Mailand. Der Streik bei Riva/HES in Trier und Horath kommt vor die Zentrale des Riva-Konzerns. Alle raus aus dem Bus – und „Kriegsbemalung“ anlegen: großes Transparent ausrollen, tragen, IG Metall-Fahne in die Hand, Rote Hüte, Westen, Parolen – nach fast fünf Wochen Streik-Tournee sitzt das einfach voll. Einen Tag vor der entscheidenden Tarifverhandlung in Frankfurt haben Riva/HES-Beschäftigte und IG Metall noch einmal eine Stufe hochgeschaltet.
Fast die Hälfte der Belegschaft ist wieder dabei: Mitten in der Nacht fahren sie los, um 700 Kilometer entfernt für ihre Forderung zu demonstrieren: einen Tarifvertrag mit besseren Löhnen. Derzeit liegen ihre Entgelte um mehr als 20 Prozent unter dem Metall-Tarif.
„Tarifvertrag wollen wir“
Das machen sie der Riva-Konzernleitung vor ihrer Haustür klar. Seit einem halben Jahr verhandeln sie darüber – doch das Management mauert, hält hin, lässt Termine platzen. Dabei hatte Riva schon bei der Übernahme der beiden Betonstahlmatten-Werke Lohnerhöhungen versprochen. Daraus ist nie etwas geworden.
„Wir haben im Büro Leute mit 1800 Euro brutto im Monat. Davon kannst Du doch kaum eine Familie ernähren“, kritisiert Betriebsrätin Melissa Gilbert. Die 25-jährige Wirtschaftsfachwirtin ist Mitglied der von den Beschäftigten gewählten IG Metall-Verhandlungskommission, die dem Management gegenübersitzt.
„Als das losging, mit IG Metall und Betriebsrat, war ich noch skeptisch“, erinnert sie sich. „Doch jetzt bin ich ganz vorne dabei. Unter uns hat sich eine große Solidarität entwickelt. Und wir wissen, dass die gesamte IG Metall hinter uns steht.“
Jeden Tag unterwegs
Fast alle sind heute in der IG Metall. Und die Belegschaften aus Trier und dem 45 Kilometer entfernten Horath sind auf der gemeinsamen Streik-Tour zusammengewachsen. Los ging es bei Riva/HES vor etwas mehr als einem Jahr. Patrick Georg von der IG Metall Trier sprach Beschäftigte auf dem Parkplatz an und erklärte. Und immer mehr waren dabei. Sie wählten einen Betriebsrat und eine Tarifkommission, stellten gemeinsame Forderungen auf – und stimmten schließlich Anfang Juni in einer Urabstimmung mit 100 Prozent für Streik.
Seitdem sind sie fast jeden Tag unterwegs, in Mainz am Landtag, vor der Riva-Deutschlandzentrale im 750 Kilometer entfernten Henningsdorf, vor dem italienischen Generalkonsulat in Frankfurt, in Berlin – und jetzt in Mailand, mit Transparenten, Fahnen, Megafon. Sie skandieren ihre Slogans – wie „Wir sind noch frisch, Riva an den Tisch“ – und singen selbstgetextete Kampflieder mit den Musikern der Gruppe Gutzeit, die seit Wochen mit ihnen auf Tournee sind.
Italienische Presse und Kameras sind da – und berichten von „operai tedeschi arrabiatissimi“ – stinkwütenden deutschen Arbeitern (Corriere della Sera) die mit „Bella Ciao auf Deutsch“ unter dem Fenster des Firmensitzes für ihren Tarifvertrag demonstrieren. IG Metall-Verhandlungsführer Uwe Zabel stellt sich neben das Riva-Firmenschild und spricht eine klare Botschaft an die Konzernleitung in die Kamera: „Der Streik wird erst dann beendet, wenn wir einen Tarifvertrag haben.“
Weitere Nachrichten, Hintergründe, Fotos und Videos gibt es auf Internetseite zum Streik bei Riva/HES: igmetall-riva.de
Spenden an die Streikenden:
KAB-Diözesanverband Trier
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Verwendungszweck: Soli-Konto Hennigsdorfer