IG Metall vom Betrieb aus denken
Alle Interviews mit betrieblichen Akteur*innen

Seit Beginn des Projekts „IG Metall vom Betrieb aus denken“ haben wir einige Interviews mit Kolleg*innen aus den Betrieben geführt. Hier könnt Ihr alle Interviews nachlesen.

10. September 202110. 9. 2021


KATHRIN VOGT „Wir müssen mehr zusammenwachsen!“

Im Zuge des Projekts „IG Metall vom Betrieb aus denken“ hat sich Kathrin Vogt zur Veränderungspromotorin weitergebildet. Im Interview erzählt sie von ihrem Projekt – und welche Impulse sie der IG Metall geben will.

Liebe Kathrin, Du bist eine "Veränderungspromotorin". Was bedeutet das?
Kathrin Vogt: Veränderungspromotorin, das ist so ein schrecklich steifes Wort. Es bedeutet, dass ich mich im Projekt „IG Metall vom Betrieb aus denken“ engagiere. In den Zukunftsreihen, die wir Veränderungspromotorinnen und –promotoren durchlaufen, bekommen wir die Möglichkeit, ein eigenes Projekt voranzutreiben. Die Zukunftsreihen sind so aufgebaut, dass sich praktische Phasen im Betrieb und theoretische Einheiten im Bildungszentrum immer abwechseln. Im Bildungszentrum haben wir den Raum und die Zeit, eigene Ideen mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Betrieben in der Region zu diskutieren, die wir dann später in unserem Betrieb umsetzen können.

Welches betriebliche Projekt hast Du Dir denn vorgenommen?
Unser Projekt heißt "Vertrauenskörper mobilisieren". Ich habe es ausgewählt, weil ich daran glaube, dass begeisterte Vertrauensleute genauso wie aktive Metallerinnen und Metaller der Schlüssel zu einer starken IG Metall im Betrieb sind. Und eine starke IG Metall im Betrieb sorgt dafür, dass wir mit unseren Kolleginnen und Kollegen bessere Arbeitsbedingungen erkämpfen können.

Was erhoffst Du Dir konkret von Deinem Projekt?
Mein Wunsch ist, dass es gelingt, Vertrauensleute, die schon länger mit dabei und vielleicht nicht mehr ganz so aktiv bei der Sache sind wie zu Anfang, neu zu motivieren. Gleichzeitig wollen wir uns und insbesondere unsere Jugend intensiver schulen, wodurch wir dann ein sichereres Auftreten bekommen. Das große Ziel ist, dass wir als Vertrauensleute mehr zusammenwachsen, dass wir künftig noch enger, noch intensiver miteinander arbeiten. Dadurch eröffnen sich uns dann völlig neue Möglichkeiten: Wir können größere Aktionen planen und organisieren, beispielsweise Beschäftigtenbefragungen. Die Ergebnisse geben uns wiederum Material in die Hand, mit dem wir dann mit dem Arbeitgeber in Verhandlungen treten und die Arbeitssituation unserer Kollegen und Kolleginnen verbessern können.

Was läuft gut – und wo hakt es?
Die Corona-Pandemie bremst uns aktuell schon ziemlich aus. Aufgrund der völlig richtigen Vorsichtsmaßnahmen und Beschränkungen können wir leider nicht so in Kontakt mit unseren Kolleginnen und Kollegen treten, wie wir gerne es würden. Trotzdem haben wir es geschafft, vieles von dem umzusetzen, was wir auf dem Plan stehen hatten. Gerade, was die digitale Kommunikation bei uns im Betrieb angeht, haben wir einen gewaltigen Sprung gemacht.

Welchen Impuls möchtest Du der IG Metall geben?
Ich möchte uns allen den Impuls geben, offener und jünger zu werden. Klar: Wir brauchen auch weiter die Erfahrungen unserer "alten Hasen". Aber gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass der Nachwuchs mitreden und mitgestalten kann, sonst verlieren wir den Kontakt zur nächsten Generation.

