CARS im ganztägigen Warnstreik vor der Daimler-Konzernzentrale
„40-Stunden-Woche, 1500 Euro netto – bei Daimler?“

Ganztägiger Warnstreik vor der Daimler-Zentrale in Stuttgart: 150 Beschäftigte der Daimler-Tochter CARS kamen per Bus aus Wiedemar bei Leipzig. Ihr Lohn liegt unter dem sächsischen Kfz-Tarif. Und sie arbeiten länger: 40 Stunden in der Woche statt nur 37. Schluss damit. Sie wollen endlich einen Tarif

29. Januar 201929. 1. 2019


150 Beschäftigte der Daimler-Tochter CARS Technik & Logistik haben heute morgen vor der Daimler-Konzernzentrale in Stuttgart demonstriert. Sie fordern einen Tarifvertrag mit fairen Löhnen und Arbeitszeiten unter 40 Stunden in der Woche. Die Beschäftigten fuhren dafür sechseinhalb Stunden mit dem Bus von Wiedemar bei Leipzig nach Stuttgart.

Die IG Metall Leipzig hatte ihre Mitglieder bei CARS zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen, um eine Lösung in den nun seit fast zwei Jahren stockenden Verhandlungen zu erreichen. Derzeit gilt bei der hundertprozentigen Daimler-Tochter CARS kein Tarif. Die Löhne liegen zum Teil deutlich unter dem sächsischen Kfz-Handwerkstarif. Statt 37 Stunden arbeiten die CARS-Beschäftigten 40 Stunden in der Woche. Dabei fährt CARS zweistellige Renditen für Daimler ein.

„Wenn Daimler mit dem Spruch ,Das beste oder nichts' wirbt, dann muss das auch für alle Arbeitnehmer gelten - auch bei der Tochter im Osten“, fordert Ralf Kutzner, geschäftsführendes Mitglied des IG Metall-Vorstands in seiner Rede vor den Warnstreikenden. >“Ihr seid nun mitten in der Nacht losgefahren, um Euch Eure guten Löhne und Arbeitszeiten zu holen. Das ist der Weg, den ich mir von vielen Kollegen im Osten wünsche, die noch zu oft nicht in der IG Metall organisiert sind - und wo der Arbeitgeber allein willkürlich entscheidet.“

 

Daimler-Zentrale blockiert – Daimler-Beschäftigte solidarisch

Seit zwei Jahren ziehen sich die Tarifverhandlungen bei CARS bereits hin. Dabei hatte die von den IG Metall-Mitgliedern bei CARS gewählte Tarifkommission weitreichende Kompromisse angeboten, etwa zur schrittweisen Reduzierung der Arbeitszeit. Zuletzt machten die CARS-Beschäftigten dann mit zwei Warnstreiks Druck.

„Die Konzernspitze in Stuttgart blockiert - vor allem bei den 40 Stunden. Da wollen sie nicht runter", kritisiert der Betriebsratsvorsitzende Torsten Mundrzyk. "Von unserer Geschäftsführung in Wiedemar haben wir schon positive Signale erhalten. Jetzt muss sich die Konzernzentrale endlich bewegen.“

Die IG Metall Stuttgart und der Bezirksleiter für Baden-Württemberg Roman Zitzelsberger unterstützen die Metallerinen und Metaller aus dem Osten heute bei ihrem ganztägigen Warnstreik. Bühne. Technik. Musik. Alles da. Und viele Beschäftigte der Daimler-Zentrale in Stuttgart-Untertürkheim sind kurzfristig raus vor die „Mercedes-Benz-Welt“ gekommen. Auch sie kritisieren die aus ihrer Sicht völlig „unnötige“ Haltung der Daimler-Konzernspitze.

„Ich kenne keine andere Daimler-Tochter, wo es so eine Blockade gibt“, erklärt der Vorsitzende des Daimler-Gesamtbetriebsrats Michael Brecht den Warnstreikenden in seiner Rede. „Ihr werdet in der Luft hängen gelassen. Dabei haben wir viele Kompromissvorschläge gemacht. Das ist ein fairer Deal, der da auf dem Tisch liegt.“

 

Daimler-Mutter soll Ost-Tochter endlich fair behandeln

Um halb drei Uhr in der Nacht sind die 150 CARS-Beschäftigten in Wiedemar losgefahren. Viele haben zuvor noch in der Spätschicht gearbeitet und dann noch ein paar Stunden im Betrieb gewartet. Zwei Frauen aus der Autoaufbereitung erzählen, dass sie seit gestern sieben Uhr morgens wach sind – „damit sich endlich mal was ändert. Warum lassen die uns im Osten nicht mal auf 39 Stunden runter? Die gehen auf keinen Vorschlag ein.“

Das stört die CARS-Beschäftigten besonders: dass sie von Daimler als Ost-Tochter immer noch schlechter behandelt werden, fast 30 Jahre nach der "Einheit". Dabei werden in der Region längst Fachkräfte knapp. Die Autowerke von BMW und Porsche im benachbarten Leipzig bieten deutlich bessere, tarifliche Löhne und Arbeitsbedingungen. Viele junge Beschäftigte zieht es eher dorthin.

„Ich wollte zu CARS, weil man hier gut lernen kann. Und die Arbeit macht mir Spaß. Bandarbeit wäre mir zu monoton“, erzählt ein junger Kfz-Mechatroniker. „Aber wenn das mit dem Tarifvertrag nicht klappt, nach all den leeren Versprechungen, muss ich schauen. Ich verdiene hier 1500 Euro netto – und das beim Daimler.“

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