Tarifrunde Pfleiderer 2022
Bundesweite Warnstreiks bei Pfleiderer

Mit Warnstreiks an allen fünf Standorten haben die Beschäftigten des Spanplattenbauers Pfleiderer Druck gemacht: Die IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Geld, ein Extra-Plus für Auszubildende und vier statt wie bisher zwei zusätzliche freie Tage im Jahr. Der Laden brummt. Doch der Arbeitgeber mauert.

2. März 20222. 3. 2022


Die Beschäftigten des Spanplattenherstellers Pfleiderer machen mit Warnstreiks Druck: Am Dienstagmittag war an allen fünf deutschen Standorten die komplette Schicht draußen – bis auf eine Notbesetzung. Die Produktion stand für bis zu zwei Stunden.
 

IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Geld

Die Tarifkommission der IG Metall bei Pfleiderer fordert 6,5 Prozent mehr Entgelt, eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung und den Ausbau des Tarifvertrages zusätzliche Freizeit von bisher zwei Tagen auf insgesamt vier Tage im Jahr, die von den Beschäftigten wahlweise in Geld umgewandelt werden können. Die Azubis sollen in den Geltungsbereich des Tarifvertrages zusätzliche Freizeit aufgenommen werden.

Beim Thema zusätzliche Freizeit hat die Arbeitgeberseite Entgegenkommen signalisiert. Doch beim Entgelt liegen die Vorstellungen noch sehr weit auseinander. Die Arbeitgeber haben eine Entgeltsteigerung von 2,5 Prozent zum 1. Mai 2022, weiteren 2,7 Prozent zum 1. März 2023, sowie 1 Prozent zum 1. Januar 2024 angeboten. Zusätzlich soll es eine Corona-Prämie von 385 Euro geben.
 

Entgelte bei Pfleiderer hinken hinterher – Fachkräfte gehen aus

„Die Beschäftigten von Pfleiderer verdienen deutlich weniger als anderswo in der Holz und  Kunststoff verarbeitenden Industrie – und auch die derzeitigen und prognostizierten Inflationsraten müssen sich in einem Abschluss wiederfinden“, fordert Christian Iwanowski, Verhandlungsführer der IG Metall. „Pfleiderer hat in 2021 sehr gut verdient und will auch in diesem Jahr weiterwachsen. Die Beschäftigten haben ihren Anteil daran mehr als verdient.“

Betriebsräte und IG Metall warnen, dass Pfleiderer im Vergleich zu anderen Industriebetrieben in der Entgeltentwicklung und auch bei anderen Arbeitsbedingungen deutlich hinterherhinkt. Bei der demografischen Struktur der Belegschaft könnten Pfleiderer daher bald die Fachkräfte ausgehen.

Die nächste mittlerweile vierte Tarifverhandlung bei Pfleiderer ist für den 7. März angesetzt.

Produktion steht still - Beschäftigte im Warnstreik
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Arnsberg/NRW

In Arnsberg/NRW waren 200 Beschäftigte vor dem Tor.

„Wir hatten ein Super-Ergebnis, doch unser Inhaber, der Hedgefonds SVP, hat viel Geld rausgezogen – und die Beschäftigten sollen jetzt die Schulden bezahlen“, kritisiert der Betriebsratsvorsitzende Wulf Hauenschild.

 

 

 

 

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Baruth/Brandenburg

In Baruth/Brandenburg war fast die komplette Belegschaft mit rund 70 Leuten draußen. „Es kamen auch viele Beschäftigte zum Warnstreik, die gerade Freischicht oder Urlaub hatten“, berichtet Enrico Lehmann, Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der Tarifkommission. „Das Geschäft hat während Corona gebrummt – und unsere Leute sind gerannt, trotz Corona. Und trotzdem haben wir keine Corona-Prämie bekommen.“

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Gütersloh/NRW

In Gütersloh/NRW zogen rund 140 Beschäftigte beider Werke zu Demonstrationen vor die Tore. Die Demonstrationszüge trafen sich in einem Park zu einer Kundgebung.

 „Wir wollen etwas vom Kuchen abhaben, und es sollen nicht nur Krümel sein“, fordert Christian Boenigk, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der Tarifkommission. „Das Angebot der Arbeitgeberseite ist einfach zu wenig. Wir sind bereit, auch ein zweites Mal rauszugehen.“

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Leutkirch/Baden-Württemberg

In Leutkirch/Baden-Württemberg waren über 300 Beschäftigte vor dem Tor. Sie sind sauer: „Unser Inhaber, eine Heuschrecke, zieht die ganze Zeit Geld aus dem Konzern – und uns wollen sie nichts abgeben“, kritisiert der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Schnarr. Neben Geld ist den oft älteren Schichtbeschäftigten die Option zwischen Geld und Freizeit wichtig. Die Belegschaft ist in der Lage, noch eine Schippe draufzulegen

 

 

 

 

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Neumarkt/Bayern

In Neumarkt/Bayern, wo die Zentrale von Pfleiderer ist, waren rund 200 Beschäftigte draußen. „Wir haben unsere Botschaft klar rübergebracht: Bei uns stimmt das Geld nicht“, meint der Betriebsratsvorsitzende Gregor Haupeltshofer. „Wir brauchen eine satte Erhöhung, aber auch die zusätzlichen freien Tage. Das Geschäft brummt ohne Ende, doch Pfleiderer hat die letzten Jahre zu viel Personal abgebaut.“

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Arnsberg/NRW

„Die Leute sind stinksauer“, meint Betriebsrat und Tarifkommissionsmitglied Ingo Wacker. „Wir haben mehrfach versucht, eine Corona-Prämie für unseren vollen Einsatz während der Pandemie zu bekommen – doch der Arbeitgeber hat es immer abgelehnt. Und jetzt bieten sie uns das in den Tarifverhandlungen, unter Umständen zu Lasten einer prozentualen Entgelterhöhung.“

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Baruth/Brandenburg

„Wir sind hochprofitabel – und wir sind immer loyal und springen spontan ein, wenn es Störungen gibt und arbeiten länger“, betont Nadine Krausch, Betriebsrätin und Mitglied der Tarifkommission. „Da sollte es doch auch beim Geld stimmen. Aber Pfleiderer bemüht sich da zu wenig. Dabei haben wir jetzt schon Probleme, unseren Personalstand zu halten und neue Azubis zu bekommen.“

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Gütersloh/NRW

„Der Laden brummt, wir haben Arbeit ohne Ende, noch mehr als vor Corona. Deshalb ist uns auch die Forderung nach mehr Freizeit wichtig“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende Valentin Koch. „Doch der Arbeitgeber will nicht, weil wir zu wenig Personal haben. Dabei haben sie selbst vor Corona eine Unternehmensberatung geholt und Personal abgebaut.“

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Leutkirch/Baden-Württemberg

„Die Kollegen sind mit Leib und Seele dabei und wollen für ihre Forderungen kämpfen“, bekräftigt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Kerim Özel. „Nach dem Rekordjahr bei Pfleiderer wollen wir ordentliche Entgelterhöhungen. Es ist wichtig, dass wir da nicht abgehängt werden - auch für die Firma: Wir konkurrieren mit vielen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie in unserer Region um Fachkräfte und Azubis.“

 

 

 

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Neumarkt/Bayern

„Schichtarbeit auch im Freien, auch nachts, an sieben Tagen – dafür verdienen die Leute bei uns einfach zu wenig Geld im Vergleich zu anderen Betrieben“, warnt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Rudolf Landmann. „Viele Beschäftigte haben bereits gekündigt. Pfleiderer muss was drauflegen, damit die Leute bleiben.“

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