Wie muss sich die IG Metall verändern, wandeln, um auch in Zukunft weiter erfolgreich sein zu können?
Wir müssten offener, moderner und auch ein wenig weiblicher werden. Die Frauen rücken mehr und mehr in traditionelle "Männerberufe" vor. Da sollten wir mitgehen und das unterstützen. Am Ende werden alle davon profitieren. Zudem sollte die IG Metall offen für den gesellschaftlichen Wandel sein, für Mentalitäten, die sich verändern. Die IG Metall steht schon jetzt für Gleichberechtigung ein, aber ich glaube, auch da geht noch mehr.


Veränderungspromotor Marco Ullrich: "Es geht um eine langfristige Beteiligung und Mobilisierung der Belegschaft"Veränderungspromotorin Marion Wenzel: "Wir brauchen mehr kreative, engagierte Metallerinnen und Metaller"Ergebnisse aus dem Teilprojekt "Zukunftsgespräche"IG Metall vom Betrieb aus denken: Darum geht's und darum machen wir das​​​​​

MARCO ULLRICH „Es geht um eine langfristige Beteiligung und Mobilisierung der Belegschaft“

Marco Ullrich ist Vertrauenskörper-Leiter bei Coperion, einem Sondermaschinenbauer in Stuttgart. Im Zuge des Projekts „IG Metall vom Betrieb“ aus denken hat er sich zum Veränderungspromotor weitergebildet. Im Interview erzählt er von seinem Projekt – und welche Impulse er der IG Metall geben will.

Lieber Marco, Du hast Dich zum Veränderungspromotor weitergebildet, hast im Bildungszentrum in Bad Orb und Lohr an einer Zukunftsreihe teilgenommen. Welches betriebliche Projekt hast Du Dir ausgesucht? Was möchtest Du voranbringen?
Marco Ullrich: Ich möchte mit meinem betrieblichen Projekt dazu beitragen, dass bei uns am Standort die Vertrauenskörper-Strukturen aufgebaut beziehungsweise revitalisiert werden. Die Erfahrungen der vergangen vier Jahre haben mir gezeigt, dass bei uns noch vieles nicht rund läuft in Sachen Gewerkschaftsarbeit.

Was erhoffst Du Dir konkret?
Ich erhoffe mir, dass es uns gelingt, durch klare Abläufe und Strukturen sowohl eine bessere Zusammenarbeit in der Vertrauenskörperleitung selbst wie auch mit und unter unseren Vertrauensleuten hinzubekommen. Darüber lässt sich dann hoffentlich auch langfristig die Beteiligung und Mobilisierung der Belegschaft bei verschiedenen Aktionen im Unternehmen und bei den Tarifrunden steigern.

Was läuft gut – wo hakt es?
Durch einige Neuerungen hat sich schon richtig was getan: Wir haben Strukturen und Abläufen angepasst, offene Aufgaben, etwa die Erstellung eines Betriebsplans, sind jetzt in Bearbeitung. Durch eine wöchentliche Regelkommunikation der Vertrauenskörperleitung mit unserer Betriebsbetreuerin kann auf aktuelle Themen viel schneller reagiert werden. Zusätzlich gab es frischen Wind durch neue Vertrauensleute nach der Vertrauensleute-Wahl im Herbst 2020, so dass nun auch Bereiche, in denen es bislang keine Vertrauensleute gab, erschlossen werden konnten.

Und wo hakt es?
Trotzdem gibt es noch viele "weiße Flecke" im Unternehmen, die in der Zukunft erschlossen werden müssen. Es ist noch viel zu tun. Gegenwärtig unterstützen wir Vertrauensleute den Betriebsrat bei aktuellen Auseinandersetzungen mit dem Arbeitgeber. Da geht es um eine geplante Betriebsänderung und die Kündigung der ERA-Haustarifverträge. Das lassen wir nicht auf uns sitzen, dagegen werden wir Widerstand organisieren.

