„Dieses Buch handelt davon, wie wir es schaffen können, die Gerechtigkeit dort, wo sie verloren gegangen ist, zurückzuholen, die Menschen wieder zu beteiligen und ein gutes Leben für alle wieder zum Maßstab von Politik zu machen. Deswegen ist auch von dem gekündigten Gesellschaftsvertrag zu berichten“, zitierte Sigmar Gabriel aus Wetzels Buch. Er stimmte ihm zu und betonte, dass Gerechtigkeits- und Verteilungsfragen wieder im Zentrum der gesellschaftlichen Debatte stünden.
Gewerkschaften auf dem Vormarsch
„Die Gewerkschaften sind wieder auf dem Vormarsch.“ Wetzel beschreibe detailliert und lebendig seine Erfahrungen als Gewerkschafter. Vom Gewerkschaftssekretär in Siegen über seine Zeit als Bevollmächtigter, Bezirksleiter in NRW bis zu seiner heutigen Arbeit als Zweiter Vorsitzender der IG Metall in Frankfurt. „Damit ist das Buch gleichzeitig ein spannender autobiographischer Beitrag zur neuesten Sozial- und Gewerkschaftsgeschichte“, so Gabriel. „Ein Buch zum Streiten, zum Lernen, übertragbar auch über die IG Metall hinaus. Ich kann dieses Buch wärmstens allen politisch Interessierten empfehlen.“
„Ich wollte kein Rettet-die-Welt-Buch schreiben“, sagte Detlef Wetzel. „Wenn, dann möchte ich einen Debattenbeitrag im Jahr vor der Wahl leisten. Wir befinden uns in einer Zeitenwende. Wir brauchen eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und wir werden sicher eine große Rentenreform bekommen. Wir erleben eine unendlich dynamisierte Ungleichheit. Wenn ich Sigmar Gabriel einen Rat geben dürfte: Bei der Rentenreform gibt es deutlich Luft nach oben, wesentliche Fragen werden nicht behandelt. In die Rentenvorschläge muss noch viel Gerechtigkeit rein.“
Entwertung der Arbeit
„Ohne Gewerkschaften hat man keine Erfolge. Ich teile vor allem die Kritik an der Entwertung der Arbeit“, so Gabriel. „Die Sozialdemokratie hat damals vergessen, woher sie kommt. Menschen müssen wissen, dass sie von ihrer Arbeit leben können. Junge Menschen müssen Familien gründen können.“ Auch die Kritik am verlorenen Generationenvertrag teilte Gabriel. „Damals hieß es ’Streng Dich an, dann wird was aus Dir’. Das gilt heute nicht mehr.“
Detlef Wetzel berichtet in seinem Buch von seinen Erfahrungen mit der besseren Beteiligung von Belegschaften und Mitgliedern. Es gehe darum, Betroffene zu erreichen, sie einzubeziehen, dann entstehe eine neue Kraft. „Wir wissen in der IG Metall aus Erfahrung: Wir erreichen nichts, wenn wir keine Unterstützung im Betrieb erfahren. Das gelingt nur mit direkter Kommunikation und Beteiligung“
„Wir erleben immer wieder, dass es wichtig ist, eben auch die Interessen des Einzelnen zu achten und zu beachten. Bei einer hohen Beteiligung, haben wir die höchste Zustimmung zu unseren Abschlüssen und Ergebnissen in den Betrieben“, so Wetzel. „Und für die Ebene der Politik heißt das: Wenn Menschen sich ausgegrenzt fühlen, wenden sie sich von der Politik ab. Freiheit und Teilhabe sind Grundvoraussetzungen für mehr Gleichheit und Gerechtigkeit.“