Jürgen Köhler, Daimler, Kassel
„Zeit, dass die Gewerkschaft das Thema anpackt“

Schichtarbeit schlaucht. Dieses Gefühl kennt Jürgen Köhler nur zu gut. Er arbeitet im Schichtdienst bei Daimler in Kassel und wünscht sich, dass seine Gewerkschaft flexiblere Arbeitszeiten durchsetzt.

11. November 201111. 11. 2011


Vor 26 Jahren, als ich hier im Werk anfing, wurde man höflich gefragt, wenn man ausnahmsweise auch samstags arbeiten sollte. Heute müssen wir arbeiten, wenn die Aufträge kommen, und Zeitkonten abbauen, wenn sie ausbleiben. Im Moment ist die Auftragslage gut und wir arbeiten in einem 21-Schichten-Modell. Das heißt: ein ganzes Wochenende habe ich nur selten frei. Mein Sohn ist neun Jahre alt und fragte mich irgendwann, ob ich an der Arbeit wenigstens ein Bett habe.


Wir leben schon zu lange auf der Überholspur

Die Schichtarbeit schlaucht. Oft laufe ich wie ein Geist durch die Gegend und weiß nicht, welcher Tag gerade ist. Schade, die beste Zeit meiner vergangenen fünf Jahre habe ich im Betrieb verbracht. Zeit ist das wertvollste, was wir haben, und es ist das wertvollste, was man seinem Partner oder seiner Partnerin schenken kann. Wenn ich nach Tarifvertrag das Recht hätte, zusätzliche Freischichten zu nehmen, würde ich mich freuen wie ein kleines Kind. Ich würde versuchen, die Zeit mit meiner Familie nachzuholen.

Wir leben schon zu lange auf der Überholspur. Es wird höchste Zeit, dass die Gewerkschaft das Thema anpackt.


Jürgen Köhler, Daimler, Kassel

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