Welche Impulse magst Du in die IG Metall geben?
Ich finde, die Bearbeitung der betrieblichen Projekte sollte prinzipiell immer durch zwei Veränderungspromotorinnen, Veränderungspromotoren aus einem Unternehmen erfolgen. Das ermöglicht verschiedene Blickwinkel. Und es gibt, zum anderen, dadurch mehr Dynamik und mehr Input bei der Bearbeitung im Bildungszentrum und bei der anschließenden betrieblichen Umsetzung. Darüber hinaus ist der Austausch über die bundesweit verschiedenen Projekte der Veränderungspromotorinnen und -promotoren hilfreich, um Ideen und Impulse für das eigene Unternehmen zu erlangen. Beim Termin mit unserem Ortsvorstand wurde beispielsweise eine Bildungsmatrix für Vertrauensleute vorgestellt. Bundesweit gibt es sicher viele weitere gute Denkanstöße für die eigene Arbeit. Darauf bin ich gespannt.


Ergebnisse aus dem Teilprojekt "Zukunftsgespräche"Veränderungspromotorin Marion Wenzel: "Wir brauchen mehr kreative, engagierte Metallerinnen und Metaller"IG Metall vom Betrieb aus denken: Darum geht's und darum machen wir das

 

SARAH HAMMES „Neues ausprobieren, Impulse setzen“

Sarah Hammes ist Bildungsreferentin der IG Metall im Bildungszentrum Sprockhövel. Im Rahmen des Projekts „IG Metall vom Betrieb aus denken“ begleitet sie Kolleginnen und Kollegen auf ihrem Weg zum Veränderungspromotor, zur Veränderungspromotorin. Im Interview spricht sie darüber, wie die Seminare aufgebaut sind – und was die Teilnehmenden für ihre betriebliche Arbeit mitnehmen.

Liebe Sarah, die "Zukunftsreihen" an den Bildungszentren laufen auf vollen Touren, auch bei Euch in Sprockhövel engagieren sich viele Kolleginnen und Kollegen im Projekt "IG Metall vom Betrieb aus denken". Warum ist es sinnvoll, ein Veränderungspromotor, eine Veränderungspromotorin zu werden? 
Sarah Hammes:
Das ist ganz einfach: Weil das eine sinnvolle, eine wichtige, eine nützliche Begleitung für die eigene betriebliche Arbeit ist. Weil es Kolleginnen und Kollegen neue Impulse in die Hand gibt, mit denen sie ihre betrieblichen Projekte vorantreiben und umsetzen können.
Es ist doch so: Die allermeisten Kolleginnen und Kollegen, eigentlich alle, sehen die Notwendigkeit, im eigenen Betrieb positive Veränderungen für die Beschäftigten herbeizuführen. Die Themen dabei sind äußerst vielfältig. Sie erstrecken sich vom Aufbau von VL-Strukturen, über die Organisation von Leiharbeitnehmenden bis hin zur Vorbereitung von (Haus)-Tarifverhandlungen.
Ein solches Vorhaben lässt sich aber meistens eben nicht einfach so aus dem Stand umsetzen. Deshalb ist es sinnvoll, dies in einer Projektform zu tun und mit einer Qualifizierungsreihe zu verbinden – genau das wird in den "Zukunftsreihen" getan.
Dazu kommt noch etwas nicht Alltägliches: Als Veränderungspromotorin, als Veränderungspromotor hat man die Gelegenheit, sowohl im Betrieb als auch in der IG Metall Veränderungsprozesse mitzugestalten.


