Zukunftstarifvertrag bei Musashi
Arbeitsplätze gesichert und Zukunftsmodell erstritten

Mit Warnstreiks haben sie Druck gemacht, nun hat der Arbeitgeber eingelenkt. Für die über 2000 Beschäftigten des Autozulieferers Musashi haben IG Metall und Arbeitgeber sich auf einen Zukunftstarifvertrag geeinigt. Somit wird nicht nur Beschätigung gesichert, sondern auch die Zukunft der Produktion.

12. Mai 202212. 5. 2022


Standortschließungen konnten verhindert werden, betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2025 ausgeschlossen. Auf dieses Ergebnis haben sich die IG Metall und der Autozulieferer Musashi in einem Zukunftstarifvertrag geeinigt. Der Arbeitgeber hat sich verpflichtet, mit Beschäftigten und IG Metall über ein Zukunftsmodell zur Überbrückung vom Verbrenner- zu Elektromotoren zu verhandeln.

Die über 2000 Beschäftigten der sieben Standorte mit Hauptsitz in Bad Sobernheim haben zuletzt bei 24-Stunden-Warnstreiks gezeigt, dass sie Schließungen nicht kampflos hinnehmen werden.
 

Warnstreik Musashi Luechow am 24.03.2022

Warnstreik der Musashi-Beschäftigten in Lüchow am 24. März. Foto: IG Metall


„Wir wollten nicht nur Arbeitsplätze sichern, sondern auch ein echtes Zukunftsmodell für die Beschäftigten schaffen. Das ist uns mit dem Ergebnis der Solidarität gelungen“, sagt Uwe Zabel, Verhandlungsführer der IG Metall. Die Beschäftigten von Musashi haben das Ergebnis am Donnerstag in einer Urabstimmung mit 98 Prozent Zustimmung bestätigt.

 

Das Ergebnis im Detail

Neben den verhinderten Standortschließungen und dem Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2025, garantiert der Arbeitgeber mindestens 1312 der über 2000 Arbeitsplätze bis Ende Dezember 2030 zu erhalten. „Die übrigen Entlassungen sollen komplett über Altersteilzeit mit besonders guten Aufstockungen für die Beschäftigten abgewickelt werden“, sagt Ingo Petzold, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Bad Kreuznach.

Die Beschäftigten stimmen im Gegenzug zu, dass die nächste  Entgeltrerhöhung um ein Jahr und die nächsten beiden Entgelterhöhungen um jeweils sechs Monate verschoben werden. Auch das Transformationsgeld, das wahlweise als Sonderzahlung an die Beschäftigten ausgezahlt werden kann, wird vom Arbeitgeber von 2023 bis 2027 einbehalten und für die Beschäftigungssicherung eingesetzt. Für die komplette Laufzeit des Transformations-, Zukunfts- und Sozialtarifvertrages entfällt der T-ZUG B.

„Ich freue mich sehr über die große Zustimmung durch unsere Mitglieder und möchte mich dafür bedanken“, sagt Ingo Petzold. „Die hohe Zustimmung beweist eindeutig, dass wir ein gutes Verhandlungsergebnis haben und wir in den letzten Wochen und Monaten die richtigen Entscheidungen getroffen hatten.“

 

Volle Auftragsbücher

„Das Ergebnis ist in der Belegschaft sehr gut angekommen. Die Standortorterhaltung, das Urlaubs- und Weihnachtsgeld und die Mindestpersonalbemessung war uns am wichtigsten“, sagt Michael Arndt, Anlagenbediener und Betriebsrat im Unternehmen. „Ich bin von dem Vertrag begeistert. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viel auch für die älteren Beschäftigten rausholen können“, sagt der Beschäftigte, der seit 1997 im Unternehmen arbeitet.

Der Autozulieferer stand kurz vor der Insolvenz. Dabei sind die Auftragsbücher von Musashi noch für die nächsten zwei Jahre voll. Neben einem massiven Beschäftigungsabbau plante das Unternehmen Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, den T-ZUG A und B sowie das Transformationsgeld der Beschäftigten bis 2030 ersatzlos zu streichen. Auch waren weitere Verschlechterungen für die Beschäftigten geplant. So sollten zum Beispiel bislang bezahlte Pausen nicht mehr entlohnt werden und Eingruppierungen überprüft werden. Doch der Gegenantrag der IG Metall ließ nicht lange auf sich warten. Die Forderung nach einem Sozialtarifvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen für die nächsten Jahre ausschließt, folgte prompt.

„Ab jetzt beginnt die konsequente Umsetzung des Transformationstarifvertrages und dafür brauchen wir ebenfalls die Zustimmung, das Engagement und Unterstützung unserer Mitglieder bei Musashi“, sagt Ingo Petzold von der Geschäftsstelle Bad Kreuznach.

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen