Kampf gegen Schließung bei Caterpillar
Aus per Videobotschaft – Caterpillar-Beschäftigte kämpfen

In einer sieben Minuten langen Videobotschaft verkündete die US-Konzernleitung die Schließung. Die Beschäftigten in der Schiffsmotorenfertigung von Caterpillar in Kiel, Henstedt und Rostock kämpfen nun gemeinsam mit der IG Metall. Und sie erarbeiten Ideen für den Erhalt ihrer Standorte.

2. August 20212. 8. 2021


Der US-Konzern Caterpillar (CAT) will seine Schiffsmotorenfertigung in Kiel, Rostock und Hestedt-Ulzburg bis Ende 2022 dichtmachen, was einer Schließung aller vier Standorte mit rund 900 Beschäftigten gleichkommt. Das verkündete die US-Konzernleitung den Beschäftigten in einer siebenminütigen Videobotschaft. Fragen waren nicht zugelassen.

Die Beschäftigten kämpfen gemeinsam mit der IG Metall um ihre Arbeitsplätze. In Ideenschmieden arbeiten sie an Plänen für Aktionen in den nächsten Wochen.
 

Perspektive und Sicherheit statt CATastrophe

Zugleich arbeiten sie an alternativen Konzepten für die Zukunft ihrer Standorte. Ihr Motto: „Perspektive und Sicherheit statt CATastrophe.“

„Die Menschen sind noch immer fassungslos, aber auch sauer“, erklärt Thomas Stark, Betriebsratsvorsitzender von CAT Motoren in Kiel-Friedrichsort. „Wir nehmen die geplante Standortschließung nicht einfach hin, dass muss dem Konzern klar sein. Zusammen mit der IG Metall werden wir jetzt die Kräfte bündeln und nach Wegen suchen, die uns eine echte Zukunft sichern. Wir sind überzeugt von unserem Standort und dem Know-How der Beschäftigten, daher werden wir nun ein alternatives Standortkonzept erarbeiten.“

Dazu fordern sie auch Unterstützung von der Politik. Bürgermeister und Landesregierung haben sich bereits öffentlich überrascht und enttäuscht über das Vorgehen des Caterpillar-Konzerns geäußert. Mehrere Abgeordnete kamen bei den CAT-Beschäftigten zu Besuch, darunter auch der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans.

Zudem kommen auch Metallerinnen und Metaller aus anderen Betrieben vorbei, um ihre Solidarität zu zeigen. Gerade das Werk in Kiel-Friedrichsort mit 670 Beschäftigten hat eine lange Tradition. Viele haben Freunde, Familienmitglieder, Eltern und Großeltern, die dort arbeiten oder gearbeitet haben.
 

US-Konzernleitung missachtet Tarifvertrag und Mitbestimmung

Besonders wütend macht die CAT-Beschäftigten, dass sie mit ihrer deutschen Geschäftsleitung erst letztes Jahr im Oktober einen Interessenausgleich, Sozialplan und Sozialtarifvertrag vereinbart haben, der  den Erhalt ihrer Arbeitsplätze für die Zukunft sichert. Im Gegenzug waren die Beschäftigten bereit, kürzer zu arbeiten, entsprechend auf Lohn zu verzichten und dadurch die Ausbildung am Standort zu erhalten.

Doch die US-Konzernleitung interessiert das nicht. Sie scheren sich nicht um den Sozialtarifvertrag mit der IG Metall – und auch nicht um Mitbestimmungsrechte: Laut deutschem Betriebsverfassungsrecht muss der Arbeitgeber den Betriebsrat vorab über Schließungspläne informieren und Zahlen dazu vorlegen. Doch auch die Betriebsräte erfuhren erst durch die Videobotschaft davon. Konkrete Zahlen haben die US-Konzernlenker bis heute nicht vorgelegt. Sie sind die Bosse, sie sitzen am Geldhahn.

„Das ist Brechstangenpolitik und anstandslos gegenüber den Beschäftigten. Es wurde nicht einmal über eine Alternative gesprochen“, kritisiert Stephanie Schmoliner, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Kiel-Neumünster. „Das ist mit uns nicht zu machen. Wir fordern den Konzern jetzt auf, mit uns gemeinsam nach Lösungen zu suchen, welche die Standorte sichern und den Beschäftigten eine echte Perspektive geben.“

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