Zoom-Inforunden zum Ende der ersten Zukunftsreihen''Die Zukunftsreihe'' - Veränderungen gestalten, zusammen stärker werden 

Wie ist die Seminarreihe aufgebaut?
Die Zukunftsreihen verfolgen die Idee, Projekte aus den Betrieben über vier Seminarmodule und einen Zeitraum von 20 Wochen zu begleiten. Der Start erfolgt mit einem Kick-Off in der Geschäftsstelle. Dort werden die Teilnahme der Veränderungspromotorinnen und Veränderungspromotoren sowie ihre Projekte durch den Ortsvorstand beschlossen. Im Anschluss wechseln sich Seminar- und Praxisphasen ab.
Innerhalb der vier Module entwickeln die Kolleginnen und Kollegen ihre Projektziele. Sie lernen dabei verschiedene Methoden kennen, die sie direkt auf ihre Projekte anwenden können. Das sind zumeist Werte und Werkzeuge aus dem agilen Arbeiten.
Während der Praxisphasen, auch Sprints genannt, arbeiten sie an den selbst definierten Teilzielen ihrer Vorhaben und sammeln Erfahrungen. Dabei werden sie auch von der Geschäftsstelle vor Ort unterstützt. Zusätzlich vereinbaren wir zwischen den Modulen virtuelle Treffen, um Beratungsanliegen zu klären. 

​​​Warum gibt es einen Wechsel zwischen Seminar- und Praxisphasen?
Es ist uns ein großes Anliegen, die Kolleginnen und Kollegen zu ermutigen, Neues auszuprobieren und sich in kleinen Schritten einem Ziel zu nähern. Für diese Schritte können sie die Praxisphasen nutzen und im Modul Gelerntes direkt anwenden.
Gemeinsam besprechen wir dann im folgenden Seminarmodul, was gut funktioniert hat und an welchen Stellen es Herausforderungen gab. Die Erfahrungen aus den Praxisphasen verknüpfen wir mit direkten Themenbezügen im Seminar. Geht es beispielsweise in einem Projekt aufgrund mangelnder Zeit nicht so gut voran, besprechen wir gemeinsam das Thema Ressourcenmanagement. 

Welche Werkzeuge bekommen die Teilnehmer konkret an die Hand – und wie können sie diese einsetzen?
In den Modulen geht es um den Mut, sich abseits der bekannten und ausgetrampelten Pfade zu bewegen. Wir besprechen, warum es bei neuen Ideen besser ist, früh und häufig zu scheitern, als es gar nicht erst zu versuchen.
Es ist wichtig aus Fehlern zu lernen anstatt einen Weg bis zum Schluss durchzuplanen und daran bis zum Ende festzuhalten. Aus diesem Grund sind die Praxisphasen in der Regel auch nicht länger als vier bis sechs Wochen.
Wir diskutieren zum Beispiel das sogenannte "Design Thinking" und wie man mehr durch die Brille des Nutzers, der Nutzerin schauen und eine empathische Haltung einnehmen kann. Dabei behalten wir jedoch den Nutzen für die Teilnehmenden im Auge, ohne dabei an starren Vorschriften oder Klauseln festzuhalten.
Dazu und daneben bekommen die Teilnehmenden auch Methoden aus dem klassischen Projektmanagement an die Hand. Dazu gehört unter anderem der Blick auf das Projektumfeld sowie die Durchführung einer Risikoanalyse.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind Kommunikationsübungen, die wir in jedem Modul einbauen sowie Schwerpunkte zu Themen wie Motivation, Fehlerkultur oder Moderationstechniken. Wir schauen sehr genau darauf, welche Bedarfe die Teilnehmenden haben und gestalten unsere Module danach. Aus diesem Grund ist auch keine Reihe wie die andere.

Welche Rückmeldungen bekommst Du von den Kolleginnen und Kollegen?
Die Teilnehmenden machen die Erfahrung, dass sie das Gelernte direkt praktisch auf ihre Projekte anwenden können. Das ist ungemein hilfreich. Sie erleben auch, dass es absolut in Ordnung ist, Fehler zu machen, um aus ihnen zu lernen.
Viele Kolleginnen und Kollegen berichten, dass sie den gegenseitigen Austausch sehr schätzen. Sie finden es schön, dass man einen gemeinsamen Raum hat und Zeit, einander die Projekte vorzustellen, das Vorgehen zusammen zu besprechen, sich von anderen Rat zu holen, Ideen und Impulse.

