Die Tarifbewegung 2021 läuft. Heute haben die Verhandlungen in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie begonnen. Davon betroffen sind rund 100 000 Beschäftigte. Die IG Metall fordert 4 Prozent mehr Geld, mindestens jedoch 100 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeber wiesen die Forderung zurück.
Außerdem fordert die IG Metall eine Verbesserung der tariflichen Regelungen bei der Altersteilzeit: eine höhere Aufzahlung durch den Arbeitgeber sowie eine höhere Quote der Beschäftigten im Betrieb, die frühzeitiger in die Rente übergehen können. Weitere Themen sind Instrumente zur Beschäftigungssicherung sowie eine Vorteilsregelung für IG Metall-Mitglieder. Zudem strebt die IG Metall an, den Tarifvertrag zur Aus-, Fort- und Weiterbildung zu verbessern.
„Die Beschäftigten haben in den vergangenen Monaten und Jahren unter unsicheren Vorzeichen Großes geleistet“, betont Manfred Menningen, Verhandlungsführer der IG Metall. „Sicherheit und Perspektiven stehen neben einer fairen Entgelterhöhung im Mittelpunkt. Zur Bewältigung der Corona-Krise braucht es den Dreiklang aus Einkommenserhöhungen, Beschäftigungssicherung und Aus- und Weiterbildung. Damit entsteht Stabilität – und zwar für Beschäftigte und Unternehmen gleichermaßen.“
IG Metall will Zukunft sichern
Gerade in der aktuellen Corona-Pandemie nehmen aus Sicht der IG Metall-Verhandlungskommission solidarisches Handeln und Tarifverträge eine zentrale Rolle ein. Sie verbessern den Zusammenhalt in der Gesellschaft und schaffen Planbarkeit für die Unternehmen. Für die Beschäftigten ist entscheidend, dass nun Zusagen gemacht werden, die ihnen Sicherheit und Perspektiven ermöglichen. Die Mitglieder der IG Metall sollen außerdem spüren, dass ihr Engagement wertgeschätzt wird.
Zur Textilindustrie gehören auch Zulieferer für die Auto- und Luftfahrtindustrie. Die Branche ist führend bei der Herstellung sogenannter technischer Textilien. Aber auch die sich im Strukturwandel befindende Bekleidungsbranche braucht attraktive tarifliche Angebote zur Fachkräftesicherung. Doch von den Arbeitgebern kam dazu in der ersten Verhandlungsrunde gar nichts.
Arbeitgeber blocken und schweigen
„Die Arbeitgeber haben den Weltuntergang skizziert: Angesichts der Corona-Krise sei die wirtschaftliche Lage in der Branche dramatisch, vielfach existenzbedrohend“, kritisiert Miriam Bürger, Tarifsekretärin beim IG Metall Vorstand. „Unsere Lohnforderung finden sie völlig überzogen. Auf unsere anderen Fragen sind sie gar nicht erst eingegangen – etwa wie wir Zukunftsfähigkeit und Beschäftigung in der Textil- und Bekleidungsindustrie langfristig sichern können.“
Die nächste Verhandlung ist am 20. Januar 2021. Der Tarifvertrag und die Friedenspflicht in Branche laufen am 31. Januar 2021 aus.
Nächste Woche geht es weiter in der Metall- und Elektroindustrie: Dort starten die Verhandlungen am 14. Dezember.