Tarifrunde Textile Dienste 2023
IG Metall fordert 8 Prozent mehr Geld für Textile Dienste

8 Prozent mehr Geld, mindestens aber 300 Euro, für 12 Monate. Angleichung der Entgelte im Osten an den Westen. Sowie eine verbesserte Altersteilzeit. Mit diesen Forderungen startet die IG Metall in die Tarifrunde für die Textilen Dienste. Die Verhandlungen beginnen am 8. Mai.

18. April 202318. 4. 2023


Die IG Metall hat die Forderungen für die im Mai startende Tarifrunde für die rund 23 000 Beschäftigten in den Textilen Diensten beschlossen:

  • Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütung um 8 Prozent, mindestens 300 Euro, für eine Laufzeit von 12 Monaten
  • Angleichung der Einkommen in Ostdeutschland an das Niveau im Westen
  • Fortführung des Tarifvertrages Altersteilzeit zu verbesserten Konditionen
  • Dauerhafte Fortführung des Tarifvertrages Kurzarbeit

Nach den Diskussionen in den Betrieben haben in den letzten Wochen zunächst die regionalen Tarifkommissionen ihre Forderungsempfehlungen abgestimmt. Auf dieser Grundlage hat am Dienstag der Vorstand den IG Metall jetzt die endgültigen Tarifforderungen beschlossen.


Gute wirtschaftliche Lage – steigende Gewinne

Zu den Textilen Diensten gehören vor allem industrielle Großwäschereien und Anbieter von Hygienedienstleistungen, die unter anderem Arbeitskleidung für die Industrie oder Wäsche für Krankenhäuser waschen und Waschräume in öffentlichen Gebäuden ausstatten – wie ALSCO, CWS, ELIS, Bardusch oder MEWA.

Die Mitglieder der Tarifkommissionen berichten von einer guten wirtschaftlichen Lage in ihren Betrieben. Zwar steigen die Preise im Wareneinkauf und für Energie, doch die Unternehmen können die Kostensteigerungen leichter und deutlicher als erwartet an ihre Kunden weitergeben. Gleichzeitig läuft das Neukundengeschäft und die Unternehmen investieren in Standorte und Personal. Die Erwartungen an das Geschäftsjahr 2023 sind insgesamt optimistisch.


Beschäftigte leiden unter Inflation

Zugleich leiden die Beschäftigten in den Textilen Diensten besonders unter der Inflation. Viele verdienen nur knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn. Die untersten drei Entgeltgruppen, in die viele Beschäftigte eingruppiert sind, liegen sogar unter dem Einstiegslohn in der Leiharbeit von 13 Euro in der Stunde.

58 Prozent der Beschäftigten müssen sparen, wo sie nur können. 13 Prozent mussten sich einen Nebenjob suchen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der IG Metall in den Betrieben. Zudem spielt ein Viertel der Beschäftigten mit dem Gedanken, sich nach einem besser bezahlten Job und einer anderen Branche umzusehen.

„Wir hatten in den letzten Monaten 22 Eigenkündigungen. So etwas gab es bei uns noch nie“, berichtet Thomas Junge, Betriebsratsvorsitzender von MEWA in Hameln. „Durch die rasende Inflation und die damit verbundenen drastischen Preissteigerungen sind insbesondere unsere Beschäftigten belastet. In der bevorstehenden Tarifrunde müssen sich die Arbeitgeber zu ihren Beschäftigten bekennen und ihre Arbeit endlich monetär wertschätzend anerkennen.“


Löhne müssen deutlich steigen – auch um Beschäftigte zu halten

Die IG Metall sieht dringenden Nachholbedarf. Der letzte Tarifabschluss liegt mehr als drei Jahre zurück, die Tariferhöhungen in der Zeit konnten einen Reallohnverlust nicht verhindern. Doch trotz anhaltend hoher Inflation und drohendem Arbeitskräftemangel haben sich die Arbeitgeber geweigert, vorzeitig über einen tariflichen Inflationsausgleich zu verhandeln. Stattdessen haben einige Unternehmen in den vergangenen Monaten freiwillig mehr bezahlt, vor allem um die Beschäftigten zu halten. 60 Prozent der befragten Beschäftigten geben in der Umfrage der IG Metall an, dass ihr Arbeitgeber in den letzten Monaten finanziell was getan hat, etwa in Form einer Inflationsausgleichsprämie. Doch nur eine Minderheit von 9 Prozent sagt, dass ihnen das reicht. Und 40 Prozent der Beschäftigten haben noch gar nichts bekommen.