Die erste Zukunftsreihe ist nun vorbei. Wie ist Dein Fazit? 
Mein Fazit ist ein sehr positives. So unterschiedlich die Reihen auch sind, eines haben sie gemeinsam: Alle sind sehr engagiert, die Kolleginnen und Kollegen brennen darauf, ihr Projekt voranzutreiben und positive Veränderungen in ihren Betrieben umzusetzen.
Besonders überrascht haben mich dabei die vielen kreativen Ideen und Lösungsansätze. Wir haben einen Kollegen, der die IG Metall im Betrieb präsenter machen möchte. Dafür überlegt er sich monatlich ein Gimmick, welches er an die Metallzeitung heftet und um betriebsspezifische Informationen ergänzt. Zuletzt hat er einen Türöffner mit seinem 3D Drucker produziert. Das kam im Betrieb richtig gut an.
Ich freue mich sehr, dass ich die Kolleginnen und Kollegen gemeinsam mit den anderen Referentinnen und Referenten bei ihren vielseitigen Projekten begleiten darf. Und ich bin sehr neugierig auf die daran anknüpfenden Diskussionen in den Geschäftsstellen. Hier wird letztlich diskutiert und abgewogen, welche Schlüsse sich aus den Erfahrungen der Projekte für die gesamte IG Metall ziehen lassen und was wir tun müssen, um als IG Metall in Zukunft weiter stark zu sein.

MARION WENZEL „Wir brauchen mehr kreative, engagierte Metaller*innen“

Marion Wenzel ist Sprecherin der Vertrauenskörperleitung beim Siemens Dynamowerk in Berlin. Im Zuge des Projekts „IG Metall vom Betrieb aus denken“ bildet sie sich gerade zur Veränderungspromotorin weiter. Ihr Projekt: Sie will möglichst viele neue Mitglieder gewinnen. 

Liebe Marion, Du bildest Dich gerade zur  "Veränderungspromotorin" weiter. Was ist Deine Aufgabe? 
Marion Wenzel: Neue Projekte anschieben, kreative Ideen entwickeln, zusammen mit Mitstreitern im Betrieb etwas bewegen – das gehört zu meinen Aufgaben als Veränderungspromotorin. Um aber Dinge bewegen zu können, ist es wichtig, sich vorab darüber klar zu werden, welche Rolle man selbst ausfüllen möchte, welche Aufgaben von einem erwartet werden. Dafür sind die Seminare in den Bildungszentren optimal. Das Seminar hat mir gezeigt, welche Aufgaben ich als Sprecherin der Vertrauenskörperleitung habe. Und wie ich sie mit meinem Team, mit Markus Ochmann und Matthias Reifenberger angehen und umsetzen kann.

Wie sind die Seminare aufgebaut?
Die Ausbildung ist sehr gut aufgebaut. Sie besteht aus einzelnen Modulen, es gibt theoretische Seminarphasen und dann immer wieder Praxisphasen. Wir haben genügend Zeit zwischen den Seminaren, um unsere Aktionen zu planen und umzusetzen und natürlich auch zu dokumentieren. Nach jeder Praxisphase kommt man dann wieder im Bildungszentrum zusammen. Dort hat man den Raum und die Zeit, um gemeinsam über die Projekte zu sprechen. Über das, was gerade gut läuft. Aber auch darüber, wo es plötzlich Probleme gibt und Hindernisse zu überwinden sind. Wobei es ebenso wichtig ist, die Probleme von anderen Betrieben zu verstehen und dann das eigene Fachwissen und die Erfahrung, die wir in unseren Arbeitskampf gesammelt haben, den Kollegen anzubieten. Ich weise da ganz direkt drauf hin und sage: Wenn ihr Aktionen plant, dann sagt Bescheid. Wir kommen mit unseren Kolleginnen und Kollegen vor das Tor.

