Arbeitgeber droht mit Standortschließung
Das ändert sich Anfang 2018 in der heißen Phase der Metall-Tarifrunde, als die Beschäftigten des Mercedes-Werks nebenan in den ganztägigen Warnstreik treten. „Bis dahin hielten viele den Tarifvertrag bei uns für unrealistisch“, erinnert sich Lange. „Doch an diesem Tag haben alle gesehen, was die IG Metall tatsächlich bewirken kann.“
Innerhalb weniger Wochen sind rund 70 Prozent der Beschäftigten in die IG Metall eingetreten. Im Juni 2018 fordert die gewählte IG Metall-Tarifkommission bei HBPO die Geschäftsleitung zu Tarifverhandlungen auf.
Doch der Konzernvorstand weigert sich - niemals werde man einen Tarifvertrag unterschreiben – und droht mit der Schließung des Standorts. Die Beschäftigten werden in Einzelgesprächen bearbeitet.
Warnstreik bringt die Wende
Doch sie lassen sich nicht einschüchtern. Im November 2018 ist es schließlich soweit: Die HBPO-Beschäftigten treten in den Warnstreik. Der Arbeitgeber bietet Streikbrechern eine Prämie von 80 Euro an – und setzt zudem illegal Leiharbeiter als Streikbrecher ein. Doch sie ziehen ihren Warnstreik durch.
Nach nicht einmal einer Stunde steht das Band bei Mercedes – weil keine Frontmodule von HBPO mehr kommen. Die Geschäftsführung von HBPO knickt ein – und stimmt Tarifverhandlungen zu.
Ende April 2019 ist der Tarifvertrag unterschrieben. Er bringt den HBPO-Beschäftigten bis zu 20 Prozent mehr Geld. Die Arbeitszeit wird von 40 auf 37,5 Stunden verkürzt. Dazu kommen weitere Verbesserungen wie Altersteilzeit, Verdienstabsicherung und Kündigungsschutz im Alter, Schichtpausen und bessere Kündigungsfristen.
Derzeit liegen ihre Löhne noch rund 10 Prozent unter dem Metall-Tarif. Bis 2024 werden ihre Löhne stufenweise auf den Metall-Tarif angehoben.
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