Der Streik der Beschäftigten des Autozulieferers GKN Driveline hat gewirkt: Die IG Metall erreichte einen Sozialtarifvertrag für die Beschäftigten im Werk Zwickau-Mosel, sowie einen Rahmen-Zukunftstarifvertrag für die Werke in Kiel, Offenbach und Trier, mit einer Standortsicherung bis 2029.
96,16 Prozent stimmen für Annahme
In der Urabstimmung stimmten am Donnerstag und Freitag stimmten 96,16 Prozent der IG Metall-Mitglieder im GKN-Werk Mosel für die Annahme des Verhandlungsstands zu ihrem Sozialtarifvertrag: Die Beschäftigten erhalten bei einer Kündigung eine Abfindung von mindestens 1,5 Monatsgehältern (brutto) je Jahr Betriebszugehörigkeit, mindestens jedoch 17.500 Euro. Für jedes Kind gibt es zusätzlich 5.000 Euro. Für Behinderte ab einem Grad von 30 sind Aufschläge vorgesehen. GKN Driveline stattet einen Solidarfonds mit 2,5 Millionen Euro brutto aus, um eine Zusatzzahlung für IG Metall-Mitglieder zu finanzieren. Das Unternehmen finanziert zudem eine Transfergesellschaft, in der Beschäftigte bis zu zwölf Monaten unterkommen können.
„Dieser Sozialtarifvertrag sichert die Beschäftigten in Mosel für alle Fälle ab“, erklärt Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied und Bezirksleiterin der IG Metall in Berlin, Brandenburg und Sachsen. „Die Abfindungen und die Transfergesellschaft zur Weiterqualifizierung bilden ein soziales Netz, das einen Absturz ohne Absicherung verhindert. Daher ist dieser Sozialtarifvertrag ein weiterer Zwischenerfolg nach der Investoren- und Innovationsvereinbarung, mit der sich das Unternehmen zur Käufersuche für das Werk und zu weiteren Innovationen verpflichtet hat. Die IG Metall kämpft gemeinsam mit den Beschäftigten und dem Betriebsrat weiter für eine Zukunft des Standortes Mosel und der Arbeitsplätze.“
Die IG Metall geht davon aus, dass der finanziell gut ausgestatte Sozialtarifvertrag nun noch mehr Anreize für die gemeinsame Suche nach Investoren setzt. Bereits im Februar hatten IG Metall und GKN dazu ein Verfahren vereinbart.
Transformation verbummeln und billig verlagern?
Der Hintergrund: Ende Januar verkündete der Autozulieferer GKN Driveline das Aus für das Werk in Zwickau-Mosel (Sachsen). GKN will die Produktion aus Mosel billig nach Ungarn verlagern – und auch an den anderen deutschen Standorten Arbeitsplätze abbauen.
Dabei ist das GKN-Werk in Mosel mit 835 Beschäftigten derzeit voll ausgelastet, mit Kugelnaben und Gelenkwellen für Verbrenner-Antriebsstränge von Audi, BMW, Mercedes und VW. Dennoch beschloss der Aufsichtsrat – gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter – das Aus.
Um Produkte für die Zukunft in Mosel nach dem Verbrenner hat sich GKN nicht gekümmert. Wenn, dann will GKN Produkte für Elektroautos nur in „Best Cost Countries“, also in Billiglohnländern aufbauen. Dahinter steckt die Investmentgesellschaft Melrose, die GKN 2018 feindlich übernahm und damit damals in Großbritannien eine breite Debatte über „Corporate Raiders“ (Heuschrecken) auslöste. Seitdem hat GKN mehrere Werke in Europa geschlossen.
Profit statt Zukunft. Leider ist GKN kein Einzelfall. Viele Autozulieferer versuchen, einfach billig zu verlagern, statt die Transformation voranzutreiben, etwa den Einstieg bei Elektroautos. Das ließen sich die Beschäftigten im Traditionswerk Zwickau-Mosel und die IG Metall nicht bieten. Mittlerweile sind über 82 Prozent Mitglied der IG Metall. Bei der Urabstimmung letzte Woche stimmten über 96 Prozent der IG Metall-Mitglieder für Streik.
Betriebsräte und IG Metall fordern seit Jahren ein Zukunftskonzept für alle deutschen Standorte und haben dazu Vorschläge vorgelegt. Anfang 2022 erreichte die IG Metall den Einstieg in Verhandlungen über einen Zukunftstarifvertrag. Doch die Unternehmensleitung lehnte die Vorschläge der IG Metall ab, ohne eigene Vorschläge vorzulegen.
„Die IG Metall ist sich bewusst, dass Autozulieferer in der Transformation besonders unter Druck stehen“, meint Irene Schulz. „Gerade deswegen erwarten wir aber auch von GKN wie von jedem Unternehmen, sich dem Wandel zu stellen, Innovationen voranzutreiben und sich für eine zukunftsfeste Produktion und sichere Arbeitsplätze einzusetzen. Einfach ganze Werke zu schließen und Arbeitsplätze abzubauen ist keine akzeptable Option.“
Aktuelle Nachrichten bei IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen und auf der Webseite zum Arbeitskampf bei GKN in Mosel der IG Metall Zwickau.
