IG Metall-Aktionstag
81 000 Beschäftigte demonstrieren für sichere Arbeit

Sie waren laut, sie waren entschlossen: In fünf Städten haben heute 81 000 Metallerinnen und Metaller für ihre Arbeitsplätze demonstriert. Ihre Botschaft an Politik und Arbeitgeber: Standorte erhalten, Zukunft der Industrie sichern.

15. März 202515. 3. 2025


Maria Scherer weiß genau, warum sie an diesem Samstag nach Frankfurt gekommen ist. Die Metallerin arbeitet bei Saarstahl. Und die Lage dort macht ihr große Sorgen.

„Die Energiekosten für die Stahlindustrie sind viel zu hoch“, sagt sie. „Gleichzeitig sollen sich die Stahlwerke ökologisch transformieren – das geht so nicht.“ Ausbaden müssten es nun die Beschäftigten. Sie sollen auf Geld verzichten, um den Betrieb am Laufen zu halten.

Mit ihren Sorgen ist Maria Scherer nicht allein. Vielen Kolleginnen und Kollegen geht es ähnlich.

Quer durchs Land stehen Arbeitsplätze auf der Kippe. Industriebetriebe ächzen unter den hohen Strompreisen und der schwachen Nachfrage. Marode Straßen, Schienen und Brücken kosten Zeit und Geld bei Transport und Montage.

Die nächste Bundesregierung muss das Ruder schnell herumreißen. Sie muss Geld in die Hand nehmen, die Bedingungen für die Industrie verbessern.

Das fordert die IG Metall seit Monaten. Und dafür haben Metallerinnen und Metaller jetzt noch einmal mächtig Druck gemacht. Rund 81 000 Beschäftigte sind dem Aufruf der IG Metall zum bundesweiten Aktionstag gefolgt. Es war die größte öffentliche Aktion der Gewerkschaft seit Jahrzehnten.


Fünf Städte, ein Weckruf

Die Großdemonstrationen in fünf Städten sind eine lautstarke Erinnerung an die nächste Bundesregierung. Denn noch ist kein Problem gelöst – auch wenn Union und SPD ein großes Investitionspaket angekündigt haben. Beschlossen ist noch nichts. Und viele Pläne sind noch unkonkret oder reichen nicht aus.

Und dann sind da noch die Arbeitgeber. Viele setzen weiter auf alte Reflexe: Stellen abbauen, kürzen und verlagern. Nötig ist aber genau das Gegenteil: offensive Unternehmensstrategien, die Innovation und Wachstum bringen, die Arbeitsplätze erhalten und schaffen.

„Ohne Industrie ist Deutschland ein armes Land, das werden wir nicht zulassen,“ sagte Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall, bei der Kundgebung in Hannover. „Wir erwarten mehr von den Arbeitgebern. Sie bauen ab, kürzen, wollen verlagern und machen keine Anstalten, Innovationen oder Zukunft zu gestalten. Aber wir können Zukunft, wir können neue Technologien, wir können grüne Industrie. Und jetzt wollen wir das auch machen!“

Petition „Zukunft statt Kahlschlag“ unterzeichnen

Das sind die Botschaften aus Leipzig, Frankfurt am Main, Köln und Stuttgart:


In Stuttgart sagte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall:
„Die Politik ist aufgewacht, hat den Ernst der Lage erkannt und die richtige Richtung eingeschlagen. Jetzt gilt es, diesen Weg konsequent weiterzuverfolgen, das Tempo hoch und das Ziel im Auge zu behalten: eine starke Industrie, die weiterhin für sichere Arbeit und breiten Wohlstand in Deutschland sorgt.“

In Köln sagte Nadine Boguslawski, Hauptkassiererin der IG Metall:
„Deutschland ist eine Bruchbude und muss kernsaniert werden. Zehntausende gut bezahlte tarifliche Arbeitsplätze sind bedroht. 500 Milliarden Euro der künftigen Koalition für Infrastruktur sind erst gut, wenn sie gut verwendet werden. Dieses Geld ist nur dann richtig investiert, wenn es Arbeitsplätze sichert und unsere Industrie und unser Handwerk fit für die Zukunft macht.“

In Frankfurt sagte Hans-Jürgen Urban, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall:
„Wir fordern eine zukunftsfähige, sozial und ökologisch nachhaltige Industrie, die Güter mit hohem Gebrauchswert produziert, welche die Natur nicht überfordert und die sichere und fair bezahlte Arbeitsplätze bereitstellt.“

In Leipzig sagte Ralf Reinstädtler, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall:
„Deutschland muss kernsaniert werden. Die Hütte brennt, wir wollen Taten sehen.“ An Politik und Arbeitgeber gerichtet sagte Reinstädtler: „Zeigt Respekt gegenüber den Beschäftigten! Sucht intelligente Lösungen statt Kahlschlag und Stellenabbau!“


Das sind die Forderungen der Metallerinnen und Metaller:

1. Industriearbeitsplätze sichern:
Eine starke Industrie schafft Wohlstand. Wir fordern Investitionen in zukunftssichere Arbeitsplätze, neue Technologien und erneuerbare Energien – in jedem Betrieb, in allen Unternehmen, auf dem Land und in der Stadt.

2. Gerecht finanzieren
Der Wandel der Industrie kostet Geld. Aber die Last sollte gerecht auf alle Schultern verteilt werden. Wir fordern höhere Steuern für Reiche und eine Reform der Schuldenbremse, damit Investitionen in unsere Zukunft möglich werden.

3. Soziale Sicherheit für alle
Niemand darf abgehängt werden, der Sozialstaat muss Brücken bauen. Wir brauchen sichere, gute Renten, faire Arbeitszeiten und ein funktionierendes Gesundheitssystem. Bildung muss gefördert, Aus- und Weiterbildung gestärkt werden.


Zeichen der Hoffnung

Die Forderungen der IG Metall sind ein Zukunftsprogramm für die deutsche Wirtschaft. Wenn Politik und Arbeitgeber sich daran orientieren, bleiben Jobs in der Industrie erhalten. Dann haben die Beschäftigten und ihre Familien eine Zukunft.

Darauf hofft auch Mathias Köhler. Der gelernte Zerspanungsmechaniker ist an diesem Samstag mit dem Bus aus der Pfalz nach Frankfurt gekommen.

"Ich bin heute beim Aktionstag dabei, um ein Zeichen zu setzen“, sagt der Metaller, der Betriebsratsvorsitzender bei Fischer CNC-Technik in Neustadt an der Weinstraße ist. „Wir Arbeitnehmer müssen deutlich machen, dass es mit der Sparpolitik so nicht weiter geht. Es bringt nichts, wenn wir uns kaputtsparen.“

Dieser Weckruf ist nun endlich in Berlin angekommen.

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