„Die Preissteigerungen der letzten Monate haben die finanziellen Spielräume vieler Beschäftigter in den Textilen Diensten immer weiter zusammenschrumpfen lassen. Viele haben gar keine Wahl, als sich nach einem besser bezahlten Job in einer anderen Branche umzusehen um noch über die Runden zu kommen“, erklärt Miriam Bürger, die Verhandlungsführerin der IG Metall in den Textilen Diensten. „Deshalb müssen die Tarife jetzt und deutlich steigen. Wir wollen, dass die Kolleginnen und Kollegen in der Branche bleiben und stetig neue dazukommen. Und das geht, wenn es gute Arbeitsbedingungen gibt, die tariflich abgesichert sind.“


Angleichung Ost

Im Osten sind die Stundenentgelte noch einmal um rund 40 Cent niedriger als im Westen. Das will die IG Metall endlich ändern – und die Stundenentgelte angleichen.

„Die Ost-West-Angleichung ist unsere absolute Priorität. Die Preise sind ja auch gleich“, bekräftigt Jeannette Hensel, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei CWS Hygiene Ost am Standort Leipzig. „Die Ungleichheit erleben wir hautnah bei uns im Betrieb: Wir haben noch ein paar Leute, die nach West-Tarif bezahlt werden. Das haben wir uns 1998 erkämpft. Doch alle die danach kamen, haben Ost-Tarif – manche noch weniger, nach einem alten Verdi-Tarif aus einer Betriebsübernahme. Das macht oft mehrere Hundert Euro Unterschied, bei gleicher Arbeit. Die Ungleichheit muss endlich weg. Und wenn wir uns anschauen, wie alles teurer geworden ist, bräuchten wir eigentlich 15 Prozent und höhere Einmalzahlungen. Wir haben nur 500 Euro Inflationsausgleichsprämie bekommen. Da muss noch mehr kommen.“


IG Metall fordert Extra-Plus für untere Einkommen

Die Mehrheit der befragten Beschäftigten fordert deutlich mehr Geld. Die jetzt beschlossene Tarifforderung der IG Metall würde für die große Mehrheit deutlich mehr bringen, vor allem für die unteren Entgeltgruppen. Der geforderte Mindestbetrag von 300 Euro mehr Geld im Monat käme bei mindestens 90 Prozent der Beschäftigten als überproportionale Lohnerhöhung (mehr als 8,5 Prozent) an und würde den Abstand der Brancheneinkommen zum gesetzlichen Mindestlohn spürbar vergrößern.

Einem Viertel der befragten Beschäftigten ist zudem die Verlängerung und Verbesserung der Altersteilzeit wichtig. Hier fordert die IG Metall auch eine Verbesserung der Konditionen, etwa indem die Aufzahlung der Arbeitgeber auf das Altersteilzeitentgelt erhöht wird oder mehr Plätze für die Altersteilzeit zur Verfügung stehen.


Aktionen laufen – Friedensplicht bis Ende Mai

Seit Oktober 2022 machen die Beschäftigten Druck mit Unterschriften- und Fotoaktionen. 61 Prozent der Beschäftigten sind laut Umfrage schon jetzt zum Warnstreik bereit und machen das auch mit einem Gewerkschaftsbeitritt deutlich: Seit Januar hat sich die Anzahl der Eintritte in die IG Metall verdreifacht. Die Stimmung ist kämpferischer als in früheren Tarifbewegungen.

Die IG Metall will die Aktionen in den kommenden Wochen deutlich ausweiten, um den Druck zu erhöhen. Die Tarifverhandlungen mit dem Arbeitgeberverband intex starten am 8. Mai. Die Tarifverträge laufen am 31  Mai aus. Dann endet auch die Friedenspflicht.

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