Vereinbarkeit von Arbeit und Leben bei Daimler in Wörth
Zwischen Produktionshalle und Wickeltisch

Das Lkw-Werk von Mercedes-Benz in Wörth am Rhein beschäftigt überwiegend Männer, ist aber Vorreiter in Sachen Vereinbarkeit von Arbeit und Leben. Beispiel: Thomas Fischer. Der dreifache Familienvater arbeitet im Schichtbetrieb in der Produktion und nimmt nun zum zweiten Mal Elternzeit.


Das Lkw-Werk von Mercedes-Benz in Wörth am Rhein ist eine typische „Männerbude“. Im gewerblichen Bereich und der Produktion waren 2010 nur vier Prozent der etwa 7600 Beschäftigten weiblich. Unter den rund 3000 Angestellten liegt der Frauenanteil bei 27 Prozent. Dennoch ist der Standort der Daimler AG ein Vorreiter in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Denn: Flexible Regelungen zur Arbeitszeit und Arbeitsorganisation sind längst auch ein Thema für männliche Beschäftigte.


Vereinbarkeit auch in der Produktion ein Thema

Das zeigt auch das Beispiel von Thomas Fischer. Fischer arbeitet in der Produktion des Lkw-Werks am Band und befindet sich zum zweiten Mal in Elternzeit. Der dreifache Vater hatte sich bereits nach der Geburt seiner zweiten Tochter Lia ein Jahr Zeit für seine Familie genommen.
Als im vergangenen November Sohn Ben das Licht der Welt erblickte, beschloss Thomas, diesmal zwei „Vätermonate“ zu nehmen, während seine Frau Yvonne zwölf Monate in Elternzeit geht. Für ihn sei die gemeinsame Zeit mehr wert, als das Geld, das er mehr verdient hätte, wäre er regulär arbeiten gegangen, begründet Thomas Fischer seine Entscheidung, eine Auszeit für die Familie zu nehmen.


Eine Vielzahl von Regelungen im Konzern

Die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz hängt für immer mehr Menschen auch davon ab, ob es gelingt, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Der Gesamtbetriebsrat der Daimler AG und die Unternehmensleitung bemühen sich seit längerem, dieser Entwicklung Rechnung zu tragen. Ein halbes Dutzend Betriebsvereinbarungen schlossen sie seit 2000 ab – zu Teilzeit, Kleinkinderbetreuung und häuslicher Krankenpflege beispielsweise. Alles ist möglich: verkürzte Tages-, Wochen- oder Monatsarbeitszeit, Jobsharing und Sabbaticals (Auszeiten) – immer mit der Option, wieder Vollzeit zu arbeiten.

Außerdem kann die Elternzeit auf Wunsch verlängert werden, sprich Väter und Mütter können jeweils bis zu drei Jahre in die Familienzeit gehen – mit Wiedereinstellungszusage auf dem alten Tarif- und Qualifikationsniveau. Auch die gesetzliche Pflegezeit kann aufgestockt werden, per Pflegeurlaub um zwölf Monate. Und wer kurzfristig zu Hause gebraucht wird, kann auf ein Arbeitszeitkonto von bis zu 300 Plus-Stunden zurückgreifen. Wer freie Tage braucht, meldet das kurz vorher in der Firma an. Längerfristige Regelungen werden zügig vereinbart und gelten in der Regel für ein Jahr.

Bei seiner ersten Elternzeit hatte sich Thomas Fischer entschieden, seine Arbeitszeit für ein Jahr stark zu reduzieren, statt komplett daheim zu bleiben: Ein Tag pro Woche war für den Arbeitgeber reserviert, der Rest gehörte der Familie. Den jeweiligen Wochen-Arbeitstag konnte er dabei relativ flexibel wählen. Diesmal hat sich Thomas entschlossen, zwei Monate komplett zuhause zu bleiben – einen direkt nach der Geburt und einen im Frühjahr. Bei der Planung seiner Elternzeit stand ihm der Betriebsrat mit Rat und Tat zur Seite.


Betriebsrat steht mit Rat und Tat zur Seite

Sein erster Ansprechpartner im Unternehmen war Jürgen Hess, der Betriebsrat engagiert sich am Daimler-Standort Wörth seit Jahren für das Projekt „Beruf & Familie“. Hess ging mit Fischer die verschiedenen Möglichkeiten durch und gemeinsam klärten sie das Vorgehen mit Fischers Vorgesetzten und seinem Teamleiter. Der Familienvater ist zufrieden: „Das lief im Grunde sehr gut. Genau so, wie ich mir das vorgestellt hatte.“

Insgesamt werde das Angebot an Regelungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf von den 11 000 Beschäftigten in Wörth „sehr stark genutzt“, sagt Betriebsrat Jürgen Hess. Zwar habe es zu Beginn unter den Beschäftigten in der Produktion Vorbehalte gegeben, doch die inzwischen erzielten Erfolge des Projekts hätten eine breite Akzeptanz in der Belegschaft geschaffen.

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