Tarifrunde Holz und Kunststoff 2023/2024
IG Metall in Holz-Betrieben – für mehr und bessere Tarife

Wir brauchen mehr Geld, sagen die Beschäftigten bei den Möbelherstellern in Ostwestfalen-Lippe. Die IG Metall war zwei Wochen in 36 Betrieben unterwegs, um zuzuhören, zu beraten und für die Tarifrunde zu mobilisieren. Viele haben noch gar keinen Tarif. Kein Weihnachtsgeld. Das muss besser werden.

8. November 20238. 11. 2023 |
Aktualisiert am 17. November 202317. 11. 2023


Sie brauchen mehr Geld. Für viele Beschäftigte in den Betrieben der Möbelindustrie hier in Ostwestfalen-Lippe (Nordosten von NRW) reicht es nicht mehr. Das wurde in fast 6000 Gesprächen klar. Die IG Metall war zwei Wochen mit mehreren Blitz-Teams in über 36 Betrieben unterwegs, um zuzuhören, um zu erklären. Letzte Woche ging es los bei Veka, Nobilia, Westag, bei COR und Loddenkemper (Foto oben). Diese Woche ging es unter anderem bei Rotpunkt, Nolte und Poggenpohl Küchen weiter.


Für bessere Tarife und mehr Geld

8,5 Prozent mehr Geld fordert die IG Metall für die Beschäftigten in der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie. In knapp drei Wochen starten die Tarifverhandlungen. Klar ist schon jetzt: Es wird schwer. Nach den fetten Corona-Jahren sind jetzt sogar schon Betriebe in Kurzarbeit. Wegen der Inflation und den hohen Zinsen wird weniger gekauft und weniger gebaut. Und klar ist: Um eine gute Tariferhöhung zu erreichen, brauchen wir noch mehr IG Metall-Mitglieder, die sich an Aktionen beteiligen.

Es gibt auch Betriebe, die noch gar keinen Tarif zahlen, kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld, keine Inflationsausgleichsprämie.

Daher will die IG Metall auch noch mehr Betriebe in die Tarifbindung bringen.

„Wir wollen unseren Organisationsbereich vergrößern. Es darf in der Tarifrunde der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie keine Zuschauer geben“, erklärt Peter Kleint, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Herford. „Aus diesem Grund haben wir gemeinsam mit einem Team unseres Gewerkschaftlichen Erschließungsprojekts in NRW auch in tariflich nicht gebundenen Betrieben für ein besseres Einkommen mobilisiert.“
 

Fachkräfte wandern ab

Bessere Arbeitsbedingungen würden auch den Betrieben nutzen: Die Holz- und Kunststoffindustrie braucht dringend Arbeitskräfte. Doch die Ausbildungsquote ist zu niedrig und die Bewerberzahlen rückläufig: Es gibt keine Garantie auf Übernahme. Und vor allem zu wenig Geld. Junge Fachkräfte wandern ab - aber auch immer mehr ältere Beschäftigte. Die Eigenkündigungen bei den Möbel- und Küchenherstellern nehmen zu.

„Bei uns sind viele gute Leute gegangen“, erzählt Mario Bellenhaus, der als Maschinenführer beim Möbelhersteller Loddenkemper in Oelde arbeitet. „Wir haben durch unsere Sanierung in den letzten Jahren viel Geld verloren.“
 

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Mario Bellenhaus, Maschinenführer beim Möbelbauer Loddenkemper in Oelde/Westfalen.

Immerhin haben die Beschäftigten bei Loddenkemper vor einem Jahr gemeinsam mit der IG Metall einen Haustarifvertrag durchgesetzt. Ab Januar werden ihre Löhne wieder an den Holztarif angeglichen - schrittweise hoch auf 100 Prozent bis 2027. Mario Bellenhaus war in der Verhandlungskommission. „Da muss endlich bei uns mehr Geld ankommen. Die Blitz-Aktion der IG Metall ist bei uns im Betrieb gut angekommen. Es ist wichtig, dass die IG Metall auch direkt bei den Leuten Präsenz zeigt.“
 

Arbeitgeber verweigern IG Metall Zutritt

Doch die Arbeitgeber haben es nicht verstanden. Einige Arbeitgeber in Ostwestfalen-Lippe weigern sich, die Teams der IG Metall hereinzulassen. Darunter sind sogar Betriebe, die bereits Tarife haben, kritisiert Christian Iwanowski, Verhandlungsführer der IG Metall Nordrhein-Westfalen für die Holz- und Kunststoffindustrie. „Wir haben schon die ersten juristischen Scharmützel, wo Arbeitgeber uns unser vom Bundesverfassungsgericht bestätigtes Zutrittsrecht als Gewerkschaft verwehren.“

„Die Betriebsräte in diesen Betrieben sind mittlerweile stinksauer auf ihre Arbeitgeber. Ihre Reaktion auf derartiges Verhalten war standesgemäß: Sie zogen ihre Betriebsrundgänge erst recht durch“, berichtet Marcel Thoma, der die Blitz-Aktionen in den Betrieben der IG Metall-Geschäftsstelle Herford organsiert hat. „Und die Beschäftigten haben mitbekommen, dass ihr Arbeitgeber uns daran hindern wollte, mit ihnen zu sprechen. Sie wollen mehr Geld. Einige haben ihre letzte Lohnerhöhung zuletzt zu D-Mark-Zeiten bekommen. Sie stehen hinter der IG Metall.“

Zum Abschluss der Blitz-Aktionen kommen am Freitag noch einmal 100 Beschäftigte zu den Infoständen der IG Metall bei Rotpunkt-Küchen. Vor dem Betrieb. Denn in den Betrieb wollte der Geschäftsführer, der zugleich auch Verhandlungsführer der Arbeitgeber der Holz- und Kunststoffindustrie Westfalen-Lippe ist, die IG Metall nicht reinlassen.
 

IG Metall kommt an - Neue Mitglieder

Doch in vielen anderen Betrieben verhielten sich die Geschäftsführungen korrekt und die IG Metall konnte direkt am Arbeitsplatz mit den Beschäftigten sprechen.

 

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IG Metall-Blitz-Team beim Möbelbauer COR in Rheda-Wiedenbrück

 

Auch bei den SieMatic Möbelwerken in Löhne, wo laut Haustarif die Erhöhungen des Eckentgelts aus der Tarifrunde Holz und Kunststoff voll umgesetzt werden.

„Die Blitz-Aktion ist bei uns sehr gut angekommen. Wir haben auch neue Mitglieder für die IG Metall gewonnen“, erklärt der SieMatic-Betriebsratsvorsitzende Florian Brinkmann. „Die Beschäftigten mussten nicht zur IG Metall gehen – sondern die IG Metall kam zu ihnen, um sie zu beraten. So etwas müssen wir viel öfter machen.“
 

Tarifverhandlungen starten am 21. November

Die Tarifverhandlungen für die Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie starten am 21. November im Tarifgebiet Baden-Württemberg.

Die Entgelttarifverträge laufen am 30. November aus. Dann gilt noch eine verlängerte Friedenspflicht bis zum 13. Januar 2024. Danach sind Warnstreiks zulässig.

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