Welches Projekt hast Du Dir in Deinem Betrieb vorgenommen?
Wir wollen mehr Mitglieder gewinnen. Wir wollen mehr Mitglieder für unsere Arbeit und die IG Metall begeistern. Es ist in diesen Zeiten wichtiger denn je, die Mitgliedzahlen in unserem Betrieb zu erhöhen – nur so können wir Stabilität, Kampfkraft und Stärke erhalten.

Wie weit seid ihr mit Eurem Projekt?
Wir sind bereits in der Umsetzungsphase. Das Wichtigste ist: Mit den Kolleginnen und Kollegen zu reden, auf sie zuzugehen, ihnen zuzuhören und Fragen stellen. Wir als Vertrauenskörperleitung müssen natürlich auch unsere Mitglieder erst einmal abholen, informieren und zur Mitarbeit bewegen. Elementar ist, nicht nur Mitglieder zu gewinnen, sondern diese wirklich zu aktivieren und zu kreativen, engagierten Metallerinnen und Metallern zu machen. Darüber hinaus ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat, Vertrauenskörper und IG Metall zwingend notwendig. Die hatten wir zwar schon, nun aber haben wir als Team einen Aktionsplan entwickelt und stehen im ständigem Austausch mit unseren Mitstreitern.

Wie muss sich die IG Metall verändern, um auch in Zukunft erfolgreich sein zu können? 
Abschließend kann ich das nicht sagen. Und an dieser Stelle frage ich wirklich: Wer ist denn die IG Metall? Klar ist: Wir müssen uns verändern. Wir müssen vor allem neue Wege finden, um Kolleginnen und Kollegen zu erreichen. Unsere Geschäftsstelle Berlin unterstütz uns nicht nur, sie gibt Anregungen, Seminare, sie ist für jede Idee offen. Wir brauchen gute Ideen. Und wir müssen schnell sein: Corona hat uns nur gezeigt, dass wir rasch umdenken müssen. Das ganze Thema Home Office, zum Beispiel, ist ein Thema, welches umgehend im Sinne der Beschäftigten geregelt werden muss.


Material und Infos zum Projekt "IG Metall vom Betrieb aus denken"

KAI HÖLZEL „Zukunftsreihen: Gemeinsam für einen Zukunftstarifvertrag“

Kai Hölzel ist Betriebsratsvorsitzender bei der Ontex Hygieneartikel Deutschland GmbH in Großpostwitz in der Oberlausitz, rund 480 Beschäftigte arbeiten am Standort. Im Rahmen des Projekts "IG Metall vom Betrieb aus denken" lässt sich der 45-Jährige derzeit zum Veränderungspromotor ausbilden. Hier berichtet er von seiner Arbeit - und welches Projekt er vorantreibt.

Lieber Kai, für das Projekt "IG Metall vom Betrieb aus denken" lässt Du Dich derzeit zum Veränderungspromotor ausbilden. Was ist Deine Aufgabe? 
Kai Hölzel: Das ist ganz einfach. Als Veränderungspromotor habe ich die Freiheit und die Aufgabe, Neues auszuprobieren, ein Projekt bei uns im Betrieb anzuschieben und möglichst viele Kolleginnen und Kollegen davon zu überzeugen, sich zu engagieren, mitzumachen. Als Veränderungspromotor helfe ich mit, die IG Metall stärker zu machen, indem ich Impulse liefere, wie die Arbeit zwischen Betrieb und IG Metall noch besser laufen kann.

Wie ist die Ausbildung zum "Veränderungspromotor" aufgebaut?
Es gibt hier verschiedene Module. Wir stellen unser Projekt vor und lernen die Werkzeuge kennen mit denen wir unser Projekt mit Beteiligung der Mitglieder umsetzen können. Später werden dann projektbezogene Aufgaben vereinbart, die bis zum nächsten Modul umgesetzt werden. Ideen und Erkenntnisse aus den Modulen werden gesammelt. Dieser Wissensspeicher soll genutzt werden, um die IG Metall weiterzuentwickeln.

