebung der Bundesregierung 18,5 Milliarden Euro.
Arbeitgeber gesetzlich zu Gefährdungsbeurteilung verpflichtet
Übrigens können Beschäftigte darauf drängen, dass an ihrem Arbeitsplatz eine Gefährdungsbeurteilung vorgenommen wird. Dazu ist der Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet. Der Betriebsrat hat hier weitreichende Mitbestimmungsrechte, die es ermöglichen, eine entsprechende Betriebsvereinbarung zu erzwingen. Wahrscheinlich versäumen viele Unternehmen ihre Führsorgepflicht auch gar nicht absichtlich und handeln, wenn sie auf Probleme aufmerksam gemacht werden.
Beim Arbeiten im Sitzen sollte zwei Punkten besondere Beachtung zukommen: der ergonomischen Arbeitsgestaltung und der Sitzhaltung und bzw. Bewegung im Büroalltag. Wer diesen Artikel liest und die Tipps verinnerlicht, hat schon einen ersten Schritt gemacht. Wichtig ist es jetzt natürlich, die Tipps dauerhaft in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Im Übrigen hat der Arbeitgeber gemäß Arbeitsstättenverordnung (Anhang 6.1.2) dafür zu sorgen, dass Tätigkeiten an Bildschirmgeräten durch andere Tätigkeiten oder regelmäßige Erholungszeiten unterbrochen werden.
Individuelle Einstellung der Arbeitsplatzelemente wichtig
Bei der ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes kommt es auf das richtige Mobiliar in den richtigen Abständen an. Dabei ist es wichtig, dass die Ausstattung an den jeweiligen Beschäftigten angepasst ist. Aber auch die Arbeitsaufgabe sollte auf einen aktiven Alltag zugeschnitten sein. So bringt es schon eine ganze Bewegung in den Arbeitsablauf, wenn der Drucker zentral für eine Etage in einem separaten Raum steht und nicht direkt am Schreibtisch. In vielen Unternehmen gibt es Fachleute, die dabei helfen oder der Arbeitgeber leistet sich externe Experten, die in die Büros kommen. Eine individuelle Einstellung der Arbeitsplatzelemente beugt etwa Haltungsschäden und Verspannungen vor. Das Ergebnis sollte in etwa so aussehen:
- aufrechte Sitzhaltung
- leicht abgesenkte Blickrichtung auf den geneigten Bildschirm
- Blick zum Bildschirm möglichst parallel zum Fenster
- Arme im rechten Winkel, am besten auf Armlehnen
- Handballen vor der Tastatur
- Beine haben Bewegungsfreiheit
Rund alle 15 Minuten sollte die Sitzposition beziehungsweise Haltung leicht verändert werden: „Dynamisches Sitzen“ bedeutet zwischen nach hinten geneigter, nach vorn geneigter und aufrechter Sitzhaltung zu wechseln – das tut unter anderem den Bandscheiben gut. Es gibt nämlich keine Sitzposition, die man auf Dauer beschwerdefrei ertragen kann.
Nicht immer anrufen, sondern ins Nebenbüro gehen
Daneben können etwa lange Ladezeiten eines Programms genutzt werden, um ein Glas Wasser zu holen. Auch die Kolleginnen und Kollegen freuen sich sicherlich, wenn jemand vorbeikommt und nicht immer nur anruft. Früher wurden beispielsweise Akten noch von Büro zu Büro gegeben, im digitalen Zeitalter bewegen sich oft nur noch die Tippfinger über der Tastatur. In manchen Büros ist das gewollt. Denn mit dem Trend des „Lean Office“ werden Arbeitsprozesse verdichtet, scheinbar überflüssige Handgriffe eliminiert und Arbeitsmittel nach dem „Prinzip der kurzen Wege“ angeordnet. Das mag auf den ersten Blick effizient erscheinen, gesund für die Beschäftigten ist es nicht.
Ergonomisch ausgereiftes Mobiliar mit der entsprechenden Technik ist Voraussetzung für die richtige Körperhaltung. Dazu gehören, wie schon erwähnt, höhenverstellbare Tische, an denen sowohl im Sitzen als auch im Stehen gearbeitet werden kann; Arbeitsstühle, die sich in der Höhe, am Rücken und in der Sitzfläche dem Menschen anpassen und die der Bewegung des Körpers folgen sowie große, höhenverstellbare Bildschirme. Die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten ist eine solche Ausstattung allemal wert. In unserem Flyer „Ergonomisch am Bildschirm arbeiten“ sind die wichtigsten Tipps noch einmal zusammengefasst.
„Ergonomisch am Bildschirm arbeiten“ (PDF, 2 Seiten)