Die IG Metall hatte mit tausenden Unterschriften wiederholt die Freilassung der belarussischen Gewerkschafterin Palina Sharenda-Panasjuk gefordert. Auf Veranstaltungen zum 1. Mai in den vergangenen zwei Jahren hatte die IG Metall mit einer Postkartenaktion Unterschriften für Palina gesammelt und an die belarussische Botschaft geschickt.
Am 1. Februar 2025 kam die Mutter von zwei Kindern und Aktivistin der unabhängigen Gewerkschaft der Radioelektroniker (REP) endlich frei. Schwer gezeichnet von den üblen Haftbedingungen wurde Palina vom Straflager 24 für Frauen in Saretschija bei Gomel entlassen. Die 49-Jährige war seit 2021 Gewalt und schweren Repressalien im Gefängnis ausgesetzt. Sie hatte mit anderen Vertretern der freien Gewerkschaften gegen die Wahlfälschungen protestiert.
Gesundheitszustand kritisch
2020 hatte Präsident Alexander Lukaschenka seine Wiederwahl mit Manipulationen erreicht und danach viele Regimegegner, darunter auch zahlreiche Gewerkschaftsvertreter wie Palina, verhaften lassen. Palina musste zeitweise auf dem blanken Zellenboden schlafen, weil ihr keine Matratze zugeteilt wurde. Die Behandlung ihrer lebensbedrohlichen Bauchspeicheldrüsenerkrankung, die sich zusehends verschlimmerte, wurde ihr verweigert. Sie bekam nur Schmerzmittel.
Seit ihrer Verhaftung hatte Palina ihren Mann Andrei und ihre zwei Kinder nicht mehr gesehen. Auch ihr Mann saß 60 Tage in Haft. Aus Angst vor dem Zugriff der belarussischen Behörden floh er mit den Kindern nach Litauen, wo viele belarussische Oppositionelle Zuflucht gefunden haben. Ihren Widerstand gegen das Regime bündeln sie in der Organisation Viasna, die das Schicksal von Gefangenen wie Palina dokumentieren. Viasna, die IG Metall und die Exilorganisation Salidarnast, die von geflüchteten Gewerkschaftern in Deutschland gegründet wurde, haben nicht nachgelassen, die Freiheit von Palina zu fodern. Ihr Ehemann hatte immer wieder gewarnt, dass seine Frau die Haft nicht überleben würde, wenn ihre Erkrankung nicht behandelt werden würde.
Nach Litauen ausgereist
Eine Woche nach ihrer Freilassung im Februar 2025 konnte Palina nach Litauen ausreisen. Von ihren Unterstützern wurde sie bei der Ankunft in Vilnius mit Blumen überhäuft. Emotional überwältigt konnte sie ihren Mann und ihre Kinder wieder in die Arme schließen. „Das Schicksal von Palina zeigt, wie wichtig es ist, dass wir uns für verfolgte Gewerkschafter weltweit einsetzen. Denn es gibt noch viele weitere Fälle von Unrecht, wo Gewerkschafter Gewalt und Verfolgung ausgesetzt sind. Auch in Belarus sitzen noch viele weitere Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter dafür ein, dass sie für Recht und Demokratie eintreten“, sagte der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Kerner. „Durch unsere Unterschriftenaktionen geraten die Betroffenen nicht in Vergessenheit. Regime wie das in Belarus kommen irgendwann dann unter Zugzwang. Auch bei den Veranstaltungen zum 1. Mai werden wir dieses Jahr wieder Aktionen starten.“ Metallerinnen und Metaller setzen sich im Rahmen von „Gewerkschaftsfreiheit International“ für den Schutz von Gewerkschaftern vor Verfolgung und Gewalt ein. „Gewerkschaftsfreiheit International“ ist eine Initiative der IG Metall in Kooperation mit Amnesty International.
Weiterführende Informationen:
Palina Sharenda-Panasiuk released after four years in jail
Palina Sharenda-Panasiuk — Political prisoners in Belarus
igmetall-sprockhoevel.de/verfolgte-gewerkschafterinnen/