„Keine Arbeitnehmer zweiter Klasse“
Genau das wollen die Betriebsräte und IG Metall-Vertrauensleute hier beim LKW-Zulieferer ZF Wabco in Hannover nicht: eine Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Beschäftigten.
„Als der Arbeitgeber hier 2006 Leiharbeit eingeführt hat, da haben wir gesagt: Wir wollen keine zweite Entgeltlinie im Betrieb“, erinnert sich der Betriebsratsvorsitzende Jens Schäfer. Der Arbeitgeber wollte damals unbedingt Leiharbeit haben – um dem zentralen Wabco-Management in den USA zu zeigen, dass es auch in Deutschland möglich ist, über Leiharbeit flexibel Leute zu heuern und feuern.
„Im Gegenzug haben wir Equal Pay und Festübernahmen erreicht“, erklärt Jens Schäfer. „Das haben wir zum einen über Kopplungsgeschäfte durchgesetzt – etwa indem wir das zur Bedingung machten, als der Arbeitgeber Mehrarbeit und Wochenendschichten von uns wollte. Zum andern hat uns unsere Stammbelegschaft politisch unterstützt. Fast 500 Stammbeschäftigte standen einmal bei einem IG Metall-Aktionstag vor dem Tor, um zu zeigen: Unsere Leiharbeiter sind keine Arbeitnehmer zweiter Klasse.“
Betriebsrat kontrolliert und fasst nach
Betriebsrat und Beschäftigte bei ZF Wabco stehen hinter ihren über Leihfirmen beschäftigten Kolleginnen und Kollegen. Und der Betriebsrat fasst konsequent nach, wenn etwas nicht korrekt läuft. Etwa kürzlich beim Equal Pay. Nicht alle Leihfirmen zahlen das immer verlässlich.
„In der Fertigung, wo wir im Wesentlichen mit einer einzigen Leihfirma arbeiten, haben wir auch eine gute Einsicht, dass das Equal Pay auch gezahlt wird. Allerdings nicht bei den Angestellten, etwa in der Entwicklung“, erklärt Udo Hendrian, Betriebsrat und Leiter der IG Metall-Vertrauensleute. „Wir haben dazu eine Online-Sprechstunde angeboten und zudem alle angeschrieben. Es kam heraus, dass einige eben nicht Equal Pay bekommen. Wir haben dann als Betriebsrat sämtliche weiteren Einstellungen abgelehnt und Nachzahlungen durchgesetzt. Jetzt ist allen klar, wie wichtig es ist, einen guten Betriebsrat zu haben.“
Leiharbeit fairer mit Betriebsrat und IG Metall
So wie bei ZF Wabco erreichen in vielen Betrieben Betriebsräte bessere Regelungen für Leihbeschäftigte. Wichtige Grundlage hierfür sind die Tarifverträge der IG Metall für die Leihbeschäftigten in ihren Industriebranchen: Sie bieten bessere Chancen auf Übernahme und Branchenzuschläge. Auch bei Mercedes in Sindelfingen etwa hat der IG Metall-Betriebsrat gerade 700 Übernahmen von Leihbeschäftigte durchgesetzt.
Zudem gibt es 2022 deutliche Tariferhöhungen für Leihbeschäftigte: 4,1 Prozent mehr Geld ab April. Mehr Urlaubs- und Weihnachtsgeld plus einer Extra-Zahlung für Gewerkschaftsmitglieder von bis zu 400 Euro im Jahr.
Weitere Infos zu: mehr Geld für Leihbeschäftigte 2022
Tariftabellen: Entgelte und Branchenzuschläge in der Leiharbeit ab April 2022