Monatelang wurde verhandelt. Seit heute ist der Verkauf der beiden Autozulieferwerke von Neue Halberg Guss (NHG) in trockenen Tüchern. Die Münchner Firma One Square Advisors übernimmt die Gießereien in Leipzig und Saarbrücken. One Square Advisors ist eine Finanzberatungsgesellschaft, die auf Restrukturierungen spezialisiert ist. Mit dem Verkauf gebe es endlich neue Chancen für die Beschäftigten und Arbeitsplätze, betonen die für das Saarland und für Sachsen zuständigen Bezirksleiter der IG Metall, Jörg Köhlinger und Olivier Höbel.
Die Beschäftigten beider Werke hatten im Sommer 48 Tage lang gemeinsam für ihre Zukunft gestreikt, nachdem die Geschäftsleitung des Unternehmens angekündigt hatte, die Gießerei in Leipzig, in der rund 700 Menschen arbeiten, Ende 2019 zu schließen. In Saarbrücken, wo etwa 1 200 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt sind, sollten Hunderte entlassen werden.
Die NHG gehörte zuletzt der Investorenfamilie Hastor, die wegen ihres Geschäftsgebarens gegenüber Kunden – durchweg große Autohersteller und Zulieferfirmen – in Verruf geraten war. Sie hatte in einigen Fällen mit Lieferboykotts höhere Preise erzwungen und so die Abnehmer verprellt, Aufträge gefährdet und damit auch Arbeitsplätze.
IG Metall fordert Zukunftskonzept
„Der Verkaufsprozess eröffnet die Chance eines Neuanfangs für die Werke, ihre Beschäftigten und die Kunden“, sagt Jörg Köhlinger. Dass kurz vor Jahresende Bewegung in die seit vielen Monaten festgefahrene Situation gekommen ist, sei „ein Erfolg der entschlossenen Aktionen der Beschäftigten und unseres langen Kampfs“. Olivier Höbel nennt den sechs Wochen andauernden Arbeitskampf „historisch einmalig“. Die Kolleginnen und Kollegen in Sachsen und im Saarland hätten sich „auch in kritischen Phasen nicht spalten lassen und immer solidarisch gemeinsam gehandelt“. Dabei hat geholfen, dass der gewerkschaftliche Organisationsgrad unter ihnen hoch ist und dass sie in der Bevölkerung sehr viel Solidarität und Unterstützung erfahren haben.
„Aber auch bei einem neuen Eigentümer bleibt unsere Forderung, ein valides Fortführungs- und Zukunftskonzept für beide Standorte“, sagt Köhlinger. „Bis das erreicht ist, bleibt noch einiges zu tun.“