Welches Projekt hast Du Dir in Deinem Betrieb vorgenommen, und warum?
Unser Projekt ist der Abschluss eines Zukunftstarifvertrages. Anfang dieses Jahres wurde ein Teil unserer Maschinen in ein anderes Werk verlagert um Platz für neue und modernere Maschinen zu schaffen. Das hat natürlich bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Ängste gesorgt. Viele Beschäftigte erlebten in den 1990er Jahren ähnliche Situationen. Maschinen würden verlagert und kurze Zeit später wurde der Betrieb geschlossen. Diese Ängste wollen wir ihnen nehmen, indem wir eine Standortgarantie fordern. Außerdem wollen wir von der Geschäftsleitung Zusagen, dass unsere F&E Abteilung weiter ausgebaut wird. Zusätzlich wollen wird das beteiligungsorientierter IG Metall-Konzept "Besser statt Billiger" implementieren um einen Weg zu schaffen, die Ideen und Projekte der Mitarbeiter zu fördern. Kurzum: Wir wollen Sicherheit für unsere Kolleginnen und Kollegen und unseren Standort und unsere Firma fit für die Zukunft machen.

Wie willst Du Dein Projekt umsetzen?
Solche Projekte kann man nur mit einer stark organisierten Belegschaft und Unterstützung durch die IG Metall umsetzen. Wir werden weiter in die Ansprache gehen um den Organisationsgrad weiter zu erhöhen. Außerdem sind verhandlungsbegleitende Aktionen geplant. Wir, die Mitglieder der IG Metall, müssen dafür kämpfen!

Wie muss sich die IG Metall wandeln, um auch in Zukunft weiter erfolgreich zu sein?
Ich finde, dass die IG Metall auf die Bedürfnisse und Besonderheiten der Betriebe eingehen muss. Was in Betrieb A funktioniert muss noch lange nicht im Betrieb B funktionieren. Bei uns in Ostsachsen funktioniert das schon recht gut. 

RAINER SANZI „Zukunftsreihen: Projekte gemeinsam entwickeln“

Rainer Sanzi ist Betriebsrat bei Daimler in Sindelfingen. Derzeit lässt sich der 37-Jährige zum Veränderungspromotor ausbilden. 

Rainer, im Rahmen des Projekts "IG Metall vom Betrieb aus denken" lässt Du Dich derzeit zum "Veränderungspromotor" ausbilden. Was, bitteschön, macht ein Veränderungspromotor? 
Rainer Sanzi: Lass Dich mal vom Namen nicht abschrecken! Es geht darum, ein Projekt im Betrieb nach vorne zu bringen, es geht darum, etwas Neues auf die Beine zu stellen. Als Veränderungspromotor ist man derjenige, der antreibt, der schaut, dass alles ins Laufen kommt. Dafür bekomme ich von der IG Metall Rüstzeug in die Hand.

Welche Unterstützung bekommst Du?
Sehr viel! Die "Zukunftsreihen" sind so aufgebaut, dass sich theoretische und praktische Phasen immer wieder abwechseln. In den Bildungszentren lernt man agiles Projektmanagement. Man entwirft gemeinsam eine Projektstruktur, plant die einzelnen Schritte - und hat auch Zeit, den Fortgang des Projektes in der Gruppe zu diskutieren und Hindernisse gemeinsam zu reflektieren.

Du bist Betriebsrat bei Daimler in Sindelfingen. Welches Projekt hast Du Dir auf die Fahnen geschrieben?
Moment, Moment, ganz wichtig: Nicht ich alleine habe mir ein Projekt ausgedacht - das haben wir zusammen entwickelt. Mein Team im Betrieb war dabei, natürlich die Geschäftsstelle, natürlich der Ortsvorstand.

Was wollt ihr nun zusammen angehen?
Uns war klar: Wir wollen ein Projekt auflegen, das speziell auf die Angestellten bei uns am Standort ausgerichtet ist. Bei uns in Sindelfingen gibt es rund 40.000 Beschäftigte, etwa die Hälfte von ihnen arbeitet in den indirekten Bereich. Das ist ein enormes Potenzial. Es muss uns gelingen, für die Angestellten sichtbarere Gewerkschaftsarbeit zu machen und sie auch von einer Mitgliedschaft überzeugen.

Wie geht ihr das Projekt konkret an?
Wir haben einen Fragebogen entwickelt, das ist der erste Schritt. Wir wollen von dem Kollegen, der Kollegin wissen: Wie nimmst Du die IG Metall wahr? Wir wollen herausfinden, welche Themen angepackt, welche Hindernisse überwunden, welche Veränderungen eingeleitet werden müssen, um als Organisation interessant zu werden. Auf die Ergebnisse bin ich sehr gespannt. 

Michael Gossmann „Zukunftsreihen: neue Wege gemeinsam gehen“

Michael Gossmann arbeitet bei Opel in Kaiserslautern und engagiert sich dort als Vertrauensmann. Im Zuge des Projekts "IG Metall vom Betrieb aus denken" lässt er sich zum "Veränderungspromotor" ausbilden. Im Interview erzählt er, um was es dabei geht. 

Michael, Du engagierst Dich im Projekt „IG Metall vom Betrieb aus denken“, lässt Dich zum „Veränderungspromotor“ ausbilden. Was verbirgt sich hinter dem Begriff?
Michael Gossmann:
 Veränderungspromotor - das klingt erstmal ein bisschen abstrakt, das stimmt schon. Aber was sich dahinter verbirgt, das ist ganz konkret und plastisch, gut zu fassen. Es geht darum, dass Veränderungspromotoren im Betrieb neue Projekte anschieben, neue Ideen ausprobieren, neue Wege gehen sollen.

Wie schaut das konkret aus?
Wir haben erst in der Geschäftsstelle, im Ortsvorstand diskutiert. Wir haben besprochen, welches Veränderungsprojekt wir vor Ort auf den Weg bringen wollen. Wir Veränderungspromotoren leiten dieses dann. Ich zum Beispiel will mich in meinem Betrieb, bei Opel in Kaiserslautern, darum kümmern, dass wir die Vertrauensleutearbeit aktivieren, stärken. Das ist wichtig, weil bei uns viele Mitarbeiter das Unternehmen verlassen haben, darunter auch viele Betriebsräte und Vertrauensleute. Deshalb erarbeiten wir in unserem Projekt Möglichkeiten, wie wir unsere Strukturen stärken, uns zukunftsfähig aufstellen und neue Vertrauensleute gewinnen können. Auf unserem Weg werden wir von den Bildungszentren begleitet.

Wie werdet Ihr unterstützt?
Wir bekommen hier Werkzeuge an die Hand, um ein Projekt umsetzen zu können. Quasi eine Lightversion einer Projektmanagementausbildung. Es gibt verschiedene Module, Seminarphasen und Praxisphasen wechseln sich miteinander ab. Das ist gut, weil man in den Praxisphasen, wenn man im Betrieb ist, das zuvor theoretisch Erarbeitete gleich umsetzen kann - und weil man andererseits die Probleme und Widerstände, die bei der Umsetzung aufgetreten sind, dann im Bildungszentrum gemeinsam reflektieren und diskutieren kann.

Corona verändert unser aller Leben. Wie hast Du die IG Metall in den vergangenen Wochen erlebt?
Ich finde, die IG Metall hat in den vergangenen Wochen einen guten Job gemacht. Nun kommen neue Themen auf, die vielleicht bisher nicht so starke Beachtung fanden. Fragen zur digitalen Infrastruktur, zur Situation in den Betrieben. Da brauchen wir Antworten